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Börsen-Zeitung: Wenn Größe zum Fluch wird, Kommentar zu den Fusionsbemühungen der Deutschen Börse von Christopher Kalbhenn

Geschrieben am 08-12-2008

Frankfurt (ots) - Die Liste der erfolglosen Fusionsbemühungen der
Deutschen Börse ist um eine weitere Episode verlängert worden. Der
Frankfurter Marktbetreiber, im Jahr 2006 Verlierer im Wettbewerb mit
der New York Stock Exchange (Nyse) um die Mehrländerbörse Euronext,
hat vor kurzem Fusionssondierungsgespräche mit der Nyse Euronext
abgebrochen. Hätten die Gespräche zum Erfolg geführt, wäre daraus
eine Superbörse hervorgegangen, wie sie die Welt noch nicht gesehen
hat.

Tatsächlich bereitet der Vorgang jedoch nichts anderes als ein
Déjà-vu. Es sind die altbekannten Probleme der Deutschen Börse, die
sie im großen Konsolidierungsspiel nicht zum Zug kommen lassen, auch
wenn mit der New Yorker Optionsbörse ISE immerhin ein Achtungserfolg
erzielt wurde. Der Marktbetreiber ist vom Geschäftsumfang zu groß, um
einen Zusammenschluss zu ermöglichen, bei dem sich die jeweiligen
Partner hinreichend repräsentiert fühlen können. Dadurch sind bereits
mehrere Versuche, mit der London Stock Exchange vor den Altar zu
treten, ebenso gescheitert wie das Werben um die Euronext.
Das Wort "scheitern" wird allerdings in diesem Zusammenhang viel zu
leicht in den Mund genommen. Nyse Euronext müsste eigentlich das
große Kraftpaket sein. In ihr aufgegangen sind mit der Nyse der
Betreiber des mit Abstand größten Aktienmarktes der Welt, mit der
Liffe eine der drei ganz großen Terminbörsen, die Bourse de Paris
sowie die Marktbetreiber Hollands, Belgiens und Portugals. Dennoch
wird dieses Gebilde am Aktienmarkt nicht einmal halb so hoch bewertet
wie die Deutsche Börse. Nicht einmal die schwierigen Großaktionäre
der Deutschen Börse, die Hedgefonds TCI und Atticus Capital, können
bei solchen Verhältnissen ernsthaft behaupten, dass vor allem der
Frankfurter Marktbetreiber derjenige ist, der etwas falsch macht.

Das eigentliche Ereignis ist in der Diskussion bisher
untergegangen. Irgendjemand aus dem Führungskreis oder seinem
unmittelbaren Umfeld hat - wohl wissend, dass die Gespräche bereits
ad acta gelegt sind - jenes Fusionsarbeitspapier dem "Spiegel"
zugespielt, und zwar gezielt unmittelbar vor der
Aufsichtsratssitzung. Es muss somit Meinungsverschiedenheiten bzw.
eine oder mehrere mit dem aktuellen Kurs der Führung unzufriedene
Personen innerhalb des Managements des Unternehmens geben.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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