IGES-Innovationskongress: Patienten dürfen nicht den Anschluss an medizinischen Fortschritt verlieren
Geschrieben am 23-10-2008 |
Berlin (ots) - Der einheitliche Beitragssatz wird das Gesundheitswesen nicht nur wirtschaftlich auf den Kopf stellen. Er könnte in Zukunft auch dafür verantwortlich sein, dass Patienten weniger rasch am medizinischen Fortschritt teilhaben. Dann nämlich, wenn Krankenkassen ihre Kostensteigerungen über Zusatzbeiträge abfangen müssen, werden neue Behandlungsmethoden es schwerer haben, in den Leistungskatalog der Kassen aufgenommen zu werden. Wie medizinische Innovationen unter diesen Bedingungen dennoch möglichst allen zugute kommen können, darüber diskutieren heute in Berlin mehr als 250 Experten aus dem Gesundheitswesen auf dem IGES-Kongress "Innovation und Gerechtigkeit". Ausgerichtet wird der Kongress vom unabhängigen Berliner Forschungsinstitut IGES, der Techniker Krankenkasse, spectrum|K - das BKK Gemeinschaftsunternehmen und dem Arzneimittelhersteller Pfizer.
Das Modell einer Innovationsversicherung stellt IGES-Chef Bertram Häussler heute auf dem Kongress vor. Sie soll möglichst vielen Versicherten die Teilhabe am medizinischen Fortschritt sichern. "Diese Versicherung tritt im Krankheitsfalle für eine moderne Behandlung ein, die von den Kassen noch nicht bezahlt wird. Sie könnte in der Art eines Sparvertrages ausgestaltet werden", erläuterte Häussler bei der Auftakt-Pressekonferenz. "Versicherte sichern sich damit den Innovationsvorsprung solange, bis die gesetzlichen Krankenkassen die neue Behandlungsmethode in den allgemeinen Leistungskatalog aufnehmen", so Häussler.
Auch der Chef der Techniker Krankenkasse, Prof. Norbert Klusen, erwartet, dass die Teilhabe aller Versicherten am medizinischen Fortschritt künftig härteren Bedingungen unterworfen wird: "Unter den neuen Finanzierungsbedingungen des Fonds wird dies in Zukunft nicht leichter, aber auch nicht weniger wichtig", sagte er. "Die Menschen sind heute besser informiert als früher und möchten aktiv in die Entscheidung über die Behandlung einbezogen werden. Die Kassen brauchen ein gutes Innovationsmanagement."
Möglichst lange ohne Extraprämie auszukommen, ist erklärtes Ziel der Krankenkassen. Der Weg dorthin erfordert neue Ansätze im Management. HealthCare Relationship Management (HRM) heißt der Zugang, den Michael Schaaf, Geschäftsführer von spectrum|K verfolgt. Versorgungs- und Kundenbeziehungsmanagement seien zwei Seiten einer Medaille, sagte er. "In Zeiten von Morbi-RSA und Gesundheitsfonds gewinnt dieser Ansatz zunehmend an Bedeutung", so Schaaf. Die innovative Prozessgestaltung eines umfassenden Versorgungs- und Kundenmanagements stärkt auch eine effektive, effiziente und zielgruppenorientierte Ressourcennutzung der gesetzlichen Krankenversicherung. Statt kurzfristiger Marketingaktivitäten steht hier der Versicherte und Patient wirklich im Mittelpunkt. Dies ist auch Voraussetzung für ein innovatives und gerechtes Gesundheitswesen."
Für die pharmazeutische Industrie schließen sich Innovation und Gerechtigkeit als Begriffspaar nicht aus. "Innovationen tragen zur Chancengerechtigkeit bei, indem sie die Möglichkeiten, sein Leben gesünder zu führen, für die Bürger verbessern, sagte Dr. Peter Marx, Leiter der Abteilung Policy Affairs bei der Pharmafirma Pfizer.
Über den Innovationskongress: Zum sechsten Mal in Folge richtet das IGES Institut den "Kongress zum Fortschritt im Gesundheitswesen von morgen", so der vollständige Name, aus. Die Techniker Krankenkasse, spectrum|K - das BKK Gemeinschaftsunternehmen und die Firma Pfizer sind Mitveranstalter der Tagung. Die 250 Teilnehmer des Kongresses fragen, wie das Neue in die Welt der Versicherten gelangt und wer teilhaben kann und teilhaben soll am medizinischen Fortschritt. Wissenschaftler und Praktiker stellen zudem neue Möglichkeiten der besseren, innovativen Behandlung verbreiteter, schwerer Krankheiten vor. Die Tagungsunterlagen sind abrufbar unter: www.iges.de
Über das IGES Institut: Seit nunmehr 28 Jahren forscht IGES zu gesundheits- und sozialpolitischen Fragestellungen. Das Spektrum reicht von gesundheitsökonomischen Aspekten bis hin zu allgemeinen Infrastrukturfragen. Alljährlich gibt das IGES Institut den Arzneimittel-Atlas heraus, eine Bestandsaufnahme und Analyse zum Arzneimittelverbrauch in der gesetzlichen Krankenversicherung.
Originaltext: IGES Institut GmbH Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/68509 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_68509.rss2
Pressekontakt: Annette Rogalla, IGES-Pressesprecherin Tel.: +49 (030) 230 809 411, Mobil: +49 (0) 172 3099111 annette.rogalla@iges.de www.iges.de
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