Der Tagesspiegel: DKV-Chef Dibbern: Gesundheitsfonds benachteiligt privat Krankenversicherte unverhältnismäßig
Geschrieben am 13-06-2006 |
Berlin (ots) - Die privaten Krankenversicherer in Deutschland wehren sich vehement gegen die Pläne der großen Koalition, ihre mehr als acht Millionen Mitglieder in den vorgesehenen Gesundheitsfonds einzubeziehen. Privat Versicherte würden doppelt belastet und dadurch "unverhältnismäßig benachteiligt", sagte der Vorstandsvorsitzende von Europas größtem Krankenversicherer, DKV-Chef Günter Dibbern, dem Berliner "Tagesspiegel" (Mittwochsausgabe). Sie müssten nicht nur steigende Kosten für ihr eigenes Alter in ihrer Privatversicherung tragen, sondern auch "die steigenden Krankheitskosten der älteren gesetzlich Krankenversicherten mitfinanzieren". Diese Doppelbelastung würde "faktisch die Abschaffung der PKV und die Einführung einer staatlich gelenkten, umlagefinanzierten Einheitskasse bedeuten", so Dibbern. "Die Anhänger der Bürgerversicherung hätten, unter einem anderen Namen, ihr Ziel erreicht."
Branchen-Schätzungen zufolge müsste etwa ein 52-jähriger alleinstehender Arbeitnehmer mit einem Monatseinkommen von 4000 Euro, der seit 20 Jahren privat krankenversichert ist, bei Einbeziehung in den Gesundheitsfonds monatlich bis zu 394 Euro mehr bezahlen (Einkommensteuererhöhung beziehungsweise Gesundheits-Soli einberechnet). Bei einem Selbständigen wäre eine Zusatzbelastung von bis zu 380 Euro monatlich zu erwarten. Unter diesen Umständen müsste den PKV-Mitgliedern wohl ein Wechselrecht zur gesetzlichen Versicherung ermöglicht werden. Folge: ein "massenhafter Exodus", wie es in internen Papieren der Versicherungen heißt.
Auch das Neugeschäft käme zum Erliegen, fürchten die Privatversicherer. Ein 35-jähriger Arbeitnehmer (Bruttoeinkommen: 4000 Euro) müsste dann als Alleinstehender 250 Euro mehr berappen als in der GKV, als allein verdienender Familienvater mit zwei Kindern wären es 782 Euro. Für Selbständige wäre die Differenz noch höher, da kein Arbeitgeber mitbezahlt. Sie läge in der Spitze bei 802 Euro, rechnen die Privatversicherer. Im Wettbewerb mit der GKV habe man so keine Chance mehr.
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