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Woche vom 27.10. bis 31.10.2008

Geschrieben am 27-10-2008

Frankfurt (ots) - Volkswirtschaft

Rückblick

Die Rezession ist da - dafür spricht zumindest der weitaus stärker
als erwartete Einbruch der Einkaufsmanagerindizes in der
Währungsunion (siehe Abbildung links). Negativ überraschte
insbesondere der Stimmungseinbruch im Verarbeitenden Gewerbe.
Offensichtlich bekommen nun auch die Industrieunternehmen durch
verschärfte Kreditvergabebedingungen die Finanzkrise deutlich zu
spüren. Angesichts der Ereignisse an den Kapitalmärkten im Oktober
war die erneute Sentimentverschlechterung im Dienstleistungssektor,
zu der auch die Finanzbranche gehört, wenig überraschend. Unterdessen
gehen die globalen Notenbankaktionen weiter. In Kanada und Neuseeland
wurden die Leitzinsen um 25 BP auf 2,25% bzw. 100 BP auf 6,5% gesenkt
und weitere Zinssenkungen angedeutet. Nach Ansicht der Bank of
England steht die britische Wirtschaft vor einer Rezession. Selbst
bei großer Anstrengung würde es lange dauern, die
Wirtschaftsaktivität wieder auf ein normales Niveau zurückzubringen,
hieß es aus Zentralbankreisen. In den USA erweiterte die Fed mit der
Money Market Investor Facility (MMIF) ihren Werkzeugkasten. Das
Instrument soll zur Verbesserung der Liquiditätssituation von
US-Geldmarktfonds dienen. Da es dabei auch um den Ankauf von
Commercial Papers (kurzfristige Refinanzierungsinstrumente von
Finanz- und Industrieunternehmen) geht, leistet das Programm auch
einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der
Unternehmensfinanzierung. Neben den Unterstützungsmaßnahmen von
geldpolitischer Seite gab es einen weiteren Lichtblick. Die Verkäufe
bestehender Häuser, die einen Anteil von ca. 75% am US-Häusermarkt
ausmachen, sind im September unerwartet um 5,5% gestiegen. Es bleibt
abzuwarten, ob dies bereits ein Zeichen der Bodenbildung war oder nur
eine Pause im Abwärtstrend am Immobilienmarkt darstellt.

Ausblick

Dass sich die USA in einer Rezession befinden, sollten in dieser
Woche auch die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt widerspiegeln. Die
erste Schätzung dürfte einen deutlichen Rückgang der
Wirtschaftsleistung im 3. Quartal anzeigen. Die Fed wird am
Mittwochabend erneut die Zinsen senken, darüber besteht weitgehende
Einigkeit. Unsicher ist nur die Größe des Zinsschritts. Eine Senkung
um 50 BP auf 1% erscheint möglich. Damit dürfte jedoch das Ende des
Zinssenkungsprozesses erreicht sein und die Fed wird die Wirtschaft
und die Finanzmärkte nur noch mit anderen Instrumenten unterstützen.
Nach der positiven Überraschung bei den Verkäufen bestehender Häuser
wird mit Spannung erwartet, ob die Zahlen zu den US-Neubauverkäufen
ebenfalls ein Zeichen der Bodenbildung geben. Auf der anderen Seite
werden die Auftragseingänge für langlebige Güter, Einkommen und
Ausgaben der privaten Haushalte sowie der Chicago PMI zeigen, dass es
mit den anderen Wirtschaftsbereichen weiter bergab geht. Im Euroraum
stehen erneut Stimmungsindikatoren im Fokus: GfK-Konsumklima, ESI und
Co. (s. Abbildung links) dürften wie die Einkaufsmanagerindizes in
der vergangenen Woche und der ifo-Index heute für das
Rezessionsszenario in Europa sprechen.

Aktienmärkte

Rückblick

Rezessionsängste drücken an den internationalen Aktienmärkten
schon seit Tagen auf die Kurse. Am Freitag eskalierte die Situation,
nachdem sich der japanische Elektronik-Konzern Sony und später in
Europa Renault, Peugeot, Volvo und Air France negativ über die
Perspektiven in der Geschäftsentwicklung geäußert hatten. Dies
schürte die Ängste hinsichtlich scharf fallender Unternehmensgewinne.
Schon an den Vortagen hatten unter anderem ABB und Daimler die
Investoren mit ihren Ausblicken enttäuscht. Zusätzlich wurden in
Europa sehr negative Wirtschaftsdaten veröffentlicht. So schrumpfte
die britische Wirtschaft im abgelaufenen dritten Quartal erstmals
seit 1992 und droht damit in die Rezession zu rutschen. Die Angst vor
einer globalen Rezession hat am Freitag auch den Devisenmarkt in Atem
gehalten und den Yen gegen alle wichtigen Währungen stark klettern
lassen. Gegenüber den US-Dollar stieg er auf den höchsten Stand seit
13 Jahren, auch gegenüber dem Euro legte die japanische Währung
deutlich zu, die Gemeinschaftswährung fiel am Freitag in der Spitze
gut 10% auf 113,82 Yen - das ist der bis dato stärkste Tagesverlust.

Ausblick

Auch in dieser Handelswoche werden die Themen "globale Rezession"
und "Gewinnwarnungen" die Märkte im Griff halten. Sowohl von
makroökonomischer Seite als auch aus dem Unternehmensbereich steht
eine Reihe von Veröffentlichungen an, die durchaus marktbewegenden
Charakter hat. Gleichwohl bleibt die kurzfristige Perspektive weiter
trüb. Angesichts der nach wie vor viel zu hohen Konsensschätzungen
für Unternehmensgewinne stehen in den kommenden Wochen weitere
Gewinnwarnungen und Reduktionen der Prognosen an. In den USA legen
nochmals 114 Unternehmen aus dem S&P 500 ihre Quartalsberichte vor.
Allerdings verschiebt sich der Schwerpunkt dort bereits in die zweite
Reihe. Dagegen nimmt die deutsche Berichtssaison verstärkt Fahrt auf.
In den nächsten Tagen präsentieren viele Unternehmen ihre Ergebnisse,
darunter mit Merck (Mo), SAP (Di), Bayer, Lufthansa (Mi), BASF,
Continental, Deutsche Bank, MAN, Metro und VW (Do) allein zehn
DAX-Unternehmen. Insbesondere die Zahlen der Deutschen Bank dürften
im Fokus stehen, da sie für die deutschen Bankentitel eine Indikation
hinsichtlich des weiteren Abschreibungsbedarfs geben dürften. Über
die geplanten Veröffentlichungen hinaus ist zu befürchten, dass
weitere Unternehmen Gewinnwarnungen bekannt geben müssen. Mit
Kursabschlägen von mittlerweile mehr als 50% seit dem zyklischen Hoch
im DAX preist die Börse bereits eine harte Rezession ein. In
Einzelfällen könnte sich dies mit etwas zeitlichem Abstand bereits
als eine fundamentale Übertreibung nach unten herausstellen.
Allerdings ist schwer zu beurteilen, wo ein solcher Ausverkauf endet.
Vorerst wird die Nachrichtenlage sowohl makroökonomisch als auch auf
Unternehmensseite schlecht bleiben oder sich sogar weiter
verschlechtern. Die zentrale Frage bleibt aber, wann die
Marktteilnehmer wieder Vertrauen fassen, dass die beschlossenen
Maßnahmen Wirkung zeigen. Im aktuellen Umfeld dürfte die Mehrheit der
Investoren weiterhin nicht bereit sein, schon jetzt auf den nächsten
Aufschwung zu wetten. Mit Volatilitäten von über 70 bleibt die
Nervosität hoch.

Rentenmärkte

Rückblick

Angesichts der massiven Kurseinbrüche an den internationalen
Aktienmärkten setzte sich die Flucht in sichere Staatspapiere in der
vergangenen Woche fort. Stützend wirkten zudem der erstaunlich
deutliche Einbruch der Einkaufsmanagerindizes aus dem Euroraum sowie
das mit -0,5% noch schlechter als erwartet ausgefallene
Wirtschaftswachstum in Großbritannien im 3. Quartal. Der überraschend
deutliche Anstieg der Verkäufe bestehender Häuser in den USA wirkte
am Freitag schließlich etwas belastend auf die Rentenmärkte, schürte
er doch bei vielen Markteilnehmern die Hoffnung, dass sich eine
Bodenbildung am US-Immobilienmarkt abzeichnet.

Ausblick

Dieser Hoffnungsschimmer könnte jedoch bereits heute wieder
zunichte gemacht werden, wenn sich die Verkäufe von Neubauten im
September wie erwartet schwach entwickelt haben. Das fundamentale
Umfeld für den Rentenmarkt bleibt weiter positiv. Der bereits heute
Morgen veröffentlichte ifo-Geschäftsklimaindex spricht, wie auch
schon die Einkaufsmanagerindizes in der vergangenen Woche für ein
Abgleiten der deutschen Wirtschaft in eine Rezession. Die Daten zum
US-BIP im 3. Quartal dürften einen Rückgang der Wirtschaftsleistung
zeigen und die US-Auftragseingänge werden gegen eine baldige Erholung
sprechen und somit das Sicherheitsbedürfnis der Anleger weiter
erhöhen. Schließlich könnte eine Zinssenkung der Fed um 50
Basispunkte (Konsens 25 BP) auf 1% - insbesondere im kurzen
Laufzeitenbereich - für weitere Kurssteigerungen sorgen.

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