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Bundesbürger wollen teuren Krankenkassen den Rücken zukehren / Zusatzbeitrag zum Einheitstarif könnte Wechselwelle auslösen

Geschrieben am 08-09-2008

Köln (ots) - Mit der Einführung des Gesundheitsfonds könnte ab
Januar 2009 eine erhebliche Wechselwelle auf jene Krankenkassen
zukommen, die von ihren Mitgliedern Zuschläge zum einheitlichen
Beitragssatz verlangen. Von der Neuregelung der Finanzierung der
gesetzlichen Krankenversicherung profitieren können hingegen
diejenigen Kassen, die mögliche Überschüsse in Form von
Prämienzahlungen oder Zusatzleistungen an ihre Versicherten
weitergeben.

Dies zeigt die aktuelle Studie "Markttracking Gesundheitsfonds"
des Marktforschungs- und Beratungsinstituts psychonomics AG. 1.000
GKV-Mitglieder zwischen 16 und 65 Jahren wurden zu ihren
Einstellungen zum Gesundheitsfonds und zu ihrer Wechselbereitschaft
befragt.

Demnach steigt das Abwanderungsrisiko - das aktuell bei
schätzungsweise vier bis sechs Prozent aller GKV-Mitglieder liegt -
nach Einführung des Gesundheitsfonds für "teure", d.h. Zuschläge zum
Einheitstarif erhebende Kassen um ein Mehrfaches an. Unter der
Bedingung, dass die eigene Krankenkasse acht Euro Zuschlag monatlich
verlangt, während es andere beim Einheitsbeitrag belassen, nimmt die
Wechselbereitschaft (verglichen mit der "natürlichen" Fluktuation)
beispielsweise um das Dreifache zu; in anderen untersuchten
Marktszenarien sogar um das Vierfache.

Damit könnte der den GKV-Versicherten kürzlich erst von der
Familienministerin von der Leyen empfohlene Wechsel teurer
Krankenkassen durchaus größere Ausmaße annehmen.

Die stärkste Wechselneigung unter der Bedingung einer zukünftigen
finanziellen Benachteiligung im neu-regulierten GKV-Markt zeigen
derzeit die Mitglieder der Innungskrankenkassen (IKK), gefolgt von
den Betriebskrankenkassen (BBK), den AOKen und den Ersatzkassen.
Überdurchschnittlich wechselbereit sind vor allem die unter
50-Jährigen Versicherten. Grundsätzlich bevorzugen die Bundesbürger
mehrheitlich solche Krankenkassen, die mögliche Überschüsse in Form
von Prämien an ihre Versicherten ausschütten (56%), für viele (44%)
sind aber auch zusätzliche Versicherungsleistungen attraktiv.

"Auch wenn der Wettbewerb der Krankenkassen durch das neue
Finanzierungsprinzip in ein enges Korsett gezwängt wird und
´günstige´ Krankenkassen damit der Vergangenheit angehören, wird
insbesondere das Überschreiten des Einheitstarifs eine hohe
Signalwirkung auf die Versicherten ausüben und deren
Wechselbereitschaft beflügeln", prognostiziert Anja Schweitzer,
Leiterin der HealthCare Marktforschung der psychonomics AG.

Verunsicherung und Skepsis bei den GKV-Versicherten

Obwohl sich jeder zweite gesetzlich krankenversicherte
Bundesbürger noch kein abschließendes Urteil zutraut, wird der
Gesundheitsfonds überwiegend skeptisch beurteilt: Zwei Drittel der
GKV-Mitglieder gehen davon aus, dass der im November von der
Bundesregierung verkündete einheitliche Beitragssatz teils deutlich
über dem jetzigen Tarif ihrer Krankenkasse liegen wird; mehr als
jeder Zweite erwartet zudem ein (weiter) abnehmendes Leistungsniveau
der gesetzlichen Krankenversicherung und bezweifelt die Gerechtigkeit
und Solidarität der Neuregelungen. Ein Drittel der GKV-Versicherten
lehnt die Vereinheitlichung der Beitragssätze sogar rundweg ab.

Generell sind mittlerweile drei Viertel (73%) der gesetzlich
Krankenversicherten über die Einführung des Gesundheitsfonds
informiert, im März dieses Jahres waren dies erst 53 Prozent.
Deutlich weniger bekannt als die Vereinheitlichung der Beitragssätze
ist bisher, dass die Kassen in bestimmten Grenzen Zuschläge erheben
oder aber mögliche Überschüsse in Form von Prämien ausschütten
können.

Aufmerksam geworden auf das Thema Gesundheitsfonds sind die
GKV-Mitglieder bislang ganz überwiegend über die Medien - die
Krankenkassen selbst halten sich mit der Information ihrer
Versicherten hingegen noch stark zurück.

Die komplette 50-seitige Studie "Markttracking Gesundheitsfonds"
mit zahlreichen Differenzierungen nach soziodemographischen
Merkmalen, Krankenkassenzugehörigkeit, Gesundheitszustand,
krankenversicherungstypologischen Profilen sowie für unterschiedliche
Marktszenarien kann über die psychonomics AG bezogen werden. Die
kommende Ausgabe der regelmäßigen Marktbeobachtung zu den
Auswirkungen des Gesundheitsfonds erscheint Anfang Oktober 2008.

Weitere Studieninfo:
www.psychonomics.de/tracking_gesundheitsfonds.pdf

Studienleitung: Anja Schweitzer (Leiterin psychonomics HealthCare)
- Tel.: +49 (0)30 308 74 47-0 - E-Mail:
anja.schweitzer@psychonomics.de

Originaltext: psychonomics AG
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50931 Köln
T +49 (0)177-2953800
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