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MEDICA 2008: Die Zündkerze fürs kranke Herz feiert Jubiläum

Geschrieben am 24-09-2008

Düsseldorf (ots) - Düsseldorf - Im Takt mit dem 40. Weltforum der
Medizin, der MEDICA 2008 in Düsseldorf (19. bis 22. November), feiert
auch eines der komplexesten medizintechnischen Produkte ein rundes
Jubiläum. Der Herzschrittmacher wird 50 Jahre! Im Jahr 1958 wurde zum
ersten Mal ein Aggregat implantiert. Heute lebt über eine viertel
Million Bundesbürger mit einem Herzschrittmacher. Weitere 100.000
Patienten haben Geräte gegen den plötzlichen Herztod implantiert
bekommen und nochmals 45.000 leben mit einem implantierten Aggregat
gegen Herzschwäche. Und Jahr für Jahr nimmt die Zahl der Bundesbürger
noch weiter zu, die erstmals oder wiederholt einen Herzschrittmacher
erhalten. Anlässlich der MEDICA (Fachmesse + Kongress), in deren
Rahmen die neueste Schrittmacher-Generation und verschiedene
Herzerkrankungen thematisiert werden, bietet sich ein Blick zurück
und in die Zukunft an.

Derzeit werden jährlich über 65.000 Erstimplantationen und 17.000
Austauschoperationen durchgeführt. Im Durchschnitt bekommt der
Patient nach acht Jahren ein neues Aggregat, meist wegen
Batterieerschöpfung. Männer bekommen mit 74, Frauen mit 77 Jahren
ihren ersten Schrittmacher. Die wenigsten Herzschrittmacher pro 1
Million Einwohner werden in Baden-Württemberg (624), die meisten in
Thüringen (1.135) implantiert.

Am 8. Oktober 1958 wurde erstmals einem Menschen ein
Herzschrittmacher implantiert. Batterie und die wenigen elektrischen
Bauteile legte man in eine Schuhcremedose und füllte die Form mit
Kunstharz aus. Dem schwedischen Patienten Arne Larsson, der seit
Jahren unter einer Herzblockade litt, rettete das Wunderwerk der
Medizintechnik das Leben. Bis zu seinem Tod, im Jahr 2002 im Alter
von 86 Jahren, wurden ihm zwei Dutzend verschiedene Herzschrittmacher
implantiert. Das heute weit gehend gelöste Problem war damals die arg
begrenzte Haltbarkeit der Batterien.

Ein Herzschrittmacher wird benötigt, wenn das Herz zu langsam
schlägt (Bradykardie). Bei einem zu langsamen Herzrhythmus können
Beschwerden auftreten, die die Lebensqualität beeinträchtigen oder
gar das Leben gefährden. Die Herzkammern ziehen sich nicht häufig
genug zusammen, um dem Körper ausreichend Blut zu liefern. Die
Ursache kann ein gestörter natürlicher Rhythmusgeber sein,
Sinusknoten genannt, oder ein Herzblock. Bei einem Herzblock ist der
natürliche elektrische Leitungspfad zwischen den Vorhöfen und den
Kammern gestört.

Die Aufgabe des Herzschrittmacher ist es, durch elektrische
Impulse mittels einer Kabelelektrode in der rechten Herzkammer das
Herz zu unterstützen. Immer dann, wenn kein Eigenimpuls erfolgt,
übernimmt der kleine Impulsgeber, der unterm Brustmuskel implantiert
ist, die zündende Führung. Solch ein System, das nicht nur
stimulieren sondern zugleich körpereigene EKG-Signale messen und zur
zeitgerechten Stimulation einsetzen kann, kam erstmals 1975 auf den
Markt.

Einige Jahre später, 1983, wurde eine Technologie-Generation
eingeführt, die sich auf die jeweilige Belastungssituation des
Patienten einstellen konnte. Ausgerüstet mit einem in das
Schrittmachergehäuse integrierten Beschleunigungssensor, der auf
Erschütterungen (z. B. durch Körperbewegungen) reagiert, veränderte
das Aggregat seine Stimulationsfolge. Die Logik dahinter: Belastet
sich der Patient, erzeugt seine Muskulatur Vibrationen und der
Herzschrittmacher erhöht seine Stimulationsfrequenz. Im Schlaf
wiederum senkt das Implantat sie bedarfsgerecht ab. Alternativ kam
später ein Sensor zum Einsatz, der sich an der Atemfrequenz als Maß
der körperlichen Aktivität orientierte.

Telemetrie ratonalisiert die Überwachung

Bereits zwanzig Jahre zuvor, 1963, kam der erste programmierbare
Herzschrittmacher auf den Markt. Damit konnte das Aggregat, mit einem
auf die Brust aufgesetzten Programmiergerät, auf die individuellen
Bedürfnisse des Patienten eingestellt werden.

Telemetrie nennt sich die Innovation des Jahres 1979. Von nun an
war es möglich, den Batteriezustand und die Elektrodenfunktion von
außen abzufragen. Heute kann das Aggregat auch weiter gehende
Informationen über das Herz aufzeichnen und die Daten etwa über ein
Handy an einen autorisierten Arzt schicken.

Im selben Jahr (1979) hat die Herzschrittmacherchronik noch einen
weiteren Meilenstein zu verzeichnen. Der Zweikammer-Schrittmacher
erblickte das Licht der Kardiologie. Er verfügte über zwei
Elektroden, eine im Herzvorhof und eine in der Herzkammer. Sinn der
komplexen Anordnung ist es, die beiden Herzhohlräume in ihrer
Stimulationsabfolge zu synchronisieren. Diese Systeme werden heute
mit einem zusätzlichen Sensor zur bedarfsgerechten Stimulation
ausgestattet, sei es bedingt durch die Körperbewegung oder Atmung.
Das Ideal eines universellen Schrittmachers scheint damit so gut wie
erreicht.

Mit über 1.000 Kliniken werden in Deutschland fast in jedem
zweiten Krankenhaus Herzschrittmacher-Implantationen durchgeführt.
Die Hälfte der Krankenhäuser implantiert zwischen 50 und 200
Aggregate pro Jahr, ein Viertel zwischen 20 und 50. Auch wenn die
Zahl der Krankenhäuser abnimmt, die nur hin und wieder ein System
implantieren, so sind es immerhin noch 13 Prozent, die jährlich auf
weniger als 20 Implantationen kommen. Eine Mindestmengenregelung, wie
bei künstlichen Kniegelenken, gibt es hier nicht.

Lebensrettender Elektroschock

Was mit der Erfindung des Herzschrittmachers vor 50 Jahren begann,
setzte sich unterdessen später mit hoch komplexen
Hightech-Implantaten für erweiterte Therapieformen fort. 1980 wurde
zum Beispiel erstmals ein Herzschrittmacher der besonderen Art
implantiert, ein so genannter Kardioverter-Defibrillator. Es handelt
sich hierbei um einen Herzschrittmacher mit Elektroschockfunktion.
Und solch ein Aggregat ist nötig, denn schätzungsweise 100.000
Bundesbürger werden Jahr für Jahr Opfer des plötzlichen Herztodes. Im
Gegensatz zum Herzinfarkt ist der plötzliche Herztod ein Sekundentod.
In zwei von drei Fällen ist dem plötzlichen Herztod ein Herzinfarkt
vorausgegangen.

Das Prinzip des Elektroschockers: Immer dann, wenn das Herz
plötzlich aus dem Rhythmus gerät, extrem schnell schlägt oder gar zu
flimmern beginnt, ein Kreislaufstillstand also droht, gibt der
Minidefibrillator einen lebensrettenden Impuls an die Herzkammer ab.
Ob Herzrasen oder das viel häufigere Kammerflimmern, der
Elektroschock schafft es in der Regel, den normalen Herzrhythmus
wieder herzustellen. Dank intelligenter Medizinelektronik verlor der
plötzliche Herztod demnach seinen Schrecken.

Doch die Schrittmachertechnologie musste sich weiter entwickeln.
Denn die durch den vor genannten Herz-Elektroschocker vorerst
geretteten Patienten starben nun zahlreich an Herzmuskelschwäche, ihr
Leiden verlagerte sich quasi auf eine andere Problematik.

Heutzutage leiden rund 1,8 Millionen Bundesbürger unter dem
Unvermögen des Pumporgans, die vom Körper benötigte Blutmenge
bedarfsgerecht zu fördern. Die jährliche Zahl der Neuerkrankungen
wird auf 300.000 geschätzt. Ein Jahr nach Diagnose sind 15 Prozent,
nach fünf Jahren gar die Hälfte verstorben - am plötzlichen Herztod
oder am Pumpversagen.

Als Gegenmaßnahme wurde zu Beginn dieses Jahrtausends ein
elektrophysiologischer Herzretter entwickelt, der die scheinbar
unaufhaltsame Pumpschwäche des Herzens aufzuhalten vermag, eine
Organtransplantation verhindert und die Sterblichkeit seiner Träger
erheblich verringert. Man schätzt, dass jeder siebte an
Herzinsuffizienz neu erkrankte Bundesbürger von dieser
elektrophysiologischen Therapieform profitieren könnte.

Das Prinzip: Bei der biventrikulären Schrittmachertherapie, auch
kardiale Resynchronisationstherapie genannt, wird in beiden
Herzkammern eine Elektrode platziert. Derart beidseitig stimuliert,
werden die beiden desynchronisierten Herzkammern wieder
synchronisiert, daher der Name "Re-Synchronisations-Therapie". Die
Folge: Die Koordination in der Abfolge der Herzmuskelkontraktion, das
Zusammenspiel aller vier Herzhohlräume, kommt wieder in Gang.

Informationen zur MEDICA 2008, zu kardiologischen Themen des
MEDICA Kongresses sowie zu Produktinformationen der Aussteller sind
abrufbar über das Internet: http://www.medica.de

TERMIN-HINWEIS! Am 09.10. findet die MEDICA-PreView 2008 für die
Tages- und Fachpresse im Hotel Grand Elysée Hamburg statt (09:30 -
16:30 Uhr). Akkreditierungen sind bis 03.10. möglich unter:
http://www.preview-event.com

Originaltext: Messe Düsseldorf
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/17234
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_17234.rss2

Pressekontakt:
Messe Düsseldorf GmbH
Pressereferat MEDICA 2008
Martin-Ulf Koch/ Larissa Browa
Tel. +49(0)211-45 60-444/-549
FAX +49(0)211-45 60-8548
Email. KochM@messe-duesseldorf.de


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