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ots.Audio: "Wir sehen uns als biologisches Gewissen der Industrie"

Geschrieben am 24-10-2008

Osnabrück/Zwingenberg (ots) -

- Querverweis: Audiomaterial ist unter
http://www.presseportal.de/audio und
http://www.presseportal.de/link/multimedia.mecom.eu abrufbar -

DBU-Interview mit diesjährigem Umweltpreisträger Holger Zinke -
O-Töne auf www.dbu.de

1. Teil: 00:00 - 09:31

Osnabrück/Zwingenberg. Dem Gründer des Biotechnologie-Unternehmens
BRAIN AG im hessischen Zwingenberg, Holger Zinke (45), wird am 26.
Oktober in Rostock der Deutsche Umweltpreis 2008 der Deutschen
Bundesstiftung Umwelt (DBU) verliehen. Überreicht wird der Preis in
der Stadthalle durch Bundespräsident Horst Köhler. Zinke teilt sich
den mit 500.000 Euro höchstdotierten Umweltpreis Europas mit dem
Dekan der Donald Bren School für Umweltwissenschaft und -management
der Universität Kalifornien in Santa Barbara, Prof. Dr. Erst Ulrich
von Weizsäcker (69). Holger Zinke wird geehrt, weil er mit
umweltfreundlichen biotechnologischen Verfahren chemische ersetzt und
verbessert. Er gilt als unternehmerischer Pionier der Biotech-Branche
in Deutschland. Die DBU hat mit ihm nach der Bekanntgabe der
diesjährigen Umweltpreisträger gesprochen.

DBU: Ihnen wird der Deutsche Umweltpreis in diesem Jahr verliehen.
Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Zinke: "Zunächst glaube ich, dass ich stellvertretend für das
Unternehmen und die Mitarbeiter stehe. Das Unternehmen ist ja 1993
gegründet worden. Wir blicken insofern auf eine 15-jährige Historie
zurück. Wir haben uns als eines der ersten Unternehmen auf das Thema
'Werkzeugkasten der Natur' konzentriert, um von dort insbesondere
Mikroorganismen, Enzyme, Biokatalysatoren und auch Naturstoffe
herauszuholen und der Industrie zur Verfügung zu stellen. Das war
unser Unternehmenskonzept, das wir 1993 aus der Taufe gehoben haben.
Und in soweit sind wir sehr froh und ein Stück weit auch stolz, dass
nun diese langjährige Arbeit ihre Würdigung mit so einem renommierten
Preis gefunden hat."

DBU: Was macht die BRAIN AG konkret? Wie würden Sie z. B. Kindern
Ihre Arbeit erklären?

Zinke: "Wenn ich vom 'Werkzeugkasten der Natur' rede, müssen wir
feststellen, dass die Natur wirklich ein hochkomplexes System ist.
Und wir reden nicht über Millionen, sondern über Milliarden von
Jahren Evolution, die die Lebewesen hervorgebracht haben. Die
Lebewesen sind, jedes für sich genommen, auch sehr komplex, sehr
spezialisiert, aber auch sehr leistungsfähig. Wenn man dann mit einem
Mikroskop in den Boden schaut, stellt man fest, dass dort Tausende
und Abertausende von Mikroorganismen leben, die beispielsweise auch
Stoffwechselprozesse wie die Kompostierung durchführen. Dafür
benutzen die Mikroorganismen sogenannte Enzyme. Das sind eben kleine
Katalysatoren, die in der Lage sind, beispielsweise Stärke, Zucker
oder Fette abzubauen und für ihren eigenen Stoffwechsel zu nutzen.
Diese kleinen Enzyme, diese Biokatalysatoren aus den Mikroorganismen,
die haben auch eine industrielle Bedeutung. Man kann mit diesen
Mikroorganismen und mit diesen Biokatalysatoren auch Chemikalien
herstellen, die man beispielsweise zur Papier-, Textil- oder
Waschmittelherstellung braucht. Die Aufgabe der BRAIN AG ist es,
diese Moleküle nutzbar zu machen. Wir haben etwa 70 spezialisierte
Mitarbeiter, die den ganzen Tag damit beschäftigt sind, aus den
Mikroorganismen neue funktionsfähige Biokatalysatoren, Enzyme, aber
auch Naturstoffe der Natur zu entlocken."

DBU: Welchen Problemen stellt sich die BRAIN AG?

Zinke: "Das technische Problem, das wir haben, ist, dass die
meisten Mikroorganismen im Boden so spezialisiert sind, dass man sie
unter den sehr unnatürlichen Laborbedingungen nicht vermehren kann.
Es war auch über lange Jahre das große Problem, solche
Stoffwechselleistungen von Mikroorganismen überhaupt industriell
nutzbar zu machen. Denn weniger als ein Prozent der Mikroorganismen,
die in der Natur existieren, sind unter Laborbedingungen
kultivierbar. BRAIN hat eine ganze Palette von Methoden und
Technologien entwickelt, dieses Problem zu umfahren, indem wir uns
von vornherein mit der genetischen Information dieser Mikroorganismen
beschäftigen. Es wird also nicht mehr versucht, die Mikroorganismen
komplett aus dem Boden zu holen, das funktioniert nämlich nicht, weil
sie, wie gesagt, unter Laborbedingungen nicht kultivierbar sind.
Sondern unsere Technik ist die Genominformation, die biologischen
Baupläne dieser Enzyme direkt aus dem Boden lesbar und auch
vermehrbar zu machen."

DBU: BRAIN ist das Akronym Ihres längeren Firmennamens und heißt
auf Deutsch Gehirn. Was steckt hinter diesem Wortspiel?

Zinke: "Es ist in der Tat ein Wortspiel. Allerdings muss ich mich
entschuldigen, dass wir als deutsches Unternehmen einen englischen
Namen benutzt haben, aber wir müssen einfach wahrnehmen, dass es eine
internationale Industrie ist. Ständig kooperieren wir mit vielen
Unternehmen aus den USA und anderen Ländern. Die Sprache, die wir
untereinander gebrauchen, unter Wissenschaftlern und
Kooperationspartnern, ist das Englische. BRAIN hat natürlich die
symbolhafte Bedeutung, dass wir uns ein bisschen als das biologische
Gewissen der Industrie verstehen. Wir denken tatsächlich sehr stark
nach, wie eine Problemlösung aussehen kann und wie wir diese der
Industrie zur Verfügung stellen. Wenn wir sagen, wir denken nach,
dann heißt das durchaus, dass wir experimentell versuchen zu belegen
und wir irgendwann bei der Industrie mit einem Biokatalysator und
einem neuen Enzym ankommen. Insofern ist das schon eine forschende
Entwicklungstätigkeit, die sehr viel auch mit Gehirnschmalz zu tun
hat."

DBU: Sie sprachen es gerade an, das biologische Gewissen. Die
Biotechnologie wird als Schlüsseltechnologie bezeichnet. Was kann sie
in dieser Funktion für den Umweltschutz tun?

Zinke: "Wir müssen ja sehen, dass viele Produkte, ob Konsumgüter
oder Chemikalien, die produziert und eingesetzt werden, ganz häufig
wiederum biologische Materialien sind. Waschmittel, Textilien oder
auch Papier - alle diese Produkte sind eigentlich biologische
Produkte. Wenn wir beispielsweise eine Textilie reinigen, aus
Baumwolle oder aus Seide, stellen wir fest, dass Seide ein Protein,
ein biologischer Stoff ist und Baumwolle auch. Wenn dann diese Stoffe
verunreinigt sind, dann sind sie auch ganz überwiegend durch
biologische Stoffe wie Gras, Fett oder Eis verunreinigt. Das
bedeutet, wir haben es eigentlich mit einem rein biologischen
Trennproblem zu tun. Wir wollen die biologische Faser oder die
biologische Oberfläche von einer biologischen Anschmutzung befreien.
Insofern macht es durchaus Sinn, sich wieder der Biologie zu
bedienen, weil die Mikroorganismen in der Lage sind, Fette, Stärke
oder Eiweiße abzubauen. Es zeigt diese Kreativität der Natur,
biologische Fragestellungen zu lösen. Und so ist das eben auch im
Waschmittelbereich, dass man eine biologische Faser mit einem
biologischen Enzym, zum Beispiel Stärke, abbaut und so einen Fleck
reinigen kann.

Deswegen ist die Begrifflichkeit der chemischen Reinigung
eigentlich unangemessen. Man kann mit einem biologischen System viel
leichter, gezielter, umweltschonender reinigen. Wir brauchen dort
keine Lösungsmittel, die im Zweifel schwer biologisch abbaubar sind
oder sonst nachteilige Eigenschaften haben. Wir machen das alles im
wässerigen System, in einer Waschlauge, die eigentlich im
Wesentlichen aus Wasser besteht. Aus wenigen Milligramm Enzymen.
Diese Enzyme sind eben Biokatalysatoren. Und ein Katalysator zeichnet
sich dadurch aus, dass er aktiv ist, ohne sich selbst zu verbrauchen.
In der Theorie ist er unendlich aktiv. Wir brauchen ganz geringe
Mengen dieses Katalysators, um den Schmutz von einer Faser
abzubringen.

Der Mensch umgibt sich eigentlich im Wesentlichen mit biologischen
Materialien, mit Textilien aus Baumwolle, Blusen aus Seide, Schuhen
aus Leder. Das bedeutet, alle diese biologischen Produkte können
eigentlich auch mit biologischen Verfahren veredelt werden.

In der Vergangenheit standen nur chemische Möglichkeiten zur
Verfügung. Die chemische Industrie, die eine traditionelle,
klassische Technologie ist, und die Industrie, die die klassische
Technologie verwendet, sind jetzt angekommen im Zeitalter, in dem
sich auch die Chemieindustrie langsam biologisiert. Es stehen jetzt
eben Möglichkeiten zur Verfügung, diese Mikroorganismen nutzbar zu
machen. Das ging vor zehn Jahren nicht, vor 50 Jahren erst recht
nicht. Heute finden vielleicht gerade mal 100 Mikroorganismen in der
Industrie Verwendung. Und in einem einzigen Gramm Boden sind schon
5000 verschiedene Mikroorganismen. Im Bioarchiv der BRAIN, sozusagen
unsere Schatztruhe, da sind zigtausende Mikroorganismen und dazu noch
Milliarden von Genen, die für solche Enzyme und Katalysatoren den
Bauplan darstellen. Das bedeutet: Dieser Werkzeugkasten der Natur ist
unendlich groß. Wir stehen eigentlich gerade erst am Anfang der
Nutzung dieses Werkzeugkastens.

DBU: Sie sagten gerade, Biotechnologie steht noch ganz am Anfang.
Was wird denn künftig noch durch sie möglich sein?

Zinke: "Methodisch hat sie gerade eine ganz große Hürde genommen,
weil letztlich dieser Werkzeugkasten wie ein offenes Buch vor uns
liegt. Wir müssen auf der anderen Seite sehen, dass es natürlich sehr
gute chemische Produkte und effiziente Produktionsverfahren in der
etablierten Industrie gibt. Da ist jetzt die Frage, wie schnell die
Biologisierung der Industrien tatsächlich zustande kommt. Da gehen
die Expertenmeinungen auch auseinander. Es gibt Experten von
McKinsey, die sagen, dass im Jahr 2010 ungefähr sieben Prozent der
Chemieproduktion mittelbar oder unmittelbar von der Biotechnologie
abhängen. Und es gibt weitere Prognosen, dass im Jahr 2030 ungefähr
ein Drittel der Industrieproduktion von der Biologie abhängen. Die
Frage ist, wie groß die Umsetzungsgeschwindigkeit ist. Wie schnell
sich eine Industrie diesem Wandel unterziehen kann, hängt natürlich
von vielen Dingen ab: der Bereitstellung von Technologien und
natürlich auch der Bereitstellung von Geld, denn die Umstellung von
Verfahren ist letztlich als eine Investition zu betrachten. Es hängt
auch übergreifend von volkswirtschaftlichen Themen ab, ob eine
Industrie sich eben so schnell wandeln kann. Es gibt ein
holländisches Chemieunternehmen, das bereits heute 30 Prozent seiner
Produkte auf Basis von Biotechnologie herstellt. Es gibt andere
Unternehmen, wo dieser Anteil der Produktion eben nur zwei oder drei
Prozent beträgt. Es wird jetzt in der Zukunft einen gewissen
Wettbewerb geben, der Standorte, der Industrien.

Wir sind ganz froh, dass die europäischen Unternehmen, der
europäische Standort, der deutsche Standort, sehr gut ausgerichtet
sind. Wir haben hier eine sehr starke und traditionell exzellente
mikrobiologische Forschung. Viele Weltklasse-Mikrobiologen sind
Deutsche oder arbeiten in Deutschland. Wir haben auf der anderen
Seite eine sehr aufnahmefähige chemische Industrie, die sich jetzt
dieses Thema tatsächlich auch zu Eigen macht. Beispielsweise
Evonik-Degussa und BASF haben da sehr viel Geld in die Hand genommen,
um das Thema "Weiße Biotechnologie" für sich selbst nutzbar zu
machen. Wir haben es in der Chemieindustrie tatsächlich mit einer
positiven Innovationskultur zu tun. Auf der anderen Seite gibt es
solche Unternehmen wie BRAIN, die die Technologien entwickelt haben,
bereithalten und auch auf Wachstumskurs sind.

Tatsächlich müssen wir sehen, dass in den USA das Thema
Ressourceneffizienz und Energieeffizienz mit diesem biotechnischen
Ansatz erst in den letzten zwei Jahren Rückenwind bekommen hat. In
Deutschland dagegen ist man schon länger dabei. Prozesse zu
optimieren und biologische Lösungen zu finden, waren schon immer
Themen in Deutschland. Umweltschutz und die nachhaltige Aufstellung
von Unternehmen sind Themen, die man im alten Europa sehr häufig
findet. Insofern haben wir tatsächlich einen Wettbewerbsvorteil. Das
ist nicht in allen Biotechnologiebereichen der Fall. In der
Pharmabiotechnologie beklagen wir immer einen Entwicklungsrückstand
von zehn bis 15 Jahren gegenüber den US-amerikanischen biotechnischen
Pharmaunternehmen. Das ist in der 'Weißen Biotechnologie' definitiv
nicht der Fall. Da sind wir absolut auf Augenhöhe, vielleicht sind
wir sogar ein Stück weit vorn."

2. Teil: 00:00 - 06:31

DBU: In den 90er Jahren haben Sie ihr Unternehmen BRAIN AG
gegründet. Dies war allerdings noch zu einer Zeit, als nur wenige
Leute mit dem Wort 'Weiße Biotechnologie' etwas anfangen konnten.
Damals gab es ja noch wenige universitäre Ausgründungen und
Venture-Kapital war auch kaum verfügbar. Weshalb haben Sie trotzdem
1993 das Unternehmen gegründet?

Zinke: "Es war sogar noch schlimmer. Selbst der Begriff des
Venture-Kapitals war eigentlich nicht bekannt. Es war in der Tat eine
gewisse Steinzeit, auch wenn es erst 16 Jahre her ist, dass die Firma
Höchst die erste biotechnologische Anlage für das Insulin 1992 in
Betrieb genommen hat. Damals war es wirklich eine sehr ursprüngliche,
eine Pionierzeit. Und in der Tat waren wir getrieben von dem
Gedanken, dass es über die Beschäftigung mit diesen Themen im Labor,
im akademischen Umfeld auch noch ein größeres Rad gibt, das man
drehen kann und soll. Wir haben damals durchaus gesehen, dass die
Industrie aus sich heraus diese Technologien nicht entwickeln wird.
Es gab damals sehr intensive politische Diskussionen, ob wirklich die
technische Biologie an diesem Standort entwickelt werden kann oder
nicht. Wir haben uns damals auf den Nichtpharmaaspekt fokussiert,
eben diesen industriellen Aspekt. Der Begriff der 'Weißen
Biotechnologie' war noch nicht erfunden. Das geschah erst im Jahr
2003. BRAIN hat dann versucht, sehr stark auf Kooperationen zu
setzen, weil kein Gründungskapital zur Verfügung stand. Wir haben von
vornherein darauf gesetzt, das Ganze zusammen mit Unternehmen aus der
Chemieindustrie und der Konsumgüterindustrie zu entwickeln, also auf
partnerschaftliche Konzepte gesetzt. Wir haben also klassisch ein
mittelständisches Modell etabliert mit einer ganz speziellen
Unternehmenskultur. Die hat zum Beispiel dazu geführt, dass wir
1996, als wir aus Darmstadt weggezogen sind, nicht etwa in irgend ein
Industriegebiet oder in einen relativ anonymen Technologiepark
gezogen sind, sondern dass wir uns damals ein denkmalgeschütztes
Industriegebäude im Bauhausstil gekauft haben und dort unsere Labore
eingerichtet haben. Es waren tatsächlich die ersten Labore,
gentechnischen Anlagen, die von kleinen Unternehmen betrieben worden
sind.

Wir haben unsere erste Genehmigung 1996 bekommen. Das war vier
Jahre, nachdem Höchst die bekommen hat. Insofern sind wir tatsächlich
Pioniere der 'Weißen Biotechnologie'. Seitdem haben wir uns organisch
entwickelt, also auch entsprechend dem mittelständischen
Geschäftsmodell."

DBU: Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Zinke: "Die eine oder andere Technologie wollen wir zusätzlich
noch ins Unternehmen einbauen. Vor etwa einem Jahr haben wir
angefangen, das Unternehmen BRAIN weiterzuentwickeln. Wir wollen
nicht bloß als Technologieunternehmen unsere Geschäfte betreiben,
sondern tatsächlich auch Produktion einrichten. Und zwar die
Produktion von Enzymen und Biokatalysatoren. Natürlich nicht so groß,
wie beispielsweise eine BASF oder eine Evonik-Degussa das macht. Aber
es ist auch der Vorteil biologischer Produktion, dass man das im
kleinen Maßstab machen kann. Tatsächlich haben wir hier in absoluter
Nachbarschaft unseres Bauhausgebäudes eine Produktionshalle, in der
wir derzeit unsere Fermente einrichten. Insofern bildet sich um die
BRAIN herum eine gewisse Industrie. Wir entwickeln uns vom
Technologieunternehmen zu einem Industrieunternehmen."

DBU: Welche Rahmenbedingungen bieten sich denn heute für
Unternehmensgründungen in der Biotechnologie in Deutschland? Ist es
noch genauso schwer wie damals 1993?

Zinke: "Die Biotechnologie in Deutschland, allgemein gesprochen -
das ist ein Hoch und Tief, um es mal so zu formulieren. Damals sind
ganz wenige Unternehmen gegründet worden. Es gab dann eine
Gründungswelle Ende der 90er Jahre. Da gab es eine Initiative des
Forschungsministeriums, den Bioregio-Wettbewerb, der dazu geführt
hat, dass tatsächlich mehrere hundert Unternehmen an den Start
gegangen sind. Dann war es 2001 und später wieder so, dass sehr viele
Unternehmen mit der Kapitalmarktkrise in Schwierigkeiten gekommen
sind. Derzeit müssen wir ganz klar sagen, die
wissenschaftlich-technische Basis für Unternehmensgründung,
beispielsweise auch die Ausbildung von potenziellen Mitarbeitern aus
dem Ingenieurbereich oder wissenschaftlichen Bereich, ist exzellent.
Auf der anderen Seite müssen wir wahrnehmen, dass an diesem Standort
nach den Rahmenbedingungen, beispielsweise was die Kapitalmärkte
anbelangt, momentan nuklearer Winter herrscht. Es ist ganz wenigen
Unternehmen möglich, in diesen Zeiten signifikante Mittel zu
akquirieren. Für Neugründungen ist momentan eine sehr schwierige
Zeit. Gerade in den letzten zwei Wochen, wo der Kapitalmarkt erneut
in eine Krise gefallen ist, ist das durchaus schwierig. Auf der
anderen Seite gibt es von der Industrie einen großen Willen, in das
Thema 'Biologisierung der Industrien' zu investieren. Und wenn man
dann so aufgestellt ist, dass man das Ganze als Kooperationspartner
der Industrie macht, findet man immer einen Weg, ein interessantes
Projekt zu finanzieren."

DBU: Sie werden am 26.10.08 in Rostock das Preisgeld von 250.000
EUR entgegennehmen. Haben Sie schon eine Vorstellung, was sie mit dem
Geld machen?

Zinke: "Da fragen sie einen Unternehmer, dessen Firma expandiert.
Die BRAIN muss sich finanziell so aufstellen, um solche Investitionen
auch tragen zu können. Wir haben vor zwei Jahren eine recht große
Finanzierungsrunde betrieben und mit weiteren Mitteln ungefähr 20
Millionen Euro für die Unternehmensentwicklung akquiriert. Dieses
Preisgeld passt jetzt sehr gut in diesen Kontext, und wir können die
Expansion noch ein bisschen weiter beschleunigen."

DBU: Sie bekommen den Preis zusammen mit dem Naturwissenschaftler
und Politiker Ernst Ulrich von Weizsäcker. Was sagen Sie zu Ihrem
Umweltpreispartner?

Zinke: "Das ist natürlich eine Person des öffentlichen Lebens und
ein echter Pionier des Nachhaltigkeitsgedankens. Deshalb bin ich sehr
froh, mit ihm zusammen agieren zu dürfen und die Bühne betreten zu
können. Ich verstehe es so, dass er den theoretischen Überbau als
Professor geschaffen hat, in dem die BRAIN wiederum tätig ist.
Insofern ist diese Dualität bei der Preisvergabe durch die
Umweltstiftung eigentlich ein schönes Bild, das hier einen
Schulterschluss, ein Unterhaken von akademischen und
unternehmerischen Pionieren zeigt."

Das Interview führte Isabel Krüger, DBU

Fotos nach IPTC-Standard zur kostenfreien Veröffentlichung unter
www.dbu.de

ACHTUNG REDAKTIONEN:

Das Tonmaterial ist honorarfrei zur Verwendung. Wir bitten jedoch
um einen Hinweis, wie Sie den Beitrag eingesetzt haben
an desk@newsaktuell.de.

Originaltext: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6908
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Pressekontakt:
Ansprechpartner
Franz-Georg Elpers
- Pressesprecher -
Taalke Nieberding
Isabel Krüger
Anneliese Grabara

Kontakt DBU:
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Telefon: 0541|9633521
Telefax: 0541|9633198
presse@dbu.de
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