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Börsen-Zeitung: Kontrastprogramme, Kommentar von Bernd Wittkowski zur Situation bei den Landesbanken

Geschrieben am 08-09-2008

Frankfurt (ots) - Jetzt sind Bankenwelt und Bankenpolitik völlig
aus dem Häuschen. In den USA, Musterland des Turbokapitalismus,
werden die vor dem Kollaps stehenden Schwergewichte Fannie Mae und
Freddie Mac mit Finanzspritzen irgendwo in der Spanne von 25 Mrd. bis
200 Mrd. Dollar aufgepäppelt - die Börse ist außer sich vor Freude
über den Akt der Verstaatlichung zulasten der Steuerzahler. Derweil
macht sich die EU-Kommission wegen einer vergleichsweise läppischen
5-Mrd.-Euro-Bürgschaft nass, mit der die Eigentümer das Überleben der
WestLB gewährleisten, und mischt sich auf ganz andere Weise als die
US-Regierung in die Gestaltung des Bankenmarktes ein - dessen
Eigentumsordnung in der EU nationaler Regelungshoheit unterliegt.
Welch ein Kontrastprogramm!

Anderer Schauplatz, anderer Antagonismus: Bayern war zu Edmund
Stoibers Zeiten (die gerade mal seit einem Jahr vorbei sind) eine
Trutzburg des öffentlich-rechtlichen Bankgewerbes. Heute denkt die
BayernLB vor lauter Schreck, dass ihr Ähnliches widerfahren könnte
wie dem bemitleidenswerten Düsseldorfer Spitzeninstitut, gleich mal
laut über die Hereinnahme eines Finanzinvestors nach. Das Tempo und
die scheinbare Lässigkeit, mit denen hier wie dort vermeintlich
gefestigte Kulturen, Traditionen, Weltanschauungen und Dogmen mir
nichts, dir nichts über den Haufen geworfen werden, rauben
Beobachtern den Atem.

Drittes Kontrastprogramm: noch einmal WestLB, diesmal im Vergleich
zur HSH Nordbank. Die Träger der einst mächtigsten Landesbank - vor
allem Land NRW und regionale Sparkassenverbände - haben ihr Institut
durch fatale Fehl- und Nichtentscheidungen in die Defensive und eine
schier ausweglose Situation manövriert. Die von der Finanzkrise
ebenfalls schwer getroffene HSH Nordbank hingegen geht - offenbar mit
Rückendeckung auch der Stadt Hamburg, des Landes Schleswig-Holstein
und der dortigen Sparkassen - mit einem Programm in die Offensive,
das in seiner Radikalität jedenfalls für eine Landesbank geradezu
revolutionär erscheint. Gewiss, die Nordlichter haben das
Profitabilitäts- und Effizienzprogramm angesichts des krisenbedingten
Ertragseinbruchs und ihrer nach wie vor alles andere als komfortablen
Kapitalausstattung bitter nötig. Aber - auch das macht hier den
Kontrast aus - sie ziehen die Konsequenzen, solange sie selbst noch
dazu in der Lage sind und ihnen niemand in Brüssel oder sonst wo die
Bedingungen diktiert.

(Börsen-Zeitung, 9.9.2008)

Originaltext: Börsen-Zeitung
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Pressekontakt:
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Redaktion

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