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Deutsche Marine - Pressemeldung (Reportage): Matrose Anne Bähr - eine Karriere beginnt. Die ersten Monate bei der Marine

Geschrieben am 28-11-2008

Glücksburg (ots) -

- Querverweis: Bildmaterial ist abrufbar unter
http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs -

Flensburg - Vor den Sommerferien saß Anne Bähr aus Prenzlau noch
auf der Schulbank und büffelte für ihr Abitur. Seit dem 1. Juli trägt
die 19-jährige aus Klockow bei Prenzlau eine Marineuniform. Sie ist
Offizieranwärterin (OA). Deshalb steht die Karriere-Leiter der
Bundeswehr für die junge Frau aus der Uckermark bereit. Eine
Berufswahl die eher ausgefallen scheint. "Die Jungs aus meiner Klasse
leisten alle Zivildienst", schmunzelt Matrose Bähr und fügt hinzu:
"alle meinten aber, dass eine Laufbahn bei der Bundeswehr zu mir
passt."

Aussicht auf Abwechslung und Seefahrerromantik

Die Entscheidung, sich bei der Marine zu bewerben, fasste Anne
Bähr eher spontan. Sie wollte Maschinenbau oder Elektrotechnik
studieren. Im Februar, also kurz vor Bewerbungsschluss, fällte sie
die Entscheidung, wurde prompt zur Offizierbewerberprüfzentrale (OPZ)
nach Köln eingeladen und dort auch angenommen. Unterlagen, die seit
einer Messe rund um das Berufsleben in einer Schublade lagen, hatte
sie damals wieder herausgekramt. Eigentlich hatte sie sich nach
dieser Messe den Arbeitgeber Bundeswehr schnell wieder aus dem Kopf
geschlagen. Die Abwechslung, die mit einer Laufbahn bei der Marine
verbunden ist, und die Gedanken an ein bisschen Seemannsromantik
haben Anne Bähr zu dem Schritt bewogen. Ihr Onkel und ein Bekannter,
die beide bei der Marine waren, hätten ihr immer von der Zeit
vorgeschwärmt, blickt die Offizieranwärterin zurück.

Das rote Schloss am Meer - keine normale Kaserne

Was ihr die Offizierlaufbahn bringt, kann sie bislang nur erahnen.
"Wenn alles gut geht und es mir weiterhin Spaß macht, kann ich mir
schon vorstellen, bei der Marine zu bleiben", sinniert die junge
Soldatin und fügt lachend hinzu: "Dann möchte ich einmal Admiral
werden." Zuerst einmal hat sie aber die fordernde Ausbildung bis zum
Offizier noch vor sich. Der militärische Alltag ist noch ganz neu und
hier und da auch ein wenig gewöhnungsbedürftig, wie Matrose Bähr
gesteht. "Manchmal überlege ich mir schon, wo ich hier bin", zieht
sie ein erstes Resümee. Aber ein Stubenfenster mit Blick auf die
Flensburger Förde entschädigt für vieles. Alles in allem hat sie
ohnehin den Eindruck, dass das alles gar nicht so schlimm ist, wie
sie sich im Voraus zeitweise das Leben bei der Bundeswehr vorgestellt
hat. Bei einem Truppenbesuch in Kiel hatte sie Kampfschwimmer in der
Ausbildung getroffen und im Fernsehen lief kurz vor ihrer Einberufung
noch eine Reportage über die Ausbildung von Einzelkämpfern.
"Vielleicht hilft es, wenn man sich vorher extreme Szenen aus der
Bundeswehr ansieht", grinst sie. Auch das "rote Schloss am Meer", wie
die Marineschule Mürwik (MSM) gerne genannt wird, ist viel angenehmer
als eine typische Bundeswehrkaserne, ist sich Bähr sicher: "So eine
alte, nicht in Schuss gehaltene, Kaserne würde mich wohl schon ein
bisschen runter ziehen". Die Sonnenuntergänge über dem benachbarten
Dänemark geben nebenbei schon einen Vorgeschmack auf kommende Abende
auf See.

Bis zu 16 Stunden Ausbildung am Tag

Die MSM ist ohnehin nur eine eher kurze Station für die
Offizieranwärter der Marine. In diesen ersten Wochen erleben die
neuen Soldaten eine verkürzte allgemeine Grundausbildung. Für Anne
Bähr ist das nach einigen Wochen des "Nichtstuns" nach der Schule
eine gründliche Umstellung. Bis zu 16 Stunden können die Arbeitstage
in Mürwik lang werden. Vermittelt werden in dieser Zeit Inhalte aus
dem Bereich Wachausbildung, der Waffen- und Schießlehre, der
Sanitätsausbildung aber auch Formaldienst und grundlegende
Rechtsunterrichte stehen auf dem Dienstplan. Die Kameradschaft, die
die Grundausbildung für viele ehemalige Soldaten ausmacht, passt auch
zum Ausbildungszug von Anne Bähr. Bei vergleichenden Wettbewerben hat
ihr Zug oftmals die Nase vorn.

Private und dienstliche Veränderungen programmiert

Privat hat sich ihr Leben verändert. Bähr nimmt gerade mit eher
schwerem Herzen Abschied von zwei Freundinnen, die für jeweils ein
Jahr ins Ausland gehen werden. Auch das Training und die Teilnahme an
Regatten im Drachenboot für einen Prenzlauer Verein ist schlagartig
weniger geworden. Die Big Band, in der sie Tenorsaxophon spielt, wird
auf lange Sicht öfter auf sie verzichten müssen. Sie hofft dafür,
dass sie in den kommenden Ausbildungsabschnitten immer eine ruhige
Ecke zum Proben finden wird. Dienstlich werden ihr Weichen gestellt,
auf die sie seit Diensteintritt wenig Einfluss nehmen kann: In
einigen Wochen werden die Ausbildungsgruppen an der MSM neu
zusammengestellt. Insbesondere sprachliche Befähigungen entscheiden
über die künftige Zusammensetzung. Durch die Umstellung der
Studiengänge an den Universitäten der Bundeswehr auf Master- und
Bachelor-Abschlüsse ist die englische Sprache eine noch wichtigere
Voraussetzung geworden. Darauf werden selbst die
Ausbildungsabschnitte zugeschnitten.

Vielschichtige Ausbildung zum Marineoffizier

Nach der aktuellen Basisausbildung geht es für die Soldaten des
Ausbildungsjahrganges in unterschiedlicher Reihenfolge in die
infanteristische Ausbildung, die nautische Ausbildung und zur
Ausbildungsreise auf das Segelschulschiff "Gorch Fock". Bis zum
Jahresende werden Anne Bähr und ihre Kameradinnen und Kameraden ein
gutes "Stückchen Handwerkszeug" für den anschließenden
Offizierlehrgang, der die Kadetten zurück an die MSM führt, erlernt
und erste Seefahrts-Erfahrungen gesammelt haben. Gerade die
Ausbildungsfahrt auf der "Gorch Fock" dient dazu, den künftigen
Führungspersönlichkeiten "Seebeine" wachsen zu lassen, sprich den
Alltag an Bord und das Element Wasser mit seinen Tücken kennen zu
lernen. Ein weiterer Ausbildungsabschnitt an Bord schließt sich im
Frühjahr an: Im EAV, dem Einsatz- und Ausbildungsverband, werden die
Kadetten Erfahrungen an Bord unterschiedlicher Boote und Schiffe der
Marine sammeln. Nach weiteren Praktika und kleineren
Ausbildungsabschnitten geht es im Herbst 2009 für Anne Bähr an eine
der beiden Bundeswehruniversitäten, vermutlich an die in München. Von
dort wird sie dann, wenn alles glatt gelaufen ist, nach dem Studium
als Offizier in die Marine zurückkehren.
Ein langer Weg bis es in eine richtig verantwortungsvolle Verwendung
geht. Eine Übernahme zum Berufssoldat ist für Anne Bähr auf jeden
Fall ein Thema, auch wenn es nicht zum Admiral reichen sollte. Eines
hat sie dabei in den ersten Tagen in Mürwik schon gelernt: "Wenn man
sich entsprechend Mühe gibt, ist das alles zu schaffen", lässt sie
ein bisschen von ihrem Ehrgeiz durchblicken. Schließlich hat Matrose
OA Anne Bähr in den vergangenen Wochen auch schon erlebt, wie
abwechslungsreich der militärische Alltag sein kann.

Höhepunkt Vereidigung

Zwei Monate nach den ersten Erlebnissen steht die Vereidigung
bevor. Formaldienst, der Umgang mit Handwaffen, Wachausbildung und
jede Menge Unterrichte liegen hinter Matrose OA Bähr und ihren
Kameraden der MSM. Am Tag der Vereidigung lobt der Inspekteur der
Marine, Vizeadmiral Wolfgang Nolting, die 255 Offizieranwärter
persönlich. Er spricht davon, dass "die Motivation der
Offizieranwärter in den vergangenen Jahren kontinuierlich wieder nach
oben gegangen" wäre. "Für Null-Bock-Stimmungen gibt es keine
Anzeichen", sagt Fregattenkapitän Joachim Schmidt-Skipiol, der
stellvertretende Kommandeur der MSM.
Im Gegenteil sei es eher so, dass die Lehrgangsteilnehmer sich
teilweise noch eine Intensivisierung der Ausbildung vorstellen
können, sagt er. Der Höhepunkt ist gleichzeitig der Abschluss der
Grundausbildung - die Vereidigung. Die Kulisse der MSM und das Wetter
rundeten dieses feierliche Ereignis ab: Unter postkartentauglichem
Himmel waren die Offizieranwärter der diesjährigen Crew, wie der
Offizieranwärter-Jahrgang bei der Marine genannt wird, angetreten, um
ihren Diensteid abzulegen. Volker Kauder, der Vorsitzende der
Unionsfraktion im Bundestag, machte in seiner Ansprache an die
Soldatinnen und Soldatinnen klar, wie wichtig der Dienst in der
Bundeswehr ist. Er führte aus, dass es für ihn als Politiker sehr
wichtig sei, dass die Soldaten über die man im Parlament entscheide,
auch Gesichter haben. Daher habe er gerne die Einladung an die MSM
angenommen. So bekäme die Marine auch für ihn ein Gesicht. An die
Angehörigen der Rekruten gerichtet, betonte Kauder, dass sie auf die
angehenden Offiziere stolz sein könnten. Diese waren es dann auch und
strömten auf den Appellplatz zum Fototermin, als der große Augenblick
vorüber, und der Appell beendet war. Stolz tritt Anne Bähr ihrer
angereisten Familie gegenüber.

Abschied nehmen und Neuanfang

Die Vereidigung hieß für die Soldatin aber zugleich auch schon
wieder Abschied von der MSM zu nehmen. Bereits am Tag danach trennten
sich die Wege der Offizieranwärter. Für Anne Bähr weht nun ein
anderer Wind. Ein Wind, den sie aber auch dringend braucht, denn ihr
nächster Ausbildungsabschnitt ist die Ausbildungsreise auf dem
Segelschulschiff "Gorch Fock" und da geht es ohne Wind naturgemäß
nicht voran. Erste seemännische Grundlagen werden auf dem Dienstplan
stehen. Den Männern und Frauen sollen Seebeine wachsen, wie es im
Marinejargon heißt. Bähr muss sich nun an neue Kameraden gewöhnen,
denn die bisherigen auf sich eingespielten, verschweißten Gruppen
werden aufgelöst. Ein bisschen, so sagt sie, ist sie darüber schon
traurig und auch darüber, dass die Grundausbildung schon vorbei sei.
Vor der Zeit auf der "Gorch Fock" habe sie eine gehörige Portion
Respekt, gesteht sie und fügt auch gleich ganz soldatisch hinzu:
"Aber so schlimm kann das gar nicht werden." Bevor sie die MSM
verlässt, zieht sie ihre persönliche Zwischenbilanz: "Das Prinzip
Bundeswehr gefällt mir sehr gut."

Autor: Uwe Zeitter
Fotos: Uwe Zeitter

Originaltext: Presse- und Informationszentrum Marine
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/67428
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_67428.rss2

Pressekontakt:
Presse- und Informationszentrum Marine
Stabsbootsmann Detlef Struckhof
Telefon: 0 46 31 - 6 66 - 44 14 / 44 12
E-Mail: piz@marine.de


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