Rheinische Post: Die Weltordnung nach der Krise
Geschrieben am 15-10-2008 |
Düsseldorf (ots) - Von Sven Gösmann
Angela Merkel sieht ihre Krisenintervention als Baustein einer neuen Weltwirtschaftsordnung mit sozialem Antlitz. Richtig an Merkels Analyse ist, dass die Krise eine neue Ordnung nach sich zieht. Falsch ist, dass Merkels Bausteine damit viel zu tun haben. Wir erleben vielmehr die Verlagerung der finanziellen und damit der politischen Weltachse gen Osten - nach Russland, Indien, China. Hier liegen die Milliarden, die die Stabilität der Finanzmärkte wiederherstellen halfen. Hier sind die Rohstoffe und die Märkte, die die ökonomische Entwicklung prägen. Hier entsteht die nötige Dynamik der Globalisierung. Die USA haben ihre Vormachtstellung vorerst eingebüßt. Schuld daran ist das Totalversagen ihrer politischen wie der ökonomischen Elite. Die Welt muss sich auf neue Leitmächte einstellen. Dass wirtschaftlicher Aufschwung auch ohne funktionierende Demokratie gelingen kann, ist dabei die bitterste Komponente der neuen Weltordnung. Ein verheerendes Signal für die Schwellenländer und all jene, die bislang das Gegenteil behaupteten. Deshalb ist zu wünschen, dass die USA ihre alte Kraft zur Selbsterneuerung bald neu entdecken. Und Merkels Deutschland in der neuen Welt? Es stolpert durch die Krise in die Rezession, ist dadurch unfähig, Strahlkraft als ökonomischer Modellstaat zu entwickeln. Altes Europa mit neuen Problemen.
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