Anpfiff zum schönsten Spiel
Geschrieben am 09-06-2006 |
Leitartikel von Gerald Mandlbauer
linz (ots) - Nur auf dem Feld bleibt es ein Spiel: Die auf eine Rasenfläche von 70 mal 100 Meter verdichtete Auseinandersetzung von elf gegen elf. Faszinierend deswegen, weil ein jeder kapiert, worum es geht: Sieg, Niederlage oder - das Schlimmste für den auf Sensationen begierigen Zuseher - Remis. Fußball ist einfach. Und Fußball ist voraussetzungslos. Deswegen gilt die Wette, dass in den kommenden vier Wochen des größten Sport-, Wirtschafts- und Medienspektakels dieses Jahrzehntes Vermarktung und Übertreibung dem Spiel nichts anhaben werden können. Doch zwischen dem reinen Spiel und seiner Inszenierung bricht ein Andamanen-Graben auf. Auf 165 Seiten sind in einem von der EU erstellten Bericht die Schattenseiten des Fußballs beschrieben: Der Rüstungswettlauf weniger Vereine, die Summen, die bei Spielertransfers fließen, Menschenhandel, die Präsenz zwielichtiger Vereinsinhaber. Der Juventus-Skandal der italienischen Liga kann kein Einzelfall sein, heißt es, die Autoren fordern Intervention. Kontrolle und demokratischer Legitimation entzieht sich auch der Fußball-Weltverband Fifa. Basierend auf den Statuten eines besseren Kegelvereins presst die Fifa ihrem Spitzenprodukt Weltmeisterschaft für Einnahmen in Milliardenhöhe die letzte Luft heraus - und vermittelt den Fans den Eindruck, dass sie, ohne die der Fußball eine leere Hülse wäre, bestenfalls wohlgelitten sind. Doch der Fußball erträgt auch das - und mehr. Er vermittelt Chancen. In Deutschland gibt es kein Gefälle zwischen Nord und Süd. Grundsätzlich kann jeder gewinnen. Fußball ist gelebte Migration. Im letzten Testspiel Frankreichs standen neun Farbige in der Mannschaft und sangen die Marseillaise. Fußball transportiert nationale Gefühle. Deutschland erwartet sich den fälligen wirtschaftlichen Ruck. Fußball macht Männer zu Kindern, Zeitungen von Weltruf zu Sportblättern. Auch die OÖNachrichten kapitulieren. Haben Sie viel Spaß in den kommenden vier Wochen mit unserem WM-Magazin! Mögen es schöne und gewaltfreie Spiele werden.
Rückfragehinweis: Oberösterreichische Nachrichten Chef vom Dienst Tel.: +43-732-7805-401 od. 434
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