Woche vom 10.11. bis 14.11.2008
Geschrieben am 10-11-2008 |
Frankfurt (ots) - Volkswirtschaft
Rückblick
Die Erwartungen an die Konjunkturdaten der vergangenen Woche wurden von den meisten Volkswirten im Vorfeld gedämpft. Dennoch überraschten fast alle Datenveröffentlichungen sowohl aus Europa als auch aus den USA im negativen Sinne. So fiel der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe in den USA im Oktober auf den tiefsten Stand seit 1982, beim Pendant für den Dienstleistungssektor wurde mit 44,4 Punkten das Rekordtief in der 11-jährigen Erhebungsgeschichte des Index verzeichnet. Die US-Kfz-Neuzulassungen im September waren so niedrig wie seit 1991 nicht mehr und der Abschwung am US-Arbeitsmarkt hat sich mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote von 6,1% auf 6,5%- und damit auf den höchsten Stand seit März 1994 - im Oktober noch einmal beschleunigt. In Deutschland brach die Industrieproduktion im September gegenüber dem Vormonat um 3,6% ein und der Rückgang der Auftragseingänge um 8% spricht klar gegen eine baldige Erholung im Sektor. Eine Überraschung gab es auch bei der Zinsentscheidung in Großbritannien, bei der die Bank of England (BoE) den Leitzins um 150 Basispunkte (BP) auf 3% senkte, und somit den größten Zinsschritt seit 1984 durchführte. In dieser außergewöhnlichen Maßnahme drückt sich klar die Besorgnis der BoE über die Lage der britischen Wirtschaft aus. Die Europäische Zentralbank (EZB) senkte den Leitzins dagegen "nur" um die im Vorfeld erwarteten 50 BP. Allerdings habe die Notenbank über einen 75 BP Schritt nachgedacht, wie EZB-Präsident Trichet in der anschließenden Pressekonferenz erklärte. Die geringe Gewichtung der Inflationsgefahren im Statement des Präsidenten und die schlechten Wirtschaftsdaten sprechen dafür, dass bereits im Dezember die nächste Zinssenkung folgen wird.
Ausblick
Was sich in den letzten Wochen bereits andeutete und sich in den schlechten Daten der vergangenen Wochen visualisierte, sollte in dieser Woche bestätigt werden. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland und im gesamten Euroraum dürfte im 3. Quartal gesunken sein. Im 4. Quartal dürfte das Wachstum sogar noch stärker im negativen Bereich liegen. Der ZEW-Index in Deutschland sollte allerdings leicht gestiegen sein, sofern die befragten Finanzanalysten nicht von einer extrem tiefen Rezession ausgehen. Die aktuell bereits sehr schlechte Lage wird sich insofern positiv auf den Index auswirken, als dass unter den Befragten die Erwartungen steigen, dass die Situation im kommenden halben Jahr besser wird als im vergangenen halben Jahr. Der Index wird jedoch weit im negativen Bereich bleiben, was bedeutet, dass die meisten Analysten weiterhin pessimistisch in die Zukunft blicken. Die schwachen US-Kfz-Umsätze der vergangenen Woche lassen wenig Gutes für die Veröffentlichung der Einzelhandelsumsätze am Freitag erwarten. Für geringe Kauflaune der US-Bürger sollte zudem das Verbrauchervertrauen (Uni Michigan) sprechen, das mit einem weiteren Rückgang auf eine Fortsetzung der Konsumschwäche in den kommenden Monaten hinweisen wird.
Aktienmärkte
Rückblick
Nur kurz währte die Erleichterung darüber, dass nun die Unsicherheit über die Bush-Nachfolge beseitigt ist. Bereits am Mittwoch gaben die US-Märkte wieder deutlich nach und beendeten damit die bereits zu Beginn der Vorwoche eingeläutete Zwischenerholung, die auch den DAX immerhin um ca. 1.000 Punkte über die bisherigen Jahrestiefststände steigen ließ. Offenbar liegt die Aufmerksamkeit nun wieder stärker auf den Herausforderungen, vor denen die neue Administration angesichts des Doppeldefizits bei Haushalt und Leistungsbilanz sowie der Immobilien- und Finanzmarktkrise steht. Da die Märkte in Summe offenbar nicht gewillt sind, deutlichere Vorschusslorbeeren zu gewähren, dürfte das Thema Regierungswechsel somit vorerst als Impulsgeber ausgedient haben - denn erstmal werden jetzt wohl die Personalthemen in der künftigen US-Regierung dominieren, bevor konkrete Handlungsschritte vorgestellt werden können. Neben der US-Wahleuphorie sind auch die kurzfristigen Auswirkungen der Zinsentscheidungen von Mitte der letzten Woche verpufft. Am Freitag haben die US-Börsen trotz negativer Arbeitsmarktdaten mit plus 2,85% im Dow Jones sehr fest geschlossen. Zwar war die Beschäftigung stärker zurückgegangen als erwartet und auch die Arbeitslosenquote war überraschend deutlich angestiegen. Allerdings waren die Stundenlöhne im Rahmen der Schätzungen gestiegen. Zum Ende der Woche erholten sich die Märkte somit etwas von den Kurseinbußen der vorangegangenen Tage, bei den meisten Indizes blieb jedoch ein Minuszeichen auf Wochenbasis stehen.
Ausblick
Ob die Trends in der kommenden Woche - wie in der vergangenen Handelswoche - wieder eher von der volkswirtschaftlichen Seite her kommen, ist fraglich. Denn erstens stehen auf der Makroseite nur vergleichsweise wenige Veröffentlichungen an und zweitens scheint das Ausmaß, mit dem diese Einfluss auf die Kurse nehmen können, derzeit weiter von der Tagesverfassung der Märkte abzuhängen. Für den Aktienmarkt könnten sich die Stimmungsindikatoren, wie der in dieser Woche (Di) zur Veröffentlichung anstehende ZEW-Index, als bedeutend herausstellen. Auf der Unternehmensseite steht vor allem in Deutschland der Endspurt der Quartalsberichterstattung an. Aus dem DAX berichten noch einmal sieben Unternehmen. Den Zahlenreigen eröffnen am heutigen Montag unter anderen die Deutsche Post und die Postbank sowie die Allianz. Allerdings handelt es sich hier nur um endgültige Zahlen, nachdem bereits im Vorfeld der Rahmen abgesteckt wurde. Weiter geht es am Dienstag mit der Quartalsbilanz von RWE, am Mittwoch berichten E.ON, K+S und Hypo Real Estate über ihre Geschäftsentwicklung. Für den Donnerstag hat Siemens seine Jahrespressekonferenz angekündigt, am Freitag legt TUI Zahlen vor. Bislang war die Berichtssaison durch eine beachtliche Anzahl von Gewinnwarnungen und zurückgezogenen Ausblicken gekennzeichnet. Es besteht derzeit wenig Anlass zu hoffen, dass sich das Bild diese Woche noch einmal dreht. Betrachtet man die Marktreaktion auf die bislang vorgelegten Berichte, ergibt sich aber ein nicht ganz so negatives Bild. Trotz allem wird es auch in den kommenden Wochen primär darum gehen, einen Boden auszubilden. Die getroffenen Stabilisierungsmaßnahmen sowie Änderungen in den Bilanzierungsregeln sollten sich dabei als hilfreich erweisen.
Rentenmärkte
Rückblick
Der Aufwärtstrend an den Rentenmärkten setzte sich in der vergangenen Woche angesichts der sehr schwachen Konjunkturdaten fort - ebenso der Trend zur Versteilerung der Zinsstrukturkurve in den USA (s. Tabelle links). Die deutliche Zinssenkung um 150 Basispunkte in Großbritannien und die Aussagen von EZB-Präsident Trichet in der Pressekonferenz im Anschluss an die Zinsentscheidung wirkten ebenfalls positiv. Die EZB habe über eine Zinssenkung von 75 Basispunkten nachgedacht, so der Notenbankchef. Gesenkt hat die EZB den Leitzins allerdings nur um 50 Basispunkte. Zudem scheint sich die Zentralbank keine großen Sorgen mehr um die Preisstabilität zu machen, was die Markterwartung einer weiteren Zinssenkung im Dezember stärkte.
Ausblick
Der Trend zur Zinsstrukturkurvenversteilerung dürfte sich nach dem enttäuschenden US-Arbeitsmarktbericht vom vergangenen Freitag wohl fortsetzen. Mögliche Kommentare aus EZB-Kreisen zu den BIP-Daten für das 3. Quartal am Freitag könnten die Zinssenkungsphantasien weiter beflügeln und somit diesen Trend unterstützen. Ebenso werden die US-Einzelhandelsumsätze, die den vierten Monat in Folge rückläufig ausfallen dürften, die Erwartungen weiterer Zinssenkungen - auch in den USA - anheizen. Gleichgerichtet sollte auch das Verbrauchervertrauen (Uni Michigan) wirken, wenn es für eine anhaltend schlechte Konsumlaune spricht. Das Umfeld für Staatsanleihen, insbesondere mit kurzen Restlaufzeiten, bleibt somit weiterhin positiv.
Rohstoffe
Rückblick
Der Ölpreis hat auch in der letzten Woche sehr sensibel auf anhaltende Konjunktursorgen reagiert und gab im Wochenvergleich deutlich nach. Zum Wochenschluss konnten sich die Notierungen im Gleichschritt mit der positiven Entwicklung der Aktienbörsen wieder erholen. Schwache US-Arbeitsmarktdaten oder die gesenkten Wachstums-Prognosen des IWF, der für das kommende Jahr eine Weltrezession erwartet, belasteten nicht. Der Preis für ein Fass Rohöl stieg an der New York Mercantile Exchange auf über 63 US-Dollar. Wegen der schwachen Jobdaten gab der US-Dollar zum Wochenschluss nochmals leicht nach, was den Goldpreis stützte. Der Gold-Kontrakt für Dezember stieg auf über 740 US-Dollar.
Ausblick
Vor wenigen Tagen hatte die OPEC nochmals darauf verwiesen, dass die Ölproduktion weiter gesenkt werden könnte. Händler erwarten daher einen entsprechend volatilen Kursverlauf des Ölpreises. Der OPEC-Bericht wird Ende des Monats zeigen, ob eine Umsetzung der von allen Kartellmitgliedern im Oktober beschlossenen Drosselung der Ölproduktion von insgesamt 1,5 Mio. Barrel pro Tag vorgenommen wurde. Die Förderdrosselung soll zur Stabilisierung der Preise führen, um diese sowohl für die Produzenten als auch für die Verbraucherländer auf ein tragbares Niveau zu bringen. Der Goldpreis wird auch diese Woche von der Preisentwicklung des US-Dollar bestimmt. Zum Wochenbeginn konnte der Goldpreis leicht zulegen, der US-Dollar hingegen gab leicht ab.
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