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Charakter der historischen Wein-Welt soll bewahrt werden

Geschrieben am 24-10-2008

Osnabrück (ots) - Von je her sind terrassierte Weinbaugebiete
Kulturlandschaften von hohem Wert. Sie zu bewahren, trägt nun die
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) bei. Gemeinsam mit der
schweizerischen Bristol-Stiftung, dem Landkreis
Breisgau-Hochschwarzwald und dem Regierungspräsidium Freiburg fördert
sie Projekte des Instituts für Landespflege der Universität Freiburg.
Ihr Ziel: Sie sollen historische Weinbau-Kulturlandschaften in
Baden-Württemberg und dem schweizer Kanton Wallis erhalten. Das
Besondere ist hier auch das bürgerschaftliche Engagement: die
Anwohner und Winzer krempeln die Ärmel hoch, um etwa alte
Weinbergmauern zu sanieren. Insgesamt gibt die DBU rund 344.000 Euro.

In den steilen Rebhängen Süddeutschlands findet sich für Denkmal-
und Naturschützer ein regelrechter Fundus an Überlieferungen
landwirtschaftlicher Nutzung und Geschichte des Weinbaus, schwärmt
Franz Höchtl von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Für
zahlreiche und oft seltene Tier- und Pflanzenarten böten die vielen
Mauerritzen in den Weinbergen einen idealen Lebensraum. Seit 2002
reihen sich deutsche Weinbergterrassen auch in das
UNESCO-Weltkulturerbe ein. Diese Reben seien jedoch größtenteils nur
zu Fuß und mit viel Handarbeit zu bewirtschaften. Ihre Besitzer
müssten sich mit hohen Kosten und anstrengender Instandhaltung
auseinandersetzen. Die Gefahr: brachliegende Flächen, die verfallen
und radikale Flurneuordnungen für ertragreichere Ernten. "Die noch
erhaltenen und stark gefährdeten historischen Flächen müssen in ihrem
Bestand gesichert werden", fordert Höchtl.

Für die Rebterrassen im württembergischen Roßwag, den Schlossberg
von Neuweier, den Weinbergen von Salgesch in der Schweiz, dem
Pulvermächer-Weinberg in Kernen-Stetten und dem Castellberg in
Ballrechten-Dottingen sollen nun Wege der Erhaltung gefunden und
diese in einem Handbuch veröffentlicht werden. Es wird von der DBU
mit rund 224.000 Euro gefördert. Die besondere Bedeutung dieser
Kulturlandschaften, die durch den Wein geprägt seien, solle Nutzern
und Schützern in Fachvorträgen, Arbeitsgruppen oder in Schulklassen
vermittelt und bewusst werden. In Interviews und Analysen wird das
Vorhaben auch wissenschaftlich begleitet. "Von den Jugendlichen, also
dem Winzernachwuchs, wollen wir beispielsweise auch wissen, wie sie
eigentlich zu ihrer Heimatlandschaft stehen und wie sie die Weinberge
wahrnehmen", so Höchtl.

Erstmals solle mit einer softwaregestützten Untersuchung ein so
genanntes Kulturlandschaftskataster für die denkmalgeschützten
Weinberge erstellt werden. "Darin werden alle denkmalwerten Elemente,
wie Lage, Alter, Bauherr, Mauertechnik oder Treppen der Weinberge,
erfasst. So können Bedeutung und Erhaltungszustand ermittelt werden",
erklärt Höchtl. "Der Weg für die Erarbeitung eines Leitfadens, der
die nachhaltige Entwicklung von Weinbergen ermöglicht, ist dann frei.
Er wird voraussichtlich Ende 2010 als Buch zu erhalten sein", so
Höchtl.

Mit weiteren 120.000 Euro fördert die DBU die modellhafte
Sanierung historischer Trockenmauern am Castellberg in
Ballrechten-Dottingen. Die Jahrhunderte alten Trockenmauern und
Treppen am Berg sind das Markenzeichen der rund 2000-köpfigen
Gemeinde im Markgräflerland südlich von Freiburg. "Leider setzen der
Efeu, die Erosion an den steilen Hängen und die zunehmende
Nutzungsaufgabe dem Gesamtensemble sehr zu", weiß der Sprecher des
Arbeitskreises Natur und Umwelt, Werner Bußmann. Wurzeln in und auf
den Mauern sowie Frost sprengten regelrecht das Gestein oder beulten
die Mauern aus.

Bisherige Aktionen zur Rettung der Weinbergmauern seien wegen der
hohen Kosten und der unterschiedlichen Flächeneigner verworfen
worden. "Aber seit letztem Jahr findet endlich eine konzertierte
Aktion statt", freut sich Bürgermeister Bernd Gassenschmidt. Mit
einem neuen Spezial-Verfahren würden an den Weinbergmauern und
-treppen alte Fugenfüllung herausgespült, Beulen und einzelne Steine
hydraulisch wieder eingedrückt und verbleibende Hohlräume verdichtet
werden. Eine in sich stabile und einheitliche Mauer entstehe. Noch in
diesem Jahr, nach der Traubenlese, soll der Hauptsanierungsabschnitt
beginnen, bei dem die gesamte Gemeinde mit anpackt.

"Das Verfahren erlaubt den Verzicht auf Zement und erhält das
natürliche Bild der Mauer", erklärt Peter Jenne. Der freie Garten-
und Landschaftsarchitekt leitet die Baumaßnahmen an der zehn Hektar
großen Weinbergfläche. "Diese Vorhaben könnten zu einem übertragbaren
und wahrnehmbaren Modell für die Bewahrung eines charakteristischen
Elements unseres nationalen und europäischen Kultur- und Naturerbes
führen", schätzt der Generalsekretär der DBU, Dr. Fritz Brickwedde,
die Projekte ein.

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Fotos nach IPTC-Standard zur kostenfreien Veröffentlichung unter
www.dbu.de

Originaltext: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6908
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6908.rss2

Ansprechpartner:

Franz-Georg Elpers
- Pressesprecher -
Taalke Nieberding
Isabel Krüger
Anneliese Grabara

Kontakt DBU:
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Telefon: 0541|9633521
Telefax: 0541|9633198
presse@dbu.de
www.dbu.de


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