Lausitzer Rundschau: Bildungsgipfel von Bund und Ländern in Dresden:
Geschrieben am 22-10-2008 |
Cottbus (ots) - Vom Gipfel lässt sich gut in die Ferne schauen. Das Naheliegende wird dabei aber schnell aus den Augen verloren. So war es auch auf dem Bildungsgipfel von Bund und Ländern. In schönen Worten haben die Ministerpräsidenten und die Kanzlerin ihre Pläne für die Zukunft ab 2010 oder gar 2015 präsentiert, und viel Altbekanntes einfach neu aufgewärmt. Doch vom Hier und Jetzt ist kaum die Rede gewesen. Was nehmen nun Lehrer, Schüler, Studenten oder Eltern von diesem Gipfel mit? Die Botschaft, dass in ein paar Jahren einiges besser werden soll. Kein Wort zum Turbo-Abitur, das Eltern und Schüler immer noch gleichermaßen zermürbt, oder zum grausigen Zustand vieler Schulen und Hochschulen, zu überforderten Erziehern und Lehrern, zu Pädagogenmangel und Unterrichtsausfall. Gewiss, wenn Bund und Länder sich zusammenhocken, geht es um die großen Linien und nicht um das bildungspolitische Klein-Klein. Dafür gibt es ja den Föderalismus. Unkonkrete Absichtserklärungen sind dann das höchste der Gefühle. Aber genau das ist zu wenig, wenn man vorher lauthals verkündet hat, vom Gipfel aus die Bildungsrepublik Deutschland ausrufen zu wollen. Das Gerangel um Kompetenz und Geld bei der Vorbereitung und während des Gipfels hat überdies einen weiteren Beleg für die Ineffizienz der föderalen Zuständigkeit der Länder für die Bildung geboten. Richtig ist: Wer nach mehr Geld ruft, muss zuerst die Strukturen auf den Prüfstand stellen und reformieren. Da ist noch genug zu tun. Weil sich Bund und Länder aber nicht substanziell auf dringend benötigte Zusatzmittel einigen konnten - siehe die Finanzierung des Schulmittagessens für ärmere Kinder - wird nun kräftig Sand in die Augen gestreut: Bis 2015 soll versucht werden, den Anteil der Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt von gut sechs auf sieben Prozent zu erhöhen. Das erreichen die Länder im Schlafwagen, weil die anstehende Pensionswelle bei den Lehrern die Etats der meisten Kultusminister nach oben treiben wird. Die Folge: Mehrausgaben ohne mehr Qualität. Peinlich, dies als großen Erfolg zu verkaufen. Solche und andere Raffinessen ziehen sich durch die in weiten Teilen schwammige Abschlusserklärung. Noch ein Beispiel, wie die Gipfelstürmer tricksen: Seit Jahren schaffen es die Länder nicht, jedem Schüler wenigstens den Hauptschulabschluss mit auf den Berufsweg zu geben. Jetzt soll die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg mit einem Programm die Arbeit der Länder nachholen, und zwar mit Beitragsmitteln. Auch so können Kosten verlagert und eigene Handlungsfähigkeit vorgegaukelt werden. Nein, Bildung effizient als Gemeinschaftsaufgabe zu begreifen, ist in Deutschland offenbar mehr als schwierig. Bildungspolitik heißt eben nach wie vor, sein eigenes Süppchen kochen zu wollen. Daran hat der Gipfel nur wenig geändert.
Originaltext: Lausitzer Rundschau Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2
Pressekontakt: Lausitzer Rundschau Telefon: 0355/481231 Fax: 0355/481247 lr@lr-online.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
165882
weitere Artikel:
- Lausitzer Rundschau: Bayerische Landesbank und Koalitionsverhandlungen: Ein knallharter Schnitt Cottbus (ots) - Es spricht schon Bände, wenn ein designierter CSU-Ministerpräsident von der CSU-Vorgängerregierung distanziert als amtierende Staatsregierung spricht, wie das Horst Seehofer am Mittwoch tat. Der bisherige Bundesagrarminister wollte von vornherein nicht den Fehler seines Vorgängers Günther Beckstein machen und sich praktisch als Fortführung der bisherigen Regentschaft mit leicht verändertem Regierungsstil präsentieren. Seehofer zwingt die Krise der Bayerischen Landesbank (Bayern LB) zu einem knallharten Schnitt. Mit dem mehr...
- Stuttgarter Nachrichten: zum Bildungsgipfel: Stuttgart (ots) - Zu Recht pochen die Kultusministerien darauf, dass Bildung Ländersache ist. Dort ist sie auch tatsächlich gut aufgehoben - was nicht heißt, dass die Schulpolitik jedes Landes in jeder Kommune per se gut ist. Aber die Länder, in denen es eine zunehmende Wissensvernetzung zwischen Schulen, Hochschulen und Wirtschaft gibt, müssen die Bedürfnisse steuern und Infrastrukturen anpassen können. Der Erfolgsdruck nimmt zu. Indem Merkel Bildung zur Chefsache erklärt, haben Kinder, Eltern, Schüler, Studenten und Lehrpersonal künftig mehr...
- Rheinische Post: Struck soll Gabriel im Vorstand von SPD-Stiftung folgen Düsseldorf (ots) - Der SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Struck soll offenbar Sigmar Gabriel im Vorstand der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung ersetzen. Nach Informationen der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Donnerstagausgabe) aus SPD-Führungskreisen hat Bundesumweltminister Sigmar Gabriel seinen Posten als stellvertretender Vorsitzender aufgegeben und seinen Entschluss der Vorsitzenden der Stiftung, Anke Fuchs, mitgeteilt. Als Nachfolger ist der Fraktionsvorsitzende Peter Struck im Gespräch. Struck scheidet nach der Bundestagswahl mehr...
- Rheinische Post: Bundeskanzlerin Merkel distanziert sich vom Zukunftspreis für Deutsche-Bank-Chef Ackermann Düsseldorf (ots) - Die Verleihung des Zukunftspreises der "Initiative Forum Zukunft" an Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hat die CDU-Vorsitzende und Bundeskanzlerin Angela Merkel verärgert. Das berichtet die in Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post" (Donnerstagausgabe). Das Kanzleramt gehe deutlich auf Distanz zu der geplanten Preisverleihung und habe signalisiert, dass "NRW mit dieser Entscheidung selbst umgehen" müsse, schreibt die "Rheinische Post". Das Kanzleramt sei sicher, dass der CDU-Landesvorsitzende und Ministerpräsident mehr...
- Landtags-Vizepräsident Bodner: "Egal, wo man hinkam, Hansi Müller hat man überall gekannt!" Vorgezogene Auszeichnungsfeier für den EURO-Botschafter für Innsbruck und Tirol 08, Hansi Müller, im Rahmen der EURO-Abschlussparty im Igler Bobcafe Innsbruck (ots) - Die Tiroler Landesregierung hat Hansi Müller, EURO 2008-Botschafter für Innsbruck und Tirol, den Tiroler Adler-Orden in Gold verliehen. "Er war und ist ein begeisterter Tiroler, weil auch noch sein Sohn Leif hier geboren wurde. Und er hat sich unentgeltlich für unser Land Tirol rund um diese Fußball-EM als Botschafter eingesetzt", erklärte Landtags-Vizepräsident Hannes Bodner mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|