Allgemeine Zeitung Mainz: Eine Entscheidung. Endlich! (Kommentar zu Bayreuth)
Geschrieben am 01-09-2008 |
Mainz (ots) - Gezänk, Frontenwechsel, immer neue Winkelzüge: Selbst die Wagnerianer waren es längst leid, den Wendungen im Familienkrieg um den Grünen Hügel in Bayreuth noch zu folgen. Für das letzte kabarettreife Zwischenspiel hatte am Tag der Entscheidung um die Wolfgang-Wagner-Nachfolge noch ein 44-Jähriger namens Richard Bauer gesorgt, als er seinen Hut mit der Begründung in den Ring warf, er sei ein unehelicher Sohn Wieland Wagners. Das Internet höhnte prompt etwas vom "Last-Minute-Sohn" - dann war auch diese Kuriosität vergessen, und kurz darauf herrschte nur noch Erleichtung in der Szene. Sicherlich hat Wolfgang Wagner, der ebenso Selbstherrliche wie Wankelmütige, mit dem, was er in den vergangenen Monaten für seine Meinung hielt, uneingeschränkt triumphiert. Und ebenso gewiss sind seine Töchter Eva und Katharina, die jetzt gemeinsam auf die Bayreuther Prinzipalen-Bank gehoben wurden, dem alten Herrn zuletzt allzu offensichtlich um den Bart gegangen. Aber vielleicht können sie trotzdem, was ihnen viele nicht zutrauen. Ihre Cousine Nike Wagner wiederum hätte zwar den international erfahrenen Gérard Mortier mit im Boot gehabt. Sie selbst indes ist vornehmlich durch ihre regelmäßig zur Schau gestellte Distanz zu dem langjährigen Hausherrn auf dem Grünen Hügel aufgefallen - und das ist noch lange kein Beweis von Können. Fazit: Es wird schwer werden in Bayreuth - nicht zuletzt auch deshalb, weil Patriarch Wolfgang seine Sache in all den Jahrzehnten wesentlich besser gemacht hat, als ihm allgemein nachgesagt wird. Aber zuerst und vor allem ist es gut, dass eine Entscheidung gefallen ist. Endlich.
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