Deutsche Marine - Pressemeldung/ Feature: Bayern und Marine - eine besondere Verbindung
Geschrieben am 31-10-2008 |
Glücksburg (ots) -
- Querverweis: Bildmaterial ist abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs -
Wilhelmshaven - "Buchwoppen", sagt Oberstabsgefreiter Robert Reil, wenn er das Wappen am Bug seiner Fregatte meint. Das klingt ein wenig fremdländisch, aber irgendwie liebenswert. Er selbst schmunzelt dabei, fängt an zu lachen, denn das Wort wird auch nach drei Versuchen für Norddeutsche nicht besser verständlich. Im Bayrischen Wortschatz gibt es halt kein Bugwappen. Der 23-jährige Bootsmannanwärter ist seit vier Jahren auf der Fregatte "Bayern". Heute ist sein letzter Abend an Bord. Er geht an die Marineunteroffizierschule. Zum Abschluss erzählt er, wie es auf der "Bayern" als Bayer war und warum er mit einem weinenden Auge geht: "Dieses Schiff liegt mir am Herzen, denn ich habe hier viel erlebt und alles gemacht. Ich war vor dem Libanon und war als Vertrauensperson für die Belange der Soldaten zuständig", sagt der Zeitsoldat, der im Jahre 2004 als Grundwehrdienstleistender zur Marine kam und sich nun auf insgesamt zwölf Jahre verpflichtet hat, um Bootsmann und damit Meister werden zu können.
Bayer ist das "Nato-Zebra" der Marine
Zusammen mit seinen Kameraden Marco Schregelmann und Michael Reichert sitzt Reil in einem Aufenthaltsraum der "Bayern". Überall im Schiff gibt es bayrische Utensilien: So sind Münchner Straßenschilder in den Gängen aufgehängt, in den Messen - also den Betreuungsräumen - gibt es bayrische Bierkrüge oder Fotos aus Bayern. Alle drei Marinemänner stammen aus dem südlichen Bundesland. Das Schiff befindet sich nach einem zweimonatigen Einsatz auf der Nordsee auf der Heimfahrt nach Wilhelmshaven. Drei bis vier Meter hohe Wellen bringen die Fregatte zum Schaukeln. Für die jungen Männer nur ein leichter Seegang, mancher Neuling wird da jedoch schon seekrank. Auf Reils dunkelblauen Schulterklappen sind fünf goldgelbe Striche und zwei Balken zu sehen. "So viele Streifen hat kaum jemand in der Deutschen Marine. Mehr geht nicht", sagt Reil nicht ohne Stolz. "Nato-Zebra", sagen deshalb andere zu dem Oberstabsgefreiten BA. Das BA steht für Bootsmannanwärter und bringt die zwei goldenen Balken über dem Spitzendienstgrad der Laufbahn der Mannschaften. Reil stammt aus Püchersreuth bei Weiden in der Oberpfalz. Der Ort hat 600 Einwohner, dort kennt jeder jeden, ist 703 Kilometer vom Heimathafen der Fregatte "Bayern" Wilhelmshaven entfernt. Reil ist gelernter Maurergeselle und gehört bei der Marine der Verwendungsreihe 11 - Decksdienst - an. Das ist die Garantie, an Bord eines Schiffes zu kommen, wenn der Bundeswehrarzt zusätzlich die Bordverwendungsfähigkeit feststellt.
Bayern sind stolze Multiplikatoren der Marine
Robert Reil ist mit Leidenschaft bei der Marine. "In meinem Heimatort bin ich aber auch Mitglied im Burschenverein mit angeschlossener Mädchengruppe. Wir haben gerade unser 100-jähriges Bestehen gefeiert. Ich nehme dort am normalen Dorfleben teil, wenn ich zuhause bin", sagt er. Seine Begeisterung für die kleinste Teilstreitkraft der Bundeswehr ist dort bereits auf andere übergesprungen. Reil ist in seiner Heimat zum Multiplikator für ein positives Image der Marine geworden. An Bord der "Bayern" ist zurzeit auch der 20 Jahre alte Gefreite Marco Schregelmann. "Ich komme auch aus der Gemeinde Püchersreuth, aus dem Ortsteil Wurz. Roberts Erzählungen haben mich zur Marine gebracht. Ich habe ihn in Fernsehreportagen gesehen und mich danach mit ihm unterhalten. Jetzt will ich mich auf acht Jahre verpflichten und Maat werden", sagt der gelernte Bäcker, der zurzeit seinen Grundwehrdienst als 11er ableistet. Maate sind die Unteroffiziere der Marine. Sie sind Fachleute ihrer Verwendung - vergleichbar einem Gesellen in der freien Wirtschaft.
Heimatverbunden - Bayern nur selten bei Marine
"Auf der Fregatte Bayern gibt es insgesamt acht Landsleute aus Bayern", sagt der Erste Offizier, Fregattenkapitän Kurt Leonards, kurz "Eins O" genannt. Der 40-Jährige ist der Chef von Reil, Schregelmann und Reichert, der zweite Mann nach dem Schiffskommandanten. Insgesamt sind 200 Männer und Frauen an Bord - wenn Hubschrauber an Bord sind, erhöht sich die Besatzungszahl auf 230. Bayern stellen in der gesamten Marine eine Minderheit dar. Zwar sind rund 15 Prozent aller Deutschen Bayern, doch nur 3,1 Prozent sind bei der Marine - exakt 771 von 24.723, teilen die beiden zuständigen personalbearbeitenden Stellen der Bundeswehr aus Köln auf Anfrage mit. Immerhin: Auf der "Bayern" sind es genau vier Prozent - also leicht mehr, als der Durchschnitt in der Marine. Trotz dieser augenscheinlichen unterdurchschnittlichen Repräsentanz der Bayern in der Marine engagiert sich der Freistaat Bayern sehr für die im Norden Deutschlands beheimatete Teilstreitkraft. So hält die Staatskanzlei des Ministerpräsidenten den direkten Kontakt zur Fregatte "Bayern" und das südliche Bundesland ist Pate des Schiffs. Insgesamt haben 15 bayrische Städte Patenschaften zu Booten und Schiffen der Marine übernommen - zum Beispiel die Stadt Deggendorf für das Versorgungsschiff "Donau", Röthenbach an der Pegnitz für das Schnellboot "Puma", Kulmbach für das gleichnamige Minenjagdboot. Zum Vergleich: Das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen steht mit elf Patenschaften, die beiden anderen großen Bundesländer Niedersachsen und Baden-Württemberg mit je zwölf Patenschaften in den Patenschaftslisten der Marine hinter den Bayern. "Die Patenschaft der Staatskanzlei ist die Lebendigste von allen, die ich bisher auf Fregatten erlebt habe", sagt Leonards. Von dieser Verbindung schwärmen auch die bayrischen Soldaten des Schiffs. Reil sagt: "Ich war bereits zweimal zu Patenbesuchen in Bayern. Etwa 20 Soldaten werden jedes Jahr von der Staatskanzlei eingeladen und wir werden wie VIP-Gäste behandelt und wunderbar betreut - alles auf Kosten des Freistaats."
Bayern stehen im Ausland als Synonym für ganz Deutschland
Die Bayern, die auf ihrem Schiff von ihrer Heimat und der Seefahrt erzählen, stehen zu beidem und werben für die Verbindung Bayern und Marine. Hauptgefreiter Michael Reichert stammt aus dem 5.000-Einwohnerort Höchstedt im Landkreis Dillingen bei Augsburg. Er ist Zeitsoldat und hat sich für vier Jahre verpflichtet. Seit 2006 fährt er als Decksdienstsoldat auf der Fregatte. Er sagt: "Mein Vater war schon bei der Marine - als Heizer und Techniker auf dem Versorgungsschiff Donau. Ich wollte unbedingt zur Marine. Wenn das nicht gegangen wär', beim Heer hätt' ich verweigert." Reil berichtet von den zahlreichen Hafenbesuchen im Ausland, die er mit der "Bayern" erlebt hat. In besonderer Erinnerung bleiben ihm die Landgänge in Lederhosen. "Da haben alle gleich erkannt, dass ich ein Deutscher bin", lacht er. Denn im Ausland stehen viele bayrische Errungenschaften als Synonym für Deutschland: Bier, Lederhosen, Dirndl, Weißwurst, Sauerkraut oder Leberkäse. Das macht die drei Bayern stolz auf ihr Bundesland. Oberstabsgefreiter Robert Reil genießt seinen letzten Abend mit den Kameraden in der Messe - dem Betreuungsraum an Bord, dessen Präsident er war. "Morgen werde ich in Uniform von Bord gehen - mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Und nach dem Bootsmannlehrgang komme ich 2010 vielleicht zurück - als Decksmeister."
Autor: Detlef Struckhof, Presse- und Informationszentrum Marine Fotos: Presse- und Informationszentrum Marine
Hinweise für die Presse: Wir stellen bei ots zusätzlich einen Podcast mit einem O-Ton-Interview mit drei bayrischen Soldaten der Fregatte "Bayern" ein. Die Verwendung ist honorarfrei - bei Zusendung einer Audiodatei des gesendeten Beitrags an E-Mail: piz@marine.de
Originaltext: Presse- und Informationszentrum Marine Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/67428 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_67428.rss2
Pressekontakt: Presse- und Informationszentrum Marine Stabsbootsmann Detlef Struckhof Telefon: 0 46 31 - 6 66 - 44 14 / 44 00 E-Mail: piz@marine.de
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