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Westdeutsche Zeitung: Die Bilanz zu den Olympischen Spielen fällt durchwachsen aus - Zu perfekt, um zu Herzen zu gehen = Von Christoph Fischer

Geschrieben am 24-08-2008

Düsseldorf (ots) - Die Olympischen Spiele in Peking sind
Vergangenheit. Michael Phelps ist mit acht Goldmedaillen und sieben
Weltrekorden in die Geschichte geschwommen, Usain Bolt aus Jamaika
hat als erster Athlet der olympischen Historie über 100 und die 200
Meter mit unglaublichen Weltrekorden Gold gewonnen. Die deutsche
Mannschaft hat nach enttäuschendem Beginn Rang fünf in der
inoffiziellen Nationenwertung belegt. Das ist besser als in Athen
2004, kann die deutsche Krise in den olympischen Kernsportarten
Leichtathletik, Schwimmen, Radsport, Rudern und Boxen aber nicht
verdecken.

Die Spiele in Peking waren zu perfekt, um wirklich zu Herzen gehen
zu können. Im Schwimmen und in der Leichtathletik traten Athleten
auf, die skeptisch machen. Man muss zur Kenntnis nehmen, dass es im
kommerzialisierten Hochleistungssport in erster Linie darum geht, mit
Medaillen zukunftsträchtige Vermarktungsgrundlagen zu schaffen. Nie
wurde das so deutlich wie in Peking. Die Risikobereitschaft der
Athleten steigt.

Aber auch die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der
freiwilligen Olympiahelfer waren ein Kennzeichen dieser Spiele. Die
Organisation war perfekt, aber diese Spiele hatten nicht wirklich
eine Verbindung zum chinesischen Volk. Angesichts der ungelösten
Tibetfrage, der fortgesetzten Internet-Zensur und der
Menschenrechtssituation entstand der Eindruck von Olympischen
Spielen, die eine Ausnahmesituation darstellen, die bei aller Öffnung
Chinas eben nicht die wahren Verhältnisse des Landes spiegeln. Dass
Thomas Bach als Vizepräsident des Internationalen Olympischen
Komitees die Vergabe der Spiele an Peking verteidigt, kann nicht
überraschen. Die Erkenntnis, dass sich das Komitee in Peking am
Gängelband der chinesischen Regierung bewegte, wird auch Bach nicht
abstreiten können. Aber er wird es nicht zugeben.

Heute kehrt in China wieder der Alltag ein. Die Fabriken werden
wieder angeworfen, das Wasserreservoir im Norden des Landes, das für
die Bewässung von 40 Millionen Blumen in Peking herhalten musste,
wird den Menschen fehlen. Zu diesem Thema wurde jede Recherche
abgeblockt. Das ist die Realität Chinas.

Diese Olympischen Spiele haben nachdenkliche Reporter
zurückgelassen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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