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Allg. Zeitung Mainz: Psychokrieg (Kommentar zu Hessen)

Geschrieben am 02-11-2008

Mainz (ots) - Der 4. November 2008 wird Deutschland verändern, so
oder so. Falls Andrea Ypsilanti zur hessischen Ministerpräsidentin
gewählt wird, dann mit den Stimmen von Parlamentariern der
Linkspartei, die eine andere Republik wollen. Scheitert Ypsilanti,
dann ist auch dies ein Lehrstück: das krachende Ende einer
beispiellosen Parforce-Jagd, in der eine - zulässigerweise -
gnadenlos ehrgeizige Politikerin nicht nur ihre eigene Karriere
riskiert, sondern zudem ihre Partei vor eine Zerreißprobe
sondergleichen stellt. Denn die 95 Prozent Zustimmung, mit denen der
Fuldaer SPD-Parteitag eine rot-grüne Koalition absegnete, sind nur
ein Teil der Wahrheit. Ob weite Teile konservativer hessischer
Sozialdemokraten sehr viel länger als über den 4. November hinaus
damit leben können, dass sich ihre Partei von den Linken "dulden"
lassen und dafür mit Sicherheit einen noch gar nicht erkennbaren
Preis zahlen muss? Schwer vorstellbar. Auch bei den Grünen herrscht
nicht nur eitel Sonnenschein. Zwar macht der scheidende
Bundesvorsitzende Büttikofer den Seinen gewohnt vollmundig Mut; aber
schon die Aussage der Berliner Fraktionschefin Künast, es werde bei
der Ypsilanti-Wahl nur einen einzigen Versuch geben, spricht Bände.
So wird sich morgen wohl eine Art Psychokrieg entwickeln, in dessen
Mittelpunkt Ypsilanti-Stellvertreter Walter steht. Verfehlt die
Kandidatin das Ministerpräsidentenamt um nur eine Stimme, werden alle
vermuten, das "Nein" sei von ihm gekommen. Dann werden ihn manche in
der SPD verfluchen, aber manchen wird auch - klammheimlich - eine
Zentnerlast von der Seele plumpsen. Hessen unter links-tolerierter
rot-grüner Minderheitsregierung - es wäre nicht gut für das Land, da
drohen heftigste Turbulenzen. Man dürfte dann auch sehr gespannt
sein, was der Kanzlerkandidaten Steinmeier über möglichen Koalitionen
nach der Bundestagswahl 2009 sagt.

Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597
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Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Telefon: +49-(0)6131/48-5987
Fax: +49-(0)6131/48-5868
crossmedia@vrm.de


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