Allg. Zeitung Mainz: Teufelskreis (Kommentar zu Piraten)
Geschrieben am 10-12-2008 |
Mainz (ots) - Nun wird Deutschland also auch am Horn von Afrika verteidigt - allerdings nicht zum ersten Mal. Vor 31 Jahren befreite die GSG9 auf dem Flughafen von Mogadischu deutsche Urlauber, die von arabischen Terroristen in der Lufthansa-Maschine "Landshut" gefangen gehalten wurden. Es war die Zeit des Deutschen Herbstes 1977, die Araber wollten nach der Schleyer-Entführung Druck auf die Bundesregierung ausüben, um die RAF-Terroristen Baader, Ensslin und Raspe aus dem Gefängnis freizupressen. Schon 1977 zeigte sich, dass die Frontlinien in der Sicherheitsfrage oft verschlungen verlaufen: Nicht nur Soldaten aus regulären Armeen bedrohen in entfernten Winkeln der Erde Leib und Leben unschuldiger Menschen, sondern oft Gruppen, die unter den pauschalen Begriff "Terroristen" gefasst werden. Damit stellen sich zum einen juristische Fragen: Welches Recht ist anwendbar - Kriegsvölkerrecht, allgemeines Strafrecht? Zum anderen muss dem deutschen Bürger immer öfter vermittelt werden, warum Bundeswehrsoldaten in die weite Welt ziehen, um dort gegen den Terror zu kämpfen: gegen El Kaida in Afghanistan, und nun auch gegen Piraten vor Somalia. Zwar murren nicht wenige hierzulande, und viele haben auch Angst um das Leben der Soldaten. Doch alles in allem ist ein relativ breiter gesellschaftlicher Konsens festzustellen, der diese Auslandsmissionen trägt; dies ist vor allem in psychologischer Hinsicht wichtig für diejenigen, die Tag für Tag Kopf und Kragen riskieren, damit die Welt wenigstens ein bisschen sicherer und damit friedlicher wird.
Undankbare Rolle
Soldaten sehen sich meist in einer undankbaren Rolle: Sie können Symptome bekämpfen, selten aber die tieferen Ursachen einer akuten Krise. Das darf allerdings nicht dazu führen, die Bedeutung bewaffneter Einsätze, die für Ruhe und Ordnung sorgen, gering zu schätzen. Wo Aufruhr, Mord und Totschlag herrschen, nützt die beste humanitäre Hilfe nichts. Der Piraten-Terror konnte sich nur ausbreiten, weil Somalia politisch extrem instabil ist; Clans versuchen, ihre Pfründe zu sichern, die einfachen Menschen sind bitter arm und damit auf internationale Hilfsprogramme angewiesen. Die wiederum sind gefährdet, solange Piraten ihr Unwesen treiben. Ein Teufelskreis. Ihn zu durchbrechen, ist extrem schwierig. Aber es nicht zu versuchen, wäre ein Verbrechen.
Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65597.rss2
Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Alexander Hoffmann crossmedia@vrm.de
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