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LVZ: Die Marktwirtschaft ist ohne Alternative

Geschrieben am 12-10-2008

Leipzig (ots) - Von Bernd Hilder
Ist der amerikanische Kapitalismus am Ende? Dies fragt besorgt der
Leitartikler der Washington Post und antwortet sich selbst mit einem
relativen Ja. Keine Frage: Die letzte verbliebene Supermacht steht
unter Schock. Schon mit dem Irak-Krieg an ihre militärischen Grenzen
gelangt, droht sie jetzt auch ihre Stellung als wirtschaftliche
Führungsmacht zu verlieren. Asien und Europa werden in Zukunft
versuchen, sich finanzpolitisch von den USA zu emanzipieren. Die
Finanzkrise hat diesen längst begonnenen historischen Prozess radikal
beschleunigt. Sie wird die Welt verändern wie in den vergangenen
Jahrzehnten nur der Fall der Mauer, die Globalisierung und der
Terrorangriff auf die Doppeltürme in Manhattan.
Wie bei den vorangegangenen Ereignissen und Umwälzungen sind die
wichtigsten Führer der westlichen Welt Getriebene und nicht
Handelnde. Weder Bush noch Merkel oder Sarkozy wissen, wann die
Finanzkrise ihren Höhepunkt und die Börsen ihren Tiefpunkt erreicht
haben. Viel zu lange haben sie gewartet, bei ihren Rettungsversuchen
nach der nationalen Häppchenmethode den internationalen
Schulterschluss zu suchen. Das Treffen der G7-Finanzminister mit
Präsident Bush im Weißen Haus hatte zwar wenige konkrete Ergebnisse,
war aber das richtige Signal. Genauso wie der europäische
Krisengipfel in Paris.
Ob die beschlossenen Rettungsstrategien aber wirken werden oder wie
das 700-Milliarden-Hilfspaket der US-Regierung und die international
koordinierten Zinssenkungen weitgehend verpuffen, weiß nur der Markt.
Der wird an den Börsen antworten. Eine Garantie gibt es nicht.
Dabei sind die angekündigten Maßnahmen geeignet, nach Angst und Panik
allmählich wieder Ruhe und Vertrauen in den Finanzsektor einkehren zu
lassen. Der Preis für den Steuerzahler ist hoch: Ob er sich nun - wie
ausgerechnet in den kapitalistischen Mutterländern Großbritannien und
USA geplant - teilverstaatlichte Banken aufhalst oder nur - wie von
der deutschen Politik bevorzugt - mit gigantischen Kapitalspritzen
einbringt, er ist immer dabei, wird womöglich unter steigender
Inflation und höheren Steuern leiden. Das marktwirtschaftliche System
wird jedoch mehr oder weniger angeschlagen auch diese Krise
überstehen.
Damit sie sich nie wiederholen kann, muss mit Transparenz- und
Kontroll-Regeln dem ungehemmten Zocken und Spekulieren an den Märkten
ein Ende gemacht werden. Dabei darf das Kind nicht mit dem Bade
ausgeschüttet werden: Durch staatliche Restriktionen dürfen
vernünftige Geld- und Kreditgeschäfte nicht abgewürgt werden.
Verstaatlichte Banken sollten möglichst schnell wieder reprivatisiert
werden. Zur Marktwirtschaft gibt es trotz der Krise keine
Alternative. Marx hatte nicht Recht: Sozialistische Systeme haben
noch nie Wohlstand und soziale Absicherung geschaffen, wie es sie bei
uns trotz der Krise gibt und, vielleicht gestutzt, weiter geben wird.
Elend wie in den dreißiger Jahren droht nicht. Der US-Kapitalismus
als Vorbild wird an Bedeutung verlieren, die soziale Markwirtschaft
deutscher Prägung nicht.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
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Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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