Allgemeine Zeitung Mainz: Mehr Ansehen statt Mitleid Kommentar zu Erzieherinnen
Geschrieben am 08-12-2008 |
Mainz (ots) - Wer regelmäßig seine Sprösslinge in die Kindertagesstätte bringt oder von dort abholt, wird sich öfter bei diesem Gedanken ertappen: "Mit den Erzieherinnen möchte ich nicht tauschen!". Es gibt Gruppen mit fast 30 Kindern; es gibt Tage, an denen Erzieher krank sind und kein Ersatz vorhanden ist; es gibt gerade mal drei Jahre alte Knirpse, die bereits die volle Aufmerksamkeit einer Erzieherin beanspruchen; es herrscht mancherorts ein Lärm, bei dem jeder normale Mensch am liebsten Reißaus nähme; es gibt Eltern, die trotz der oft angespannten Situation eine Menge, auch überzogene, Ansprüche an die Erzieherinnen stellen; und es gibt Eltern, denen es völlig egal ist, was in der Einrichtung abläuft, Hauptsache, ihr Kind ist für ein paar Stunden aus den Füßen. Dass eine Vollzeitkraft im Schnitt monatlich weniger als 2000 Euro für diese Arbeit erhält, darüber möchte man dann lieber nicht nachdenken. Die Erziehung, Bildung und Förderung von Kindern zwischen 0 und sechs Jahren ist ein anspruchsvoller und verantwortungsvoller Beruf. Von den ersten prägenden Jahren, da sind sich die Erziehungswissenschaftler weitgehend einig, hängt die weitere Entwicklung unserer Kinder ab. Diese Aufgabe muss deutlich besser entlohnt werden, das müssen uns unsere Kinder Wert sein. Es wird deshalb kein Weg daran vorbeiführen, die Erzieher-Ausbildung zu reformieren und einen entsprechenden Hochschulabschluss einzuführen. Dann wird man die Beschäftigten nicht mehr mit einem Hungerlohn abspeisen können, und der Beruf könnte auch für Männer, die im Erziehungsbereich dringend gebraucht werden, attraktiv werden. Was die Erzieherinnen und Erzieher nicht brauchen, ist, dass wir sie bedauern. Was sie brauchen, ist mehr Ansehen.
Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65597.rss2
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