(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) schreibt zu den Metall-Tarifen:

Geschrieben am 12-11-2008

Bielefeld (ots) - Die letzte Runde der Metall-Tarifgespräche
dürfte den beteiligten Verhandlungspartnern gestern einiges an
Überstundenzuschlägen eingebracht haben. Doch das Geld für den
rekordverdächtigen 22-Stunden-Sitzungsmarathon ist gut angelegt. Ein
Streik mitten in der Finanzkrise hätte dem Ruf der deutschen
Industrie geschadet und die Fahrt ins konjunkturelle Tal
beschleunigt.
Mit dem jetzt gefundenen Kompromiss sollten beide Seiten leben
können. Die hohen Einmalzahlungen belohnen die Arbeitnehmer für ihren
Einsatz in den für die Branche außerordentlich erfolgreichen Jahren
2006 bis 2008. Wichtig für die Arbeitgeber: Diese Beträge gehen nicht
in die Lohnrechnungen der bevorstehenden schwierigen Zeit ab 2009
ein. Die Unternehmen werden genug damit zu tun haben, die
verbleibenden 4,2 Prozent durch Produktivitätsfortschritt zu
finanzieren, ohne dass ihre Umsätze darunter leiden.
Ein Streik hätte besonders im Lack der deutschen Automobilhersteller
Kratzspuren hinterlassen. Dabei wäre der akute wirtschaftliche
Schaden noch nicht mal so ins Gewicht gefallen: Gerade bei den
Zulieferern bleiben im Dezember diesmal ohnehin viele Beschäftigte
nicht wegen Streiks, sondern fehlender Nachfrage länger zu Hause.
Doch Kunden im In- und Ausland hätten sicher kaum Verständnis für
eine Lieferzeitverlängerung wegen Streiks, zumal die Konzerne derzeit
noch in Berlin und Brüssel um Subventionen anstehen.
Jahrzehntelang war es ein Standortvorteil, dass sich die
Tarifparteien in Deutschland meist ohne lange Streiks einigen
konnten. Es scheint, als sei diese Zeit vorbei. Die großen
Auseinandersetzungen im öffentlichen Dienst 2006, die vom Marburger
Bund organisierten Demonstrationen der Ärzte und der ein Jahr
dauernde aufregende Lokführer-Streik 2007 sowie nicht zuletzt die
erneuten Auseinandersetzungen im Öffentlichen Dienst 2008 haben das
Bild verändert.
Zum Glück für die deutsche Wirtschaft ist die Streikzunahme zu einem
großen Teil nur gefühlt. International steht die Bundesrepublik in
Sachen Arbeitskampfhäufigkeit noch relativ gut dar. Im
Jahresdurchschnitt sind nach Angaben des Instituts der deutschen
Wirtschaft von 2000 bis 2007 je tausend Beschäftigte fünf Arbeitstage
ausgefallen. Zum Vergleich: In Großbritannien waren es 30, in den USA
32, in Italien 93, Frankreich 103 und in Spanien sogar 173. Nur in
der Schweiz (4), Polen (3) und Japan (0) wurde noch weniger
gestreikt. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass die sich häufenden
Warnstreiks wegen ihrer kurzen Dauer von nur wenigen Stunden in
dieser Statistik nicht aufgenommen sind.
Die Langfristigkeit des Metall-Tarifvertrags gibt den Unternehmen und
der Branche jetzt erst einmal Sicherheit. Dies ist in unsicheren
Zeiten wie der jetzigen von besonderer Bedeutung. So können sich
vielleicht auch andere Branchen wenn nicht an der genauen Höhe, so
doch zumindest an der Struktur des Metall-Tarifabschlusses
orientieren.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

170204

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) schreibt zu den Schülerprotesten: Bielefeld (ots) - Tausende von jungen Leuten gehen auf die Straße, um für bessere Bildung zu demonstrieren. Steht Deutschland tatsächlich vor dem intellektuellen Konkurs? Die Antwort lautet: nein. Trotz immer noch zu großer Klassen, trotz Prüfungsdrucks und sich verschärfenden Fachlehrermangels. Manche Parolen, die gestern auf den Transparenten zu sehen waren, wirkten wie vorgesagt. Was nicht verwundert - hier und da zogen Gruppierungen von links bis ganz links im Hintergrund die Fäden. Das ist schade, denn solcherlei Polit-Klamauk verdeckt mehr...

  • WAZ: Schüler fordern bessere Bildung - Druck der Straße - Leitartikel von Sigrid Krause Essen (ots) - Das war mehr als ein Schülerstreich: Fast 100 000 Jugendliche schwänzten in Kiel und Hamburg, Hannover und Aachen, Duisburg, Stuttgart und München die Schule, um für bessere Lernbedingungen auf die Straße zu gehen. Sie forderten mehr Lehrkräfte und kleinere Klassen, kostenlose Lernmittel, Ganztagsunterricht für alle, die Abschaffung des Turbo-Abiturs oder der Kopfnoten. Der drohende Eintrag ins Klassenbuch hat sie alle nicht abgeschreckt, weil viele Eltern und Lehrkräfte sehr einverstanden waren mit der Aktion - geht es mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) schreibt zum neuen BKA-Gesetz: Bielefeld (ots) - Regt es Sie auch auf, wenn Politiker auf unsere Kosten Lustreisen unternehmen? Wenn ein Konzern seinen Betriebsrat mit Bordellbesuchen besticht? Oder wenn der Acker eines Ratsherrn über Nacht zum Bauland wird? Dass solche Skandale und Skandälchen überhaupt bekannt werden, ist Insidern zu verdanken, die sich an einen Journalisten wenden. Wohl wissend, dass der ihren Namen nie preisgeben wird. Denn dieses sogenannte Zeugnisverweigerungsrecht wird Reportern im Paragraphen 53 der Strafprozessordnung garantiert. Mit der Verabschiedung mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Die Märkische Oderzeitung kommentiert am Donnerstag, den 13.11.2008, die angedachte Afghanistan-Politik von Barack Obama: Frankfurt/Oder (ots) - Nun heißt es, der neue US-Präsident Obama wolle den Kurs der Supermacht am Hindukusch radikal ändern. Zumindest einiges von dem, was bislang bekannt wurde, trägt den Realitäten Rechnung. Ohne direkte Einbeziehung Irans und starken Druck auf Pakistan wird es keine Konfliktlösung geben. Diese muss die Taliban einschließen, mit denen die Regierung in Kabul bereits seit Monaten verhandelt. Wenn am Ende ein halbwegs stabiles Land wie vor Beginn der Kriegswirren in den 70er Jahren stehen würde, wäre schon viel gewonnen. mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Die Märkische Oderzeitung kommentiert am Donnerstag, den 13.11. 2008, den Tarifabschluss in der Metallindustrie: Frankfurt/Oder (ots) - Die Gewerkschafter waren mit ihrer üppigen Forderung in die Gespräche gegangen, weil sie auf jahrelange Lohnzurückhaltung und kräftige Firmengewinne verwiesen hatten. Der moderate Abschluss geht nun auf die Bedürfnisse kriselnder Unternehmen wie der Autokonzerne und ihrer Zulieferer ein. So ist die zweite Stufe von 2,1 Prozent bei Problemen um sieben Monate verschiebbar. Dagegen dürfte die Begeisterung in den Betrieben gebremst sein, die noch reichlich Auftragspolster aus dem Aufschwung haben. IG-Metall-Chef mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht