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Stellungnahme des Deutschen Herzzentrums Berlin zur Förderung der kardiologischen Forschung durch die Tabakindustrie

Geschrieben am 21-10-2008

Berlin (ots) - In den Jahren 2003 bis 2005 wurde ein
Forschungsprojekt an der Klinik für Innere Medizin, Abteilung
Kardiologie, mit Geldern des Zigarettenherstellers Philip Morris
gefördert. In dem Projekt "Analysis of atherosclerotic plaque
composition and cellular targets utilizing MRI and histochemistry"
ging es um die Früherkennung der Arteriosklerose durch bildgebende
Verfahren. In einer Pressemitteilung vom 25.9.2008 hat der Direktor
der Klinik, Prof. Dr. Eckart Fleck, die Annahme der Fördergelder
gegen öffentliche Kritik verteidigt.

Weil manche Medien die Einwerbung von Drittmitteln in die Nähe der
Bestechung gerückt haben, sei an dieser Stelle noch einmal
klarstellend betont:

- Die Forschungsgelder sind ausschließlich für Forschungszwecke
verwendet worden, niemand hat sich persönlich bereichert.

- Die Mitarbeiter haben in den Projektveröffentlichungen
ausdrücklich auf die Herkunft der Gelder hingewiesen.

- Das Thema des Forschungsprojektes erschien völlig unbedenklich
bzgl. einer denkbaren Instrumentalisierung der Ergebnisse im
Sinne z. B. der Marketing- oder Lobbying-Interessen der
Tabakindustrie.

- Das Deutsche Herzzentrum warnt seit langem vor den Gefahren des
Aktiv- und Passivrauchens und wird dies auch in Zukunft tun. Das
DHZB war das erste Krankenhaus in Deutschland, in dem das Rauchen
seit dem Jahr 2000 komplett untersagt ist.

Die vorbereitenden Gespräche wurden damals vom DHZB im guten
Glauben geführt, es handle sich im konkreten Fall um eine
Projektförderung durch eine unabhängige Stiftung, die
wissenschaftliche Projekte und Forschungsstipendien vergibt. Heute
liegen dem DHZB interne Unterlagen und Gesprächsprotokolle der
Tabakindustrie zu den damaligen Gesprächen und Verhandlungen vor,
weil diese seit einiger Zeit im Internet zugänglich sind. Dem DHZB
waren diese Unterlagen und Gesprächsprotokolle zum Zeitpunkt der
Verhandlungen und danach nicht bekannt, und das DHZB hatte folglich
auch keine Möglichkeit, die dort festgeschriebenen Darstellungen zu
korrigieren.

Nach eingehender, jetzt möglicher Analyse dieser internen
Unterlagen und Gesprächsprotokolle der Tabakindustrie stellt sich der
Kontext der Projektförderung heute anders dar, als zum Zeitpunkt der
Antragstellung absehbar war.

Aus diesen Dokumenten geht hervor:

- Die Forschungsgelder wurden nicht von einer unabhängigen
Stiftung vergeben, wie den Antragstellern suggeriert wurde,
sondern direkt von dem Unternehmen Philip Morris.

- Die Förderung des Projektes wurde als uneigennütziger Beitrag
zur Grundlagenforschung dargestellt. Tatsächlich war Philip Morris
an einer kommerziellen Nutzung der Ergebnisse ("in-house
application") interessiert.

- Philip Morris hat früher eigene kardiologische Studien
durchgeführt, die vor allem dazu dienten, die Gefahren des
Passivrauchens in Zweifel zu ziehen. Das so
entstandene "Negativimage" des Unternehmens in der Fachwelt
sollte durch die Förderung externer Projekte aufgebessert werden.

Vor dem Hintergrund der neuen Erkenntnisse über die Ziele der
Projektförderung sehen wir die Annahme der Philip Morris-Gelder als
Fehler an.

Um vergleichbare Vorfälle in Zukunft zu vermeiden, wird sich das
Deutsche Herzzentrum für einen ethischen Kodex zur Ablehnung von
Drittmitteln der Tabakindustrie einsetzen. Dieser Kodex soll sich an
den entsprechenden Regelungen der Deutschen Gesellschaft für
Pneumologie und Beatmungsmedizin sowie des Deutschen
Krebsforschungszentrums orientieren.

Der Verzicht auf die Einwerbung von Drittmitteln bezieht sich
konkret und ausschließlich auf die Tabakindustrie, weil ihr im
Vergleich mit anderen Branchen der Privatwirtschaft ein Sonderstatus
zukommt: Tabakwaren sind die einzigen Produkte, die ihren Konsumenten
bei bestimmungsgemäßem Gebrauch erheblichen Schaden zufügen.

Rückfragehinweis:
Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Roland Hetzer
Ärztlicher Direktor Deutsches Herzzentrum Berlin
Prof. Dr. Eckart Fleck
Direktor Innere Medizin/Kardiologie
Deutsches Herzzentrum Berlin
Augustenburger Platz 1; 13 353 Berlin

Originaltext: Deutsches Herzzentrum Berlin
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65829
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