LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Sarkozy-Vorschlag
Geschrieben am 22-10-2008 |
Leipzig (ots) - Von Thilo BossSarkozysDiskussionsgrundlageNicolas Sarkozy hat seine Chance genutzt. Als EU-Ratspräsident. Als Staatsoberhaupt. Und als Franzose. Mit seinen Initiativen zur Neuordnung des europäischen Wirtschaftssystems hat er in einer Zeit Führungsqualitäten bewiesen, in der Führung dringend gebraucht wird, egal, ob sie auf Kritik stößt oder Anerkennung findet. Der französische Präsident legt in zentralen Fragen den Finger in die Wunde und setzt damit einen Diskussionsprozess in Gang, der auch geführt werden muss. In der EU gibt es zwar einen gemeinsamen Binnenmarkt, aber immer noch keine Wirtschafts- und Sozialunion. Finanziell üppig ausgestattete Staatsfonds aus Fernost, den arabischen Ländern und Russland könnten in Old Europe auf Schnäppchenjagd gehen. Die Wettbewerbsgleichheit unter den OECD-Staaten ist Makulatur geworden, spätestens seit die USA Milliarden in angeschlagene Schlüsselindustrien pumpen. Darauf muss Europa antworten. Nachdem die Kernschmelze des Finanzsystems quasi in letzter Minute verhindert worden ist, gilt es, gemeinsam Lösungen gegen die drohende Rezession zu erarbeiten. Dass Sarkozy mit seinen Vorstößen Interessen ganz im Sinne der Grande Nation verfolgt, steht in der Kontinuität der französischen Politik. Paris hatte noch nie Probleme mit Staatseingriffen, um die Wirtschaft anzukurbeln oder angeschlagene Konzerne zu retten. Das ist bereits unter Jean Monnet in den 50er Jahren so gewesen und setzt sich bis heute fort. Im Kern drehte sich dabei immer alles darum, Vorteile für das eigene Land herauszuschlagen. Im Prinzip ist das nichts Verwerfliches. Im kleineren Maßstab machen das die Bundesländer untereinander auch. Nur geschieht dies unter dem Dach der freien sozialen Marktwirtschaft. Deren Regeln wären ausgehebelt, wenn es nach dem französischen Präsidenten ginge, weil der Staat gestärkt und der Wettbewerb als regulierende Kraft geschwächt werden würde. Nach Sarkozys Verstaatlichungsplänen wären selbst Branchen betroffen, die keine Hilfe nötig haben. Die Finanzkrise und die nun im Schlepptau folgende rapide Talfahrt der Wirtschaft ist keine Systemfrage. Das zeigt das Beispiel BayernLB, bei der eine Staatsbank unter einen staatlichen Schutzschirm schlüpft, gleichzeitig aber fast ausschließlich Privatbanker öffentlich abgewatscht werden. Nein, die soziale Marktwirtschaft hat sich seit 50 Jahren bewährt. Die Finanzkrise ändert daran nichts. Sie ist ein weltweites Phänomen mit einem kollektiven Versagen. Und deshalb können Sarkozys Vorschläge auch nur als das eingeordnet werden, wofür sie geeignet sind: als Diskussionsgrundlage. @th.boss@lvz.de
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
Pressekontakt: Leipziger Volkszeitung Redaktion Telefon: 0341/218 11558
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
165871
weitere Artikel:
- Märkische Oderzeitung: Die Märkische Oderzeitung kommentiert den Bildungsgipfel: Frankfurt/Oder (ots) - Nach der jüngsten OECD-Studie gibt Deutschland so wenig Geld für Bildung aus wie kaum ein anderes europäisches Land. Rund 20 Milliarden Euro fehlen im Topf. "Peanuts", wenn man bedenkt, dass die Bundesregierung gerade ein 500-Milliarden-Paket zur Rettung der Banken geschnürt hat. Und über dieses Paket einigte sie sich ganz schnell mit den Ländern. Keine Woche brauchte sie dazu. Die Bildungsmisere in Deutschland hingegen ist seit mindestens zwei Jahrzehnten ein Thema. Doch nie gingen die Maßnahmen über Flickschusterei mehr...
- Märkische Oderzeitung: Die Märkische Oderzeitung kommentiert den indischen Mondflug: Frankfurt/Oder (ots) - Chandrayaan heißt die Raumsonde, die Indien ins All geschickt hat, "Reise zum Mond". Der Absender ist das zweitbevölkerungsreichste Land der Erde. Warum soll es also nicht seine asiatischen Konkurrenten in Peking und Tokio mit einem derartigen Paukenschlag beeindrucken sollen? Am atomaren Abzugshebel sitzt man doch auch schon. Eine Antwort liefert die Weltbank: 44 Prozent der Inder haben weniger als einen Dollar pro Tag zum Leben zur Verfügung. 46 Prozent der Kinder sind mangelernährt. Genügend Herausforderungen mehr...
- Rheinische Post: Hubers Fall Kommentar VON REINHOLD MICHELS Düsseldorf (ots) - Der fällige Rücktritt des bayerischen Finanzministers Huber verweist auf mehr als das Scheitern eines Politikers ohne Fortüne. Hubers Demission wegen politischer Verantwortung, die einem demokratischen Reinheitsgebot entspricht und nicht identisch sein muss mit persönlicher Schuld, belegt, was in diesen Tagen, in denen alle Banker am Pranger stehen, offenkundig ist: Wenn Politik sich mit Wirtschaft, hier: mit bayerischer Kreditwirtschaft verschwistert, können auch schlimme Unfälle passieren. Der Staat löscht jetzt zwar mehr...
- Rheinische Post: Der Bildungs-Flop Kommentar VON EVA QUADBECK Düsseldorf (ots) - Der Bildungsgipfel war ein Flop. Er hat verfestigt, was er eigentlich überwinden sollte: die Eifersüchteleien zwischen Bund und Ländern in der Bildungspolitik. Der Bund hat die Länder an einen Tisch gebeten, was diese in der Bildungspolitik bereits als Einmischung verstehen. Daraufhin haben die Länder den Standpunkt vertreten: Inhaltliche Beratung brauchen wir nicht also, lieber Bund, gib uns Geld. Da der Bund wiederum nicht bereit ist, mit der Gießkanne Geld zu verteilen, haben die Länder Kanzlerin Merkel und Bildungsministerin mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Bildungsgipfel Halle (ots) - Bildung ist Ländersache - aber eine nationale Aufgabe. Das ist die Botschaft des Dresdner Bildungsgipfels, und man darf sie nicht gering schätzen. Deutschland hat viele Jahre Bildungs-Kleinstaaterei hinter sich. Unter dem Deckmantel des Föderalismus hat da mancher Ministerpräsident eine Einigkeit verhindert, die eben keine Gleichmacherei ist. Der Satz, dass die Köpfe dieses Landes seine größte Ressource sind, ist zwar ausgelutscht, bleibt aber wahr. In der Globalisierung braucht es vereinte Bemühungen, damit Deutschland mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|