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Börsenberichtwoche vom 25.08. bis 29.08.2008

Geschrieben am 25-08-2008

Frankfurt (ots) - Volkswirtschaft

Rückblick

Der zuletzt überraschende Anstieg des ZEW-Index von -63,9 im Juli
auf -55,5 im August ist auf den deutlichen Ölpreisrückgang und die
starke Euro-Abwertung während des vergangenen Monats zurückzuführen.
Die Stimmungsaufhellung ist jedoch nicht mehr als eine Konsolidierung
auf tiefem Niveau. Nach wie vor bleibt die Kernaussage des Index
unverändert: Die überwiegende Mehrzahl der vom Zentrum für
Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) befragten Finanzanalysten
erwartet, dass sich die Wirtschaft in den kommenden 6 Monaten
schlechter als im zurückliegenden Halbjahr entwickeln wird. Auch die
Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum fielen leicht besser als
erwartet aus, bleiben jedoch deutlich unter der Expansionsschwelle
von 50 Punkten. Insgesamt deuten die Stimmungsindikatoren damit eher
auf eine Stagnation der europäischen Wirtschaft in der zweiten
Jahreshälfte als auf eine Erholung hin.

In den USA zeichnet sich noch immer kein Ende der Immobilienkrise
ab. Baubeginne und -genehmigungen haben nach der Zwischenerholung im
Juni ihre Talfahrt wieder aufgenommen. Auch von der Preisfront gibt
es nichts Positives zu berichten. So sind trotz Ölpreisrückgang die
Erzeugerpreise im Juli nochmals deutlich gestiegen.

Ausblick

Die Konjunkturindikatoren der vergangenen Wochen signalisieren
eine spürbare Abschwächung der europäischen Wirtschaft.
ifo-Geschäftsklima, Economic Sentiment Indicator (ESI), Unternehmens-
und Verbrauchervertrauen, die in den letzten Monaten den bereits seit
Mitte des Jahres 2007 bestehenden Abwärtstrend beschleunigt haben (s.
Abbildung links), sollten ihre Talfahrt fortsetzen und die Erwartung
einer sich weiter eintrübenden Wirtschaft bestätigen. Angesichts
dieser Entwicklung könnten Zinssenkungserwartungen wieder ein Thema
am Markt werden - insbesondere dann, wenn die in dieser Woche
anstehenden Verbraucherpreisdaten zeigen, dass das Inflationshoch
überwunden und der Preisdruck langsam nachzulassen beginnt. Dennoch:
Mit einer Zinssenkung der EZB ist nicht vor dem zweiten Quartal des
nächsten Jahres zu rechnen, denn die Gefahr von Zweitrundeneffekten
ist aufgrund von deutlichen Lohnerhöhungen und den sich noch immer
auf hohem Niveau befindenden Inflationserwartungen weiterhin groß.

In den USA wird die zweite BIP-Schätzung für das 2. Quartal wohl
eine deutliche Aufwärtsrevision ergeben, nachdem das
Außenhandelsdefizit im Juni deutlich geringer ausfiel als bei der
ersten Berechnung angenommen. Die auf die Zukunft gerichteten Zahlen
dürften jedoch weniger positiv ausfallen. So sollten die
Auftragseingänge für langlebige Güter an Dynamik verlieren. Dafür
spricht unter anderem, dass der Teilindex des ISM für den
Auftragseingang seit Ende 2007 unter der Marke von 50 Punkten liegt
und zuletzt weiter gefallen ist.

Aktienmärkte

Rückblick

Auch in der abgelaufenen Handelswoche gelang es dem deutschen
Aktienmarkt nicht, einen nachhaltigen Aufwärtstrend zu starten.
Vielmehr wurden die Erholungsansätze durch neue Sorgen hinsichtlich
der Finanzmarktkrise beendet. Starken Einfluss auf die jüngsten
Kursbewegungen hatten außerdem wieder der US-Dollar und der Ölpreis.
So hielten die Angst vor einer erneuten Zuspitzung der globalen
Finanzmarktkrise sowie die Sorge um eine starke Abkühlung der
europäischen Konjunktur Investoren in Europa zunächst von neuen
Engagements an den Börsen ab. Zum Wochenschluss setzte sich dann
allerdings - begleitet auch von einem stark rückläufigen Ölpreis -
die Zuversicht durch, dass bereits viel Negatives in den Kursen
eingepreist ist. So sahen Marktteilnehmer deshalb nach den jüngsten
Verlusten eine gute Chance auf eine Stabilisierung der Aktienmärkte
und trieben die Indizes zum Wochenschluss nochmals nach oben. Der
US-Aktienmarkt stabilisierte sich nach dem Schwächeanfall zum
Wochenbeginn mit einer festeren Tendenz am Freitag wieder etwas. Die
Situation bleibt jedoch weiterhin unsicher. Die Investmentbank Lehman
Brothers stand die ganze Woche im Zentrum von Gerüchten und
Spekulationen, wobei am Freitag ausnahmsweise ein optimistischer
Grundton vorherrschte. Mit der Korea Development Bank (KDB) hat sich
ein möglicher Interessent zu Wort gemeldet, der der bedrängten
Investmentbank unter die Arme greifen könnte.

Ausblick

Im Unternehmenskalender dieser Handelswoche stehen vorwiegend
Unternehmen der zweiten und dritten Reihe. Die Stimmung im
Finanzsektor wird Börsianern zufolge derzeit besonders von
Neuigkeiten bei den US-Immobilienfinanzierern Fannie Mae und Freddie
Mac bestimmt. Zuletzt wurde vor allem über deren Verstaatlichung
spekuliert. In Europa dürften die Geschäftszahlen der französischen
Bank Credit Agricole auf Abschreibungen im Zuge der Finanzkrise
abgeklopft werden. Somit wird sich der Blick vornehmlich auf die
makroökonomischen Variablen richten. Hier dürfte aber kein
grundsätzlich neues Bild entstehen. Aktuell sind europäische Aktien
auf Basis der für 2008 prognostizierten Erträge mit einem
durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von gut 10 bewertet.
Bei einem nicht auszuschließenden Gewinneinbruch zwischen 20% und 30%
läge das KGV bei etwa 13 und somit weiterhin klar unter dem
langjährigen historischen Mittel. Dies bestätigt uns in der Meinung,
dass schon ein großer Teil der anstehenden Gewinnrevisionen
eingepreist worden ist. Daher halten wir es für wahrscheinlich, dass
die Aktienmärkte trotz fallender Gewinnerwartungen in den kommenden
Wochen seitwärts tendieren, bevor dann auch wieder deutlich höhere
Kurse realistisch sind. Insofern dürfte der DAX vorerst kurzfristig
weiterhin in einer Bandbreite zwischen 6.200 und 6.600 Punkten
gefangen bleiben. Die Ausschläge innerhalb dieser Range dürften wie
bisher stark von Bewegungen auf der Rohstoff- und Währungsseite
geprägt bleiben.

Rentenmärkte

Rückblick

In der vergangenen Handelswoche verzeichneten sowohl deutsche als
auch US-Staatsanleihen leichte Verluste. Belastungsfaktoren im
Euroraum waren insbesondere die etwas besser als erwartet
ausgefallenen Stimmungsindikatoren. In den USA ließen die stärker als
erwartet gestiegenen Erzeugerpreise die Inflationssorgen wieder
aufflammen, wenngleich der erneute Ölpreisrückgang dämpfend auf den
Preisauftrieb wirkte. Weiterer stützender Faktor war in der
vergangenen Woche die Wiederaufnahme des Abwärtstrends bei
Baubeginnen und -genehmigungen in den USA, die zeigten, dass eine
Stabilisierung am US-Immobilienmarkt noch auf sich warten lässt.

Ausblick

Das fundamentale Umfeld für die Rentenmärkte ist weiter positiv
und die in dieser Woche anstehenden Ereignisse dürften tendenziell
stützend wirken. Das Protokoll zur letzten US-Zinsentscheidung wird
zeigen, dass die Konjunktursorgen der Fed wieder etwas zugenommen
haben und auf absehbare Zeit ein Kurswechsel in der Zinspolitik
unwahrscheinlich ist. Außerdem sollten die Konjunkturmeldungen eher
marktfreundlich wirken. Auch wenn das US-Verbrauchervertrauen
(Conference Board) im August leicht gestiegen sein dürfte, bedeutet
dies lediglich eine Stabilisierung auf tiefem Niveau. Die
Stimmungsindikatoren aus dem Euroraum sollten ihren Abwärtstrend
fortsetzen und somit marktpositiv wirken. Zudem werden die
Verbraucherpreisdaten einen nachlassenden Preisdruck zeigen, was die
Zinssenkungserwartungen im Euroraum beflügeln könnte. Allerdings
besteht bei den aktuellen Bund-Renditen, die sich in allen
Laufzeitenbereichen bereits deutlich unter Leitzinsniveau befinden,
auch das Risiko einer Konsolidierung auf hohem Niveau.

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