"Eine starke Frau zu sein, ist wie eine Sucht" - Corinna Harfouch im emotion-Gespräch

München (ots) - 12. November 2008 - Die unterschiedlichsten Rollen
hat sie schon gespielt, und doch hängt ihr in der Wahrnehmung der
Zuschauer jene gespenstisch gelungene Darstellung der Magda Goebbels
in "Der Untergang" am meisten nach. Jetzt spielt Corinna Harfouch in
Caroline Links neuem Film "Im Winter ein Jahr" eine Frau, die den
Selbstmord ihres Sohnes verkraften muss. Liegen ihr die strengen
Figuren denn tatsächlich mehr? "Ich habe Angst vor einer
unverantwortlichen Leichtigkeit, ja", sagt sie im Gespräch mit
emotion (ab heute im Handel). "Aber diese Festlegung geht mir auf den
Geist."

Das Etikett der starken Frau sei eine böse Falle, meint Corinna
Harfouch. Auch privat: "Jemand sagt zu dir: Du bist eine starke Frau.
Und das hält man ein. Man fordert es von sich selbst. Und man schafft
es auch nicht zuzugeben, wenn es mal nicht so ist. Es ist wie eine
Sucht, eine starke Frau zu sein. Eine starke Frau hat nie Probleme.
Das ist die Falle." Es habe lange gedauert, bis sie gelernt habe, auf
sich und ihre Bedürfnisse zu hören. "Heute weiß ich endlich, wann ich
mich am wohlsten fühle", lacht die 54-Jährige. "Dann, wenn ich alles
selbst bestimmen kann. Darum finde ich es schwer, Wünsche
auszusprechen oder jemanden um einen Gefallen zu bitten."

Besonders wichtig ist der in Ostdeutschland aufgewachsenen Mutter
von drei Kindern ökonomische Eigenständigkeit: Erst sie ermögliche es
Frauen, ihre Persönlichkeit zu entfalten und auch emotional
unabhängig zu werden. Das zeige das Beispiel DDR: "Weil die Frauen
finanziell unabhängig waren, gab es in der DDR eine hohe
Scheidungsrate. Das finde ich gut."

Originaltext: Gruner+Jahr, emotion
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