(Registrieren)

Rheinische Post: Kommentar: Europa gibt ein Beispiel

Geschrieben am 14-10-2008

Düsseldorf (ots) - Europa habe keine Telefonnummer, die man im
Krisenfall anrufen könne, hat einmal der legendäre amerikanische
Außenminister Henry Kissinger geklagt. Das mag noch immer stimmen.
Doch anders als in früheren Zeiten zeigt der sonst vielstimmige
europäische Chor, dass er durchaus in der Lage ist, Krisen wie die
derzeitigen Turbulenzen auf den Finanzmärkten zumindest einzudämmen.
Wenn ein Vergleich erlaubt ist: Die Europäer sind in der Krise des
für das Funktionieren einer Wirtschaft lebensnotwendigen
Finanzsektors viel geschlossener, systematischer und letztlich
erfolgreicher vorgegangen als die Amerikaner. Dass die US-Regierung
das europäische Modell gestern mit einem
250-Milliarden-Dollar-Programm einschließlich der Begrenzung von
Managergehältern kopierte, unterstreicht diesen Umstand.
Die USA haben damit nicht nur materiell, sondern auch intellektuell
ihre Vormachtstellung in Frage gestellt. Zugleich ist ihr
Krisen-Management ein Dokument der Ratlosigkeit. Das erste Hilfspaket
in der bislang ungeahnten Dimension von 750 Milliarden Dollar konnte
weder die Märkte auf Dauer beruhigen, noch wurde es in erster Instanz
von den die Regierung stützenden republikanischen
Kongressabgeordneten mitgetragen. Damit haben die Amerikaner die
Krise sogar eher verschärft, als zu ihrer Eindämmung beizutragen.
Die Europäer dürfen sich nach der konzertierten Rettungsaktion der
Regierungen nun nicht zurücklehnen. Denn selbst wenn es gelingt, die
Finanzmärkte wieder in geordnetere Bahnen zu lenken: Der schwerste
Teil der Krise kommt noch. Die Wirtschaftsinstitute haben in ihrem
Gutachten die Risiken für die Wirtschaftsentwicklung eindrücklich
benannt. Die größte Gefahr geht vom mangelnden Vertrauen der
Unternehmen und Haushalte in den Finanzsektor, aber auch in die
wechselseitigen Aktionen aus. Werden die Firmen noch investieren?
Verschieben die Verbraucher größere Anschaffungen wie den Autokauf
oder den Erwerb einer neuen Inneneinrichtung?
Die Banken werden sehr vorsichtig sein, wenn sie neue Kredite geben.
Und wie immer in solchen Fällen der Mittelstand wird als erstes
darunter leiden. Ein solcher Prozess des gegenseitigen Misstrauens
könnte zu einer Spirale nach unten führen. Es wird weniger
investiert, weniger konsumiert. Das beeinflusst die Erwartungen und
so geht es weiter.
Dem Staat kommt also neben der Rettung der Finanzen die Aufgabe zu,
das Vertrauen in die Wirtschaftsentwicklung wiederherzustellen. Es
muss kein Konjunkturprogramm alter Machart mit ungehemmter
Schuldenmacherei sein. Aber wirtschaftliche Impulse sollte der Staat
schon setzen. Warum nicht eine Steuersenkung und ein ehrgeiziges
Energiesparprogramm? Jetzt ist Phantasie und Mut gefragt, neue Wege
zu gehen.

Originaltext: Rheinische Post
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30621
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30621.rss2

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

164216

weitere Artikel:
  • WAZ: NRW attackiert Gesundheitspolitik der Großen Koalition Essen (ots) - Nordrhein-Westfalen fordert Nachbesserungen beim geplanten Hilfspaket für die deutschen Krankenhäuser. Wie die in Essen erscheinende Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ, Mittwochausgabe) berichtet, sieht die Landesregierung die Kliniken an Rhein und Ruhr gegenüber Krankenhäusern aus anderen Bundesländern massiv benachteiligt. In einem Brief an die nordrhein-westfälischen CDU-Bundestagsabgeordneten kritisiert NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) die Pläne der Bundesregierung außergewöhnlich scharf. Den nordrhein-westfälischen mehr...

  • Rheinische Post: CDU-Abgeordneter Wimmer: "Bundeswehr aus Afghanistan abziehen" Düsseldorf (ots) - Die Bundeswehr muss schnellstmöglich aus Afghanistan abziehen. Das fordert der Neusser CDU-Bundestagsabgeordnete Willy Wimmer. Unmittelbar vor der heutigen Entscheidung des Bundestages über die Verlängerung des Einsatzes empfahl der ehemalige Verteidigungsstaatssekretär im Gespräch mit der "Rheinischen Post" (Mittwochausgabe), dem Beispiel der Briten, Kanadier und Niederländer zu folgen. Sie haben den Abzug ihrer Truppen bis 2011 offiziell angekündigt. Den USA gehe es nicht um den Frieden am Hindukusch, ist Wimmer sicher. mehr...

  • Rheinische Post: FDP lädt SPD-Präsidentschaftskandidatin Schwan ein/ Gemeinsam mit Westerwelle beim Bildungskongress Düsseldorf (ots) - Die Präsidentschaftskandidatin der SPD, Gesine Schwan, wird auf Einladung der FDP Mitte November auf einem Bildungskongress der Liberalen in Berlin sprechen. Das erfuhr die in Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post" (Mittwochausgabe) aus dem Umfeld von Schwan. Die 65-jährige Politikwissenschaftlerin wird dort auch auf FDP-Chef Guido Westerwelle treffen. Es ist das erste Mal seit ihrer Nominierung, dass die SPD-Bewerberin für das höchste Staatsamt auf einer Veranstaltung der Liberalen spricht. Die Einladung sei schon mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Kontroverses Interview zum Fall Erwin Strittmatter darf nicht erscheinen Cottbus (ots) - Die in Cottbus erscheinende Lausitzer Rundschau berichtet in ihrer Mittwoch-Ausgabe über ein nicht zur Veröffentlichung freigegebenes Interview mit dem Berliner Literaturwissenschaftler Werner Liersch zum Fall Erwin Strittmatter. Anlass des Gesprächs war ein Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 3. August, in dem Liersch die These vertrat, der ostdeutsche Schriftsteller Erwin Strittmatter (1912-1994) sei im Mai 1945 höchstwahrscheinlich Augenzeuge eines Begräbnisses jüdischer KZ-Insassinnen im böhmischen mehr...

  • stern-Umfrage: Union gewinnt, SPD und Linke verlieren Hamburg (ots) - Unter dem Eindruck der weltweiten Finanzkrise haben sich die Wähler wieder stärker der Union zugewandt. In der wöchentlichen Umfrage des Hamburger Magazins stern sowie des Fernsehsenders RTL kletterten CDU und CSU im Vergleich zur Vorwoche um zwei Punkte auf 35 Prozent. Die SPD dagegen fiel erneut zurück, sie büßte drei Punkte ein und sackte auf 24 Prozent ab. Auch die Linkspartei verlor: Sie kommt nur noch auf 12 Prozent, 1 Punkt weniger in der Vorwoche. Die Grünen stiegen um 1 Punkt auf 10 Prozent. Die FDP liegt wie mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht