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Allgemeine Zeitung Mainz: Rütteln am Elfenbeinturm (Kommentar zum Literaturnobelpreis)

Geschrieben am 09-10-2008

Mainz (ots) - Nun also Jean-Marie Gustave Le Clézio. Eines kann
man der schwedischen Literaturnobelpreis-Jury beim besten Unwillen
nicht vorwerfen - dass sie sich auch im geringsten um die
Erwartungshaltung einer globalen Lesergemeinde schert. Gewiss ist es
honorig und wahrscheinlich auch ästhetisch berechtigt, einen Autor
mit der bedeutendsten Literaturauszeichnung zu adeln, der eher in
versunkenen Welten "unterhalb der Zivilisation", so die
Preisbegründung, zu Hause ist. Angesichts der jüngsten Pöbeleien des
Jury-Vorsitzenden Horace Engdahl gegen die angeblich nur den
literarischen Mainstream bedienenden US-Literaten muss man sich aber
schon fragen, ob der Stockholmer Elfenbein-Turm nicht mal ordentlich
durchgerüttelt werden sollte. Bei aller Wertschätzung für den
sprachmächtigen, zivilisationskritischen Franzosen, dessen Romane man
in deutschen Buchhandlungen bislang nur mit einem Belletristik-Scout
findet, liegt die Vermutung nahe, dass die schon seit Jahren
praktizierte Vergabe-Maxime "je unbekannter, unerwarteter und
eskapistischer, desto besser " weniger eine faire und vorurteilsfreie
Wertung befördert, sondern auch ein Stück weit elitärer Selbstzweck
einer Jury ist, die die literarischen Vibrationen des Planeten mit
großer Lust in den entlegensten Winkeln aufspürt. Die schwedische
Akademie-Klause - "ein Ort fernab der Welt", um es mal mit einem
Buchtitel des nun Geehrten zu sagen. Der massenhaft lesende Erdball
aber wird wohl auch im kommenden Jahr wieder vergebens auf Philip
Roth, Don DeLillo, Thomas Pynchon oder gar Bob Dylan warten.

Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65597.rss2

Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Karsten Gerber
Telefon: +49-(0)6131/48-5987
Fax: +49-(0)6131/48-5868
crossmedia@vrm.de


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