Schauspieler Friedrich von Thun in FREIZEITWOCHE: "Vielleicht wäre ich heute Rübenbauer in Mähren"

Hamburg (ots) - Friedrich von Thun (66) ist ein viel beschäftigter
Schauspieler und begabter Musiker. Zurzeit steht er in Prag vor der
Kamera. FREIZEITWOCHE sprach mit ihm in Prag über seine
Familiengeschichte und Erfahrungen als Kind in einem tschechischen
Gefangenenlager.

"Es berührt mich sehr, in Prag zu sein", sagt Friedrich von Thun
in FREITZEITWOCHE. "Ich gehe staunend durch die Stadt. Gehe den Weg
vom Haus meines Vaters bis zur Schule, die er besuchte. Unsere
Familie ist dem Land über 300 Jahre lang verbunden gewesen."

In Tschechien wurde die Familie während des Zweiten Weltkrieges
inhaftiert. "Mein Vater wurde 1943 unter deutscher Herrschaft von den
Nazis aufgefordert, als Deutsch sprechender Adliger die deutsche
Staatsbürgerschaft anzunehmen", erzählt von Thun in FREIZEITWOCHE. Er
habe damals kaum eine andere Wahl gehabt.

Nach dem Zusammenbruch der Nazi-Herrschaft sei die Familie von den
Tschechen in ein Internierungslager gesteckt geworden. "Eine absolute
Katastrophe", so Friedrich von Thun. "Aber im Nachhinein betrachtet
auch ein Glück für uns. Denn wären wir im heutigen Tschechien
geblieben, hätte mein Vater womöglich als ,Klassenfeind' unter Tage
oder im Straßenbau schuften müssen. Ich sehe die Vertreibung ohne
Groll."

Auf Einladung des Landrats und der Gemeinde habe er das neu
renovierte Familienschloss, heute ein Altenheim, besucht. "Ich habe
mein Zimmer gesehen, in dem ich früher gewohnt hatte und war sehr
gerührt", so von Thun in FREIZEITWOCHE. Aber es sei emotional auch
sehr belastend gewesen, zum ersten Mal wieder am Geburtsort zu sein.
"Plötzlich ist dann eine alte Frau auf mich zugekommen und hat mir
ein Stück Holz von dem alten Baum, der im Schlossgarten gestanden
hatte, in die Hand gedrückt. Und auch eine Decke, die früher immer
über dem Klavier gelegen hatte. Sie wollte, dass ich das meinem Vater
gebe und ihm sage, wie sehr sie die Familie geliebt und geschätzt
haben."

Vergangenheit könne man nicht umdrehen, so von Thun in
FREIZEITWOCHE und: "Wenn ich den Familienbesitz geerbt hätte, wäre
ich heute vielleicht Rübenbauer in Mähren oder Forstwirt".

Das vollständige Interview mit Friedrich von Thun erscheint am 22.
Oktober 2008 in Ausgabe 44/2008 von FREIZEITWOCHE. Zitate sind bei
Nennung der Quelle FREIZEITWOCHE zur Veröffentlichung frei. Das
aktuelle Titelcover kann unter katrin.hienzsch@bauerverlag.de
angefordert werden.

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(Quellen: ag.ma, Geschäftsbericht)

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