LVZ: Preispoker
Geschrieben am 05-06-2006 |
Leipzig (ots) - Von Andreas Dunte Der Iran schockt die Welt. Nach der Andeutung des obersten islamischen Rechtsgelehrten Chamenei, im Atomstreit mit dem Westen möglicherweise Öl als Waffe einzusetzen, ist der Preis für den lebensnotwendigen Rohstoff an den Weltmärkten schlagartig gestiegen. Nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was eintritt, wenn sich der Konflikt zwischen der westlichen Welt und dem Iran nicht friedlich beilegen lässt. Die USA, die seit 27 Jahren keinerlei Beziehungen mehr zur islamischen Republik unterhalten, hatten überraschenderweise die Hand ausgestreckt und sehen sich jetzt brüskiert, auch wenn US-Außenministerin Condoleeza Rice etwas anderes behauptet. Das amerikanische Angebot zu direkten Gesprächen mit dem Iran galt in der westlichen Welt als der entscheidende Test für die Absichten der Führung in Teheran. Schlägt es Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad aus, dann ist klar, dass es ihm nicht ernsthaft um eine Lösung des Streits und damit um eine friedliche Nutzung der Atomenergie geht. Dass nicht er kurz vor Beginn der Verhandlungen die Öl-Waffe ins Spiel gebracht hat, sondern Chamenei, lässt allerdings hoffen: Iran will in den anstehenden Treffen nur einen höheren Preis für seinen Verzicht auf Kernwaffen heraushandeln und dass es in dem Land offensichtlich nicht nur ein Machtzentrum gibt. Dass die Preise an den Tankstellen so explodieren, kommt nicht von ungefähr. Iran ist der viertgrößte Erdöllieferant der Welt und das zweitwichtigsten Mitglied in der Opec, dem Kartell der Erdöl exportierenden Staaten. Da der größte Teil des iranischen Erdöls über die Straße von Hormus im Persischen Golf exportiert wird, könnte Teheran im Falle einer Militäroperation den Seeweg relativ leicht blockieren. Die westliche Welt hängt am Öl, keine Frage. Wenn sich die Preise weiter verteuern, geht es mit der Weltwirtschaft rapide bergab mit all den bekannten Folgen früherer Krisen dieser Art.
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