Wiesbadener Kurier: Wiesbadener Kurier zu Finanzkrise:
Geschrieben am 25-09-2008 |
Wiesbaden (ots) - Die aktuelle Finanzkrise lässt trotz ihrer Dramatik noch Platz für Ironie:Banken, sonst wenig erpicht auf Eingriffe des Staates, brauchen gerade diesen jetzt, um die schlimmsten Folgen ihres fatalen Wirtschaftens in den Griff zu bekommen. Dabei müssen wir erst noch abwarten, ob die Übernahme fauler Kredite durch die US-Regierung wirklich zur Beruhigung der Märkte und der Rettung der angeschlagenen Geldinstitute reicht. Deutsche Bank-, Landesbank- und Sparkassenkunden können nur hoffen, dass ihre Geldanlagen nicht doch noch den Bach runtergehen, und sei es nur teilweise. Uns bleibt die Empörung darüber, wie leichtfertig manche Banker mit dem ihnen anvertrauten fremden Geld umgehen, als wäre es Spielgeld. Manager, die nur noch die Aktionärsinteressen im Auge haben und - wie kleine Kinder - in vordergründigen Gewinner-Verlierer-Kategorien denken. Finanzminister Steinbrück hat sie in seiner Regierungserklärung gestern zu Recht dafür an den Pranger gestellt. Wenn die jüngste Krise zu irgendetwas gut war, dann dazu, dass jetzt die Konsequenzen gezogen werden, die Steinbrück und seine europäischen Mitstreiter den Amerikanern schon lange empfehlen: deutlich striktere Regeln für das Finanz- und Kreditsystem (eine bereits diskutierte höhere Deckung von Risiken durch Eigenkapital etwa mahnte zu größerer Vorsicht), Unterwerfung unter die Kontrolle des Internationalen Währungsfonds, scharfe Kontrollen der Investmentbanken. Denn eins hat das jüngste Debakel gezeigt: Der Markt reguliert sich nicht immer selbst. Gewinne privatisieren, Verluste an den Staat weiterreichen, darauf mag mancher US-Banker seine riskanten Kapitaltransaktionen aufgebaut haben. Die Steuerzahler zur Kasse zu bitten, wenn die Krise mit großer Wucht nach Deutschland überschwappen sollte - US-Präsident Bush hat mit seinen jüngsten Äußerungen nicht nur seinen Landsleuten einen gehörigen Schrecken eingejagt -, wäre jedenfalls die schlechteste aller denkbaren Lösungen. Zu vermeiden wäre sie aber wohl nicht, wenn die Bundesregierung nicht dabei zusehen wollte, wie Kleinanlegern ihre sauer ersparten Euros aus der Tasche gezogen werden.
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