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Westdeutsche Zeitung: Finanzkrise = von Alexander Marinos

Geschrieben am 16-10-2008

Düsseldorf (ots) - Wer in diesen Tagen nur von einer Neuordnung
der Finanzmärkte spricht, erfasst die historische Dimension dieses
Vorgangs unvollständig: Denn erstens geht es nicht allein darum,
etwas "neu" zu ordnen. Das nämlich würde eine alte Ordnung
voraussetzen, die es gar nicht gab, weil sich das System bestenfalls
selbst reguliert und jede staatliche Einmischung als illiberal
diffamiert hat. Zweitens - und insofern stehen wir wirklich vor einer
Zeitenwende - ändert sich gerade die weltweite Verteilung politischer
Macht. Wir stehen also nicht nur vor einer neuen Weltfinanz-, sondern
auch vor einer neuen Weltpolitordnung, aus der sich neben Risiken
wichtige Chancen ergeben.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat die Europäische Union in der
Krise ungewohnte Einigkeit demonstriert und sich entschlossen an die
Spitze der weltweiten Bewegung gesetzt. Das EU-Programm zur Rettung
der Banken war so überzeugend, dass die USA sich beeilen mussten, ihr
eigenes Rettungspaket dem europäischen anzugleichen. Auch dem
geplanten Weltfinanzgipfel im November gibt die EU bereits die
Richtung vor. Europa befindet sich also endlich einmal auch gefühlt
auf Augenhöhe zu den USA. Das kann gerne so bleiben.
Nun hat der Bedeutungsverlust der Vereinigten Staaten nicht erst mit
der Finanzkrise begonnen. Schon das Irak-Krieg-Desaster hat den Traum
der Bush-Regierung, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion als
einzige verbliebene Supermacht der Welt ihren Willen aufdrücken zu
können, zerplatzen lassen. Die Finanzkrise verstärkt diese
Entwicklung jedoch. Der Dollar ist nicht mehr die selbstverständliche
Leitwährung, die Wall Street nicht mehr die selbstverständliche
Leitbörse. Dass Bush die USA in eine gigantische Staatsverschuldung
getrieben hat, ist alles andere als vorbildlich - und Teil des
aktuellen Problems.
Es ist nun an Europa, das geopolitische Vakuum zu füllen. Eine
europäische "Wirtschaftsregierung", wie sie Sarkozy vorgeschlagen
hat, wäre ein richtiger Schritt, um der EU innerhalb der neuen
Weltpolitordnung dauerhaft Gewicht zu verleihen. Wie multipolar diese
Ordnung ist, zeigt der Weltfinanzgipfel, an dem auch China, Indien,
Brasilien und Südafrika teilnehmen werden. Das von den USA dominierte
G 8-System war gestern.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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