WAZ: Der erste schwarze Präsident - Die Generation Obama - Leitartikel von Markus Günther
Geschrieben am 05-11-2008 |
Essen (ots) - Barack Obamas Sieg war am Ende keine Überraschung mehr; eine Sensation bleibt er dennoch. Man muss gedanklich nur ein paar Schritte zurückgehen, um die historische Tragweite dieser Wahlnacht zu begreifen: Es ist gar nicht lange her, dass man diesen Sieg schlichtweg für unmöglich hielt. Das galt in den USA selbst, aber auch rund um die Welt.
Jetzt also ist es doch geschehen, das Unerwartete, das Unerhörte, der historische Durchbruch: Knapp 150 Jahre nach dem Ende der Sklaverei bekommen die Vereinigten Staaten ihren ersten schwarzen Präsidenten. Nichts hörte man unter den Schwarzen in der Wahlnacht in Chicago so häufig wie diesen Satz: "Ich habe nie gedacht, dass ich das noch erleben würde." Viele Schwarze haben sich ihrer Eltern und Großeltern erinnert, die die brutalsten Formen der Diskriminierung noch erlebt haben. Obama ist der erste schwarze Präsident, aber er hat seinen Sieg nicht den Schwarzen, sondern einer breiten, neuen Koalition zu verdanken, die er klug zusammengeführt hat: junge Idealisten, frustrierte Konservative am Ende der Ära Bush, überhaupt die vielen Politikverdrossenen in den USA, die notorischen Nichtwähler und die politisch heimatlosen Linken.
Die Bewegung, die ihn trägt, die "Generation Obama", hat er selbst geschaffen - zum geringsten Teil mit kluger Programmatik, zum größten Teil mit überzeugender Rhetorik. Genau das ist die Herausforderung, vor der Obama nun steht: Er muss Hoffnungen erfüllen, die er selbst geweckt hat, bisweilen maßlose Hoffnungen auf eine bessere, gerechtere Welt, das Ende aller Klassen- und Rassengegensätze, Frieden und soziale Gerechtigkeit. Obama, der revolutionäre Politikertyp, war darin ein enttäuschend konventioneller Wahlkämpfer: Er hat allen alles versprochen.
Das wird nun zum Problem. Denn die Voraussetzungen der Obama-Präsidentschaft sind ungünstiger, als man meinen könnte: Die Obama-Euphorie in den USA geht einher mit einer tiefgreifenden Verunsicherung, die aus vielen Quellen gespeist wird. Die Kriege im Irak und in Afghanistan spielen eine Rolle, die Terrorangst, aber auch die Wirtschafts- und Finanzkrise, nicht zuletzt die Umwälzungen der Globalisierung. Obama übernimmt ein im Innern gespaltenes Land, das von Rechts-Links-Konflikten oftmals fast zerrissen wird, und soziale Spannungen kennt, wie sie in Europa unvorstellbar wären. Die Aufgabe, vor der er steht, ist noch größer als die historische Herkulesleistung, die er mit seinem Wahlsieg gerade vollbracht hat.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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