Atomkraftwerke sind gefährliche Terrorziele. Ihr Weiterbetrieb erhöht die Risiken
Geschrieben am 05-09-2008 |
Berlin (ots) - Kurz vor dem siebten Jahrestag des Anschlags auf das World-Trade-Center in New York hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vor den unverändert hohen Terrorrisiken bei deutschen Atomkraftwerken gewarnt. Die Reaktoren seien nach wie vor völlig unzureichend gegen Anschläge gesichert. Potentiellen Attentätern werde es viel zu leicht gemacht, Sicherheitslücken auszunutzen. "Die einzige Möglichkeit, die Terrorgefahren entscheidend zu minimieren, ist das sofortige Abschalten aller Atomkraftwerke", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger: "Sollte der von der Bundesregierung begonnene Atomausstieg weiter seinem vorgesehenen Fahrplan folgen, sind zwischenzeitlich umfangreiche und auch teure Maßnahmen zur Abwehr möglicher Attacken gegen Atomkraftwerke in Deutschland erforderlich."
Überlegungen, mittels Schutzbauten wie z.B. Türmen die Sicherheit von Atomkraftwerken gegenüber Angriffen von außen zu erhöhen seien jedoch unrealistisch. Bei deren Zerstörung könnten herumfliegende Trümmer sensible Anlagenteile beschädigen. Gegen Sabotageakte durch Personen, die sich innerhalb der Atomanlagen aufhalten, helfe wiederum nur eine stärkere Überprüfung und Kontrolle - mit negativen Folgen für den Datenschutz und die Bürgerrechte. Das Fehlen wirksamer Schutzmaßnahmen gegen Terroranschläge führe zu Untätigkeit und Ratlosigkeit. Zwar habe das Bundesumweltministerium bereits 2002 die zuständigen Landesatomaufsichtsbehörden aufgefordert, anlagenspezifische Analysen über die Sicherheitslücken bei Atomkraftwerken und mögliche Gegenmaßnahmen zu erstellen. Die Länder seien dieser Aufforderung jedoch bisher nicht nachgekommen.
Den aktuellen Stand der Vorsorgemaßnahmen hat für den BUND der unabhängige Atomexperte und Berater Helmut Hirsch untersucht. Sein Fazit: "Atomkraftwerke sind durch Terror- und Sabotageakte weiterhin leicht angreifbar. Von außerhalb der Anlage können Attacken sowohl aus der Luft als auch vom Boden aus erfolgen. Ebenso ist ein Beschuss des Geländes oder der Gebäude mit Geschützen denkbar. Und eine besonders große Gefahr geht von möglichen Innentätern aus." Spätestens seit dem 11. September 2001 seien derartige Szenarien zu einem täglichen Risiko geworden. "Tatsächlich wirksame Maßnahmen zur Minimierung der Gefahren wurden bisher leider nur unzureichend ergriffen. Zwar stehen an einigen wenigen Atomkraftwerken inzwischen Vernebelungsanlagen, diese bieten jedoch keinen ausreichenden Schutz und erschweren im Ernstfall sogar Rettungskräften oder der Feuerwehr ihre Arbeit. Und ein anfliegendes Flugzeug kann auch in einer Nebelwolke sicherheitsrelevante Anlagenteile treffen", sagte Hirsch.
Bedenklich sei, dass zur Einsparung von Kosten in den Atomanlagen immer mehr Wartungs- und Prüfarbeiten während des Leistungsbetriebes statt wie zuvor bei abgeschaltetem Reaktor durchgeführt würden. Dadurch entstünden besonders riskante Situationen. Hinzu komme das teilweise Fehlen von Fachkräften und der Einsatz von Fremdfirmen in sensiblen Bereichen. Dies erhöhe für potentielle Terroristen die Chance, in ein Atomkraftwerk einzudringen. Hirsch sieht die Anlagen Biblis A, Brunsbüttel und Philippsburg 1 als besonders gefährdet. Grund dafür seien die schwachen Auslegungen der Wandstärken der Reaktorgebäude. Eine weitere Schwachstelle würden die Siedewasserreaktoren Brunsbüttel, Philippsburg 1, Isar 1 und Krümmel aufweisen: Über dem Containment, im oberen Teil des Reaktorgebäudes, befinde sich das Brennelemente-Lagerbecken, das erheblich mehr langlebige radioaktive Stoffe enthalten könne als der Reaktor selbst.
Hubert Weiger: "Jeder verantwortliche Politiker muss sich mindestens dafür einsetzen, die besonders gefährdeten Reaktoren sofort vom Netz zu nehmen. Es geht nicht darum, Panik zu schüren. Aber es nützt auch nichts, den Kopf in den Sand zu stecken und längere Laufzeiten für die hochgefährlichen Atomkraftwerke zu fordern. Bundeskanzlerin Merkel hat beeidigt, Schaden von der Bevölkerung abwenden zu wollen. Sie sollte sich endlich klar machen, dass allein der Atomausstieg mehr innere Sicherheit bringt."
Ein Hintergrundpapier von Dr. Helmut Hirsch zu den Terrorgefahren für Atomkraftwerke finden Sie im Internet unter: http://www.bund.net/ fileadmin/bundnet/publikationen/atomkraft/20080904_atomkraft_terror_a kw_hintergrund.pdf
Originaltext: BUND Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/7666 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_7666.rss2
Pressekontakt: Thorben Becker, BUND-Energieexperte, Tel. 030-27586-421, Mobil: 0171-6065225 bzw. Rüdiger Rosenthal, BUND-Pressestelle, Tel. 030-27586-425/-489, Fax: -440, E-Mail: presse@bund.net, www.bund.net
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
157125
weitere Artikel:
- Götz: Hessen bringt Hartz IV-Neuorganisation voran Berlin (ots) - Zur Vorlage eines Entwurfs zur Grundgesetzänderung durch Hessens Sozialministerin Silke Lautenschläger erklärt der kommunalpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Peter Götz MdB: Mit der Vorlage konkreter Gesetzentwürfe zeigt Hessen einen gangbaren Weg auf, der die Arbeit der sogenannten ARGEn und die der Optionskommunen dauerhaft auf eine verfassungsrechtliche Grundlage stellt. Die Diskussion um die Neuorganisation der Hartz IV-Verwaltung auf der Basis des Kompromisses der Arbeits- und Sozialministerkonferenz mehr...
- Elektro-Smart: Mit RWE-Strom ein Klimaschwein / Greenpeace protestiert gegen Kooperation von Daimler und RWE Berlin (ots) - Gegen den Start der Elektroauto-Kooperation von Daimler und dem Energiekonzern RWE protestiert Greenpeace heute in Berlin mit einem zum rosa Klimaschwein umgewandelten Smart. Vor dem Hotel, in dem im Beisein der Bundeskanzlerin das Projekt vorgestellt wird, trimmen 15 Aktivisten den Wagen mit Farbe, künstlicher Schnauze, Ohren und Ringelschwanz. Daneben haben sie einen Haufen aus Kohlesäcken aufgeschichtet. Auf einem Banner steht: "Smart + Kohlestrom von RWE = Klimaschwein". Nach Berechnungen von Greenpeace wird ein Elektro-Smart, mehr...
- Kölner Stadt-Anzeiger: Politologen von Alemann und Holtmann: Kür Steinmeiers schon an diesem Sonntag für SPD am besten Köln (ots) - Namhafte Politikwissenschaftler haben sich für eine rasche Nominierung von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) zum Kanzlerkandidaten seiner Partei ausgesprochen. "Ich würde der SPD empfehlen, die Kandidatenfrage sobald wie möglich zu entscheiden, also am besten bereits am Sonntag", sagte der Düsseldorfer Politologe Ulrich von Alemann dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag-Ausgabe). Die SPD benötige in ihrer derzeit schlechten Lage einen Befreiungsschlag. "Da bietet sich die Kür Steinmeiers zum Kanzlerkandidaten am Sonntag mehr...
- Fromme: Erstmals deutsche Schilder in Polen - ein großer Erfolg für deutschen Minderheiten Berlin (ots) - Zu der Aufstellung von deutschen Ortsschildern in Lubowitz (Lubowice) erklärt der Vorsitzende der Gruppe der Vertriebenen, Flüchtlinge und Aussiedler der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jochen-Konrad Fromme MdB: Es ist zu begrüßen, dass erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg in der Ortschaft Lubowitz zweisprachige Ortsschilder aufgestellt werden. Für die deutschen Minderheiten in Polen ist diese Entscheidung von besonderer Bedeutung. Zwar besteht die Möglichkeit, zweisprachige Ortsschilder aufzustellen seit 2005; von dem damals mehr...
- DDV: Forderungen zur Verschärfung des Datenschutzes schießen am Ziel vorbei Wiesbaden (ots) - Vehement kritisiert der Deutsche Dialogmarketing Verband DDV einige der gestern beim "Datenschutzgipfel" des Bundesinnenministeriums beschlossenen Punkte für eine Verschärfung des Datenschutzgesetzes. Die vorgeschlagene opt-in-Lösung, das Erfordernis des vorherigen Einverständnisses vor Weitergabe der Adresse, würde das Ziel - die Verhinderung kriminellen Datenmissbrauchs - nicht unterstützen, stattdessen aber die gesamte Werbewirtschaft behindern. Patrick Tapp, Vizepräsident Public Affairs und Verbraucherdialog im DDV: mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|