Börsen-Zeitung: Purer Aktionismus Kommentar zu einem von Frankreich angedachten Notfonds aller 27 EU-Staaten, von Christof Roche.
Geschrieben am 01-10-2008 |
Frankfurt (ots) - Frankreich sucht den Blankoscheck. 300 Mrd. Euro, so wird kolportiert, will der französische EU-Vorsitz in einen Feuerwehrfonds stecken, um mit diesem wankenden Kreditinstitut aufzufangen. An dem Notfonds sollen sich alle 27 EU-Staaten gemäß ihrer Wirtschaftskraft beteiligen. Präsident Nicolas Sarkozy will das Signal aus Europa, damit auch die USA ihr Rettungspaket fortsetzen.
Aber was heißt die Pariser Auffanglösung für ein Europa, in dem die Bankenaufsicht nach wie vor national zersplittert ist? Der Fonds, den vor allem Deutschland als größte Wirtschaftsmacht und größter Nettozahler in der EU speisen müsste, gäbe den Freibrief für alle anderen, mit fremdem Geld in die Bresche zu springen. Im Klartext: Eine Aufsicht in einem EU-Staat muss sich nicht mehr sorgen, wenn eine heimische Bank, um sich im internationalen Wettbewerb Vorteile zu verschaffen, Risiken eingeht, die ansonsten strikt untersagt wären. Warum auch, wenn im Pleitefall nicht der nationale Steuerzahler, sondern der Notfonds einspringt?
Das wäre "Moral Hazard" vom schlimmsten - und zeigt genau die Krux in Europa auf. Falls Europa überhaupt über einen Sicherungsfonds nachdenken will - auch generell sind hier Zweifel angebracht -, muss es zumindest seine Hausaufgaben woanders machen. Voraussetzung wären eine europäische Finanzaufsicht, eine europäische Einlagensicherung und die Vereinheitlichung der einzelstaatlichen Vorschriften für Insolvenz und Abwicklung der Kreditinstitute. Bis dahin hat die EU aber noch eine weite Strecke vor sich - und sollte sich auf die bewährten nationalen Sicherungssysteme verlassen.
Was Sarkozy mit Fonds-Planspiel und Krisentreffen nicht mal einer Handvoll Regierungschefs in Paris veranstaltet, ist daher Augenwischerei und purer Aktionismus, der niemandem dient. Schlimmer noch: Mit der Vorabsprache der G7-Staaten Frankreich, Deutschland, Großbritannien und Italien läuft der hyperaktive Präsident Gefahr, die EU zusätzlich zu belasten. Glaubt Sarkozy wirklich, die restlichen 23 EU-Länder beugen sich einem Diktat der Großen? Das hat in Europa nie funktioniert. Will Sarko tatsächlich etwas bewegen, muss er für europäische Geschlossenheit alle Staaten an Bord holen - und sich auf die echten Systemmängel in Aufsicht, Einlagensicherung und Insolvenzrecht konzentrieren. Das wäre für Europa schon ein Riesenfortschritt.
(Börsen-Zeitung, 2.10.2008)
Originaltext: Börsen-Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
Pressekontakt: Börsen-Zeitung Redaktion Telefon: 069--2732-0
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
162007
weitere Artikel:
- BridgeClimb Sydney feiert mit einer bunten Welt an Kletterern seinen 10. Geburtstag Sydney, Australien (ots/PRNewswire) - Zur Feier des 10. Geburtstags der BridgeClimb Sydney am Mittwoch, den 1. Oktober 2008, trugen 137 Kletterer je eine Flagge auf den Brückenbogen der weltberühmten Sydney Harbour Bridge. Jede Flagge repräsentierte einen Teil der Welt, aus dem die Kletterer stammen, die schon einmal die Brücke bestiegen haben, seitdem BridgeClimb vor 10 Jahren eröffnet wurde. BridgeClimb hat bisher mehr als 2,2 Millionen Kletterer aus 137 Staaten und Ländern, von Peru bis Eritrea, sicher zum höchsten Punkt des australischen mehr...
- SunGard schliesst Erwerb der Mehrheitsbeteiligung an GL TRADE ab Wayne, Pennsylvania und Paris (ots/PRNewswire) - SunGard und GL TRADE gaben heute bekannt, dass SunGard die bereits zuvor angekündigte Übernahme einer Mehrheitsbeteiligung an GL TRADE, einem internationalen Finanzsoftwareunternehmen, abgeschlossen hat. SunGard erwarb von Euronext Paris S.A. und den drei Gründern von GL TRADE, den Herren Pierre Gatignol, Louis-Christophe Laurent und Frédéric Morin, sowie von ihnen unterstehenden Organisationen 6.200.030 Anteile an GL TRADE zum Preis von 41,70 EUR je Aktie. Dies stellt 64,51 % des Aktienkapitals mehr...
- Alcan Packaging feiert ersten Spatenstich für neue 17 Millionen Euro Lebensmittelverpackungs-Anlage in der Tschechischen Republik Paris (ots/PRNewswire) - Alcan Packaging, eine Geschäftseinheit von Rio Tinto Alcan, feierte mit einem ersten Spatenstich den Beginn der Bauarbeiten für die neue, hochmoderne und flexible Verpackungsanlage in Novy Bydzov in der Tschechischen Republik. An der Feier nahmen Vertreter der örtlichen Behörden, führende Mitglieder der Geschäftsleitung von Alcan Packaging und Mitarbeiter teil. "Der Verpackungsmarkt in Zentraleuropa ist von strategischer Bedeutung und bietet attraktive Voraussetzungen für die Wachstumsstrategie von Alcan Packaging", mehr...
- Der weltweit erste HDMI 1080P Digital Photo Viewer mit Schaltfunktion kommt auf den Heimunterhaltungsmarkt Hongkong (ots/PRNewswire) - PIE United International Limited (PIE United) stellt den weltweit ersten HDMI 1080P digitalen Photo Viewer (HD-0310) vor. Bisher war es bei existierenden Bildbetrachtern lediglich möglich, die Fotos auf einem kleinformatigen Bildschirm anzusehen. Im Gegensatz dazu ist der HD-0310 ein kompaktes, schmales und einfach zu bedienendes Gerät, mit dem es den Kunden ermöglicht wird, in High-Definition TV (HDTV)-Qualität Fotos zu betrachten und Video- und Musikclips zu geniessen. Dabei müssen Sie sich nicht um den Computer mehr...
- GEA startet Aktienrückkaufprogramm Bochum (ots) - Der Vorstand der GEA Group Aktiengesellschaft hat mit Zustimmung des Aufsichtsrats beschlossen, Aktien der Gesellschaft für einen Betrag von bis zu 100 Mio. Euro über die Börse zurückzukaufen. Unabhängig von dem Aktienrückkaufprogramm führt die GEA ihre erfolgreiche Strategie im Bereich kleinerer und mittlerer Akquisitionen weiter fort. So hat das Unternehmen in 2008 bereits mehr als 180 Mio. EUR Umsatzvolumen mit einem Kaufpreis (Unternehmenswert) von über 100 Mio. EUR akquiriert. Die Hauptversammlung der GEA Group mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|