Westdeutsche Zeitung: Das Glück der tüchtigen Fahnder = Von Wolfgang Radau
Geschrieben am 26-09-2008 |
Düsseldorf (ots) - Glück gehabt, kann man zum gestrigen Zugriff auf dem Flughafen Köln-Bonn sagen. 2006 hatten nur technische Fehler eine verheerende Explosion von zwei Kofferbomben in rheinischen Regionalzügen scheitern lassen. Ein glücklicher Zufall. Dass gestern auf unblutige Weise mögliche Selbstmord-Attentate verhindert wurden, war zwar auch Glück - aber das Glück der Tüchtigen. Nämlich deutscher Ermittlungsbehörden, die nichts dem Zufall überlassen, sondern systematisch ermittelt hatten. Details hängen die Fahnder naturgemäß nicht an die große Glocke. Aber festzustehen scheint, dass die gestern gefassten Abschiedsbrief-Schreiber von Köln seit Monaten unter lückenloser Beobachtung stehen. Wenn es eines Beweises bedarf, dass im Falle der Terrorbekämpfung der Zweck bis an die Grenzen des gesetzlich Erlaubten die Mittel heiligen kann - hier liegt der Beweis vor uns. Der Kölner Fall beweist aber noch eins: dass Mitteleuropa und speziell Deutschland keine Insel der Seligen ist. Die gestern am Rhein Festgenommenen und die seit vorgestern per Haftbefehl an der Saar gesuchten Islamisten haben Verbindungen zur 2007 ausgehobenen Sauerland-Zelle. Wie eine Spinne sitzt in der Mitte dieses Netzes die sogenannte Islamische Jihad Union, der 100 bis 300 zu allem entschlossene "Kämpfer" angehören sollen. Spuren der Attentäter vom 11. September 2001 in New York führen nach Hamburg, Spuren des Eisenbahn-Anschlags 2004 in Madrid nach Darmstadt. Die verblendeten Terroristen machen keinen Unterschied zwischen "gutem" und "bösem" Westen. Alle sitzen wir in einem Boot. Auch Deutschland ist im Fokus des internationalen Terrorismus, wie es Innenminister Schäuble zutreffend beschreibt. Der Fahrplan der gestern Überwältigten zeigt die weltweite Beweglichkeit des Terrors: Köln-Amsterdam-Uganda-Pakistan. Daraus kann nur ein Schluss gezogen werden: So, wie gestern die uneingeschränkte Zusammenarbeit der deutschen Ermittlungsbehörden zum Erfolg geführt hat, müssen europa- und weltweit die Nachrichtendienste Erkenntnisse, Einschätzungen und Schwachstellen-Analysen untereinander austauschen. Nur dann lässt sich ein Profil der Verhaltensweise und Reiseaktivitäten der Terroristen erstellen.
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