Neues Deutschland: Krise in der SPD und Politikmüdigkeit
Geschrieben am 09-09-2008 |
Berlin (ots) - Sollte dereinst wieder einmal über die Ursachen von Politikmüdigkeit gerätselt werden, kann die traditionsreiche deutsche Sozialdemokratie gleich ein ganzes Bündel von Erklärungen liefern. Wenngleich Politik generell als wenig sauberes Geschäft gilt - die Genossen haben sich in den letzten Jahren um diesen wenig schmeichelhaften Ruf in besonderer Weise verdient gemacht. Die Uhr August Bebels scheint wahrlich keine sonderlich wertvolle Mitgift zu sein. In hohem Bogen hat Ex-Kanzler Schröder den Parteivorsitz seinem Adlatus Müntefering zugeworfen. Der wiederum hat unverzüglich nach der ersten Abstimmungsniederlage den Staffelstab an Platzeck weitergereicht. Der wurde so krank, dass Beck ran musste. Und den haben nun die Umtriebe in der eigenen Partei zur Amtsaufgabe gebracht. Beck wird wieder von Müntefering beerbt, der das alles zur Genüge kennt.
Die Hass-Liebe zwischen Basis, Parteiapparat und Vorsitzenden scheint in der SPD besonders ausgeprägt. Opportunismus, Intrigen, Netzwerke, Flügel, Lager - von all dem hat die älteste Partei offenbar überproportional viel. Freilich hat sie auch Spin-Doktoren, die Beck gestern in ihm eigener bodenständiger Art rheinland-pfälzisch zu Spinnern erklärte. Aber nicht die Medienberater der Politiker sind das eigentliche Problem. Sondern ihre Auftraggeber, die - bis sie selbst deren Unwesen zum Opfer fallen - auf derlei Hilfe gern zurückgreifen, um unliebsame Konkurrenz aus dem Weg zu räumen.
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