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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema HDTV

Geschrieben am 21-09-2008

Bielefeld (ots) - Die Deutschen scheinen bestens für eine neue
Dimension des Fernsehens gerüstet: Nach Hochrechnungen des
Branchenverbandes Bitkom wird 2010 in jedem zweiten Haushalt ein
Flachbildfernseher stehen. Bereits jetzt sind es viele Millionen. Auf
den Kauf folgte für zahlreiche TV-Fans allerdings die Ernüchterung:
Verführt von gestochen scharfen Bildern aus der Konserve oder einem
Einblick in die Welt der hochaufgelösten Fernsehbilder (HDTV) via
Bezahlsender Premiere haben sie zugegriffen - doch zu Hause konnte
der flache Riese seine Versprechen nicht einlösen.
Kabel, Satellit oder Antennen liefern nur das betagte PAL-Signal, ein
bereits 1962 zum Patent angemeldetes Verfahren zur Farbübertragung im
Fernsehen. Pantoffelkino auf einer High-Tech-Bühne: Wer zu nah vor
dem Flachmann sitzt, sieht möglicherweise ein unscharfes Bild - und
sehnt sich nach den Zeiten zurück, als er noch in die Röhre geguckt
hat.
In anderen Ländern, nicht nur in Japan und den USA, ist man weiter:
Deutschland ist HDTV-Entwicklungsland. Das österreichische Fernsehen
hat die 31 Spiele der Fußball-EM in hochauflösender Bildqualität
übertragen. Aktuell planen ARD und ZDF, die HDTV-Ausstrahlung 2010
mit den Olympischen Winterspielen zu starten.
Auch die Privatsender tun sich schwer, mit gestochen scharfen Bildern
auf Zuschauerfang zu gehen. RTL hat es gerade erst geschafft, seine
zugkräftigsten Sendungen auf das 16:9-Format umzustellen. Endlich
kann man Günter Jauchs Kandidaten formatfüllend beim Rätseln zusehen.
Von HDTV keine Spur. ProSiebenSat1 hat sogar die Ausstrahlung in HD
Anfang dieses Jahres nach mehreren Jahren wieder eingestellt.
Dafür gibt es möglicherweise mehrere Gründe: Nur zögerlich haben die
Deutschen bislang zu den recht teuren HDTV-Set-Top-Boxen gegriffen.
Ein Henne-und-Ei Problem. Was muss zuerst da sein: die
Empfangsmöglichkeiten oder die empfangbaren Programme? Außerdem: Von
den fast 40 Millionen TV-Haushalten bezieht gut die Hälfte ihr
Fernsehprogramm über einen Kabelanschluss, nur etwa jeder Vierte
empfängt bereits ein digitales Signal. Die digitale Übertragung wäre
aber wichtig für die Umstellung auf hochaufgelöste Bilder - damit es
wegen der benötigten großen Bandbreiten nicht zu eng wird im Kabel.
Der Kabelkunde sollte nicht an überalterter Technik festhalten, sonst
blockiert er seine eigene Fernsehzukunft mit.
Nach einer Bitkom-Hochrechnung sind bereits heute acht Millionen
Deutsche am hochauflösenden TV interessiert. Die
öffentlich-rechtlichen Sender sind in der Pflicht, das Fernsehen in
die Zukunft zu führen - wie am 25. August 1967, als Willy Brandt per
Knopfdruck auf der IFA das Farbfernsehen startete.
Statt die Gebührengelder in Internetangebote und eine Vielzahl von
Spartensender zu investieren, sollten sie HDTV-Vorreiter sein. Die
Fußball-EM ist vorbei. Wie wär's mit gestochen scharfen Bildern zur
Bundestagswahl im kommenden Jahr?

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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