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Börsen-Zeitung: Eine Frage der Zeit, Kommentar zum Rettungspaket für US-Autobauer von Peter De Thier

Geschrieben am 10-12-2008

Frankfurt (ots) - Kein Wunder, dass sich die "Big Three" aus
Detroit benachteiligt fühlen. Nachdem der Kongress Anfang Oktober ein
700 Mrd. Dollar schweres Rettungspaket für die angeschlagenen
Geldhäuser verabschiedet hatte und die Märkte trotzdem weiter
einbrachen, beschlossen Finanzminister Henry Paulson und die
Bankenchefs in einer Nacht-und-Nebel-Aktion, dass 250 Mrd. Dollar aus
dem Topf in direkte staatliche Beteiligungen fließen. Bald danach
hieß es dann, das gesamte Geld müsse in Form von Finanzspritzen den
Finanzinstituten bereitgestellt werden.

Warum also die ganze Aufregung um mickrige 14 Mrd. Dollar für die
Autobauer, eine der traditionsreichsten US-Industrien, wenn die
Banken ein Zigfaches davon einstecken, ohne mit der Wimper zu zucken?
Sowohl Demokraten als auch Republikaner, die bis zuletzt verbissen um
einen Überbrückungskredit für General Motors (GM), Ford und Chrysler
rangen, sprechen von einem hinkenden Vergleich. Dem Bankenplan, der
als "notwendiges Übel" angesehen wird, habe man wegen des
systemischen Risikos zugestimmt, das bei den Autokonzernen angeblich
nicht gegeben ist. Da aber liegen sie falsch: Sollte auch nur eines
der Unternehmen untergehen, dann könnte dies nach Angaben des
unabhängigen Center for Automotive Research bis zu 2,4 Millionen
Arbeitsplätze in der Autoindustrie, bei Zulieferern, Händlern sowie
anderen angegliederten Branchen vernichten.

Auch würde eine Pleite die Kreditwirtschaft hart treffen, wo
Forderungsausfälle sowie weitere, immense Wertberichtigungen
unvermeidlich wären und Hoffnungen auf eine nachhaltige
Stabilisierung der Finanzmärkte im Keime erstickt würden. Dass es
sich bei der Krise der Autoindustrie also in der Tat um ein weiteres
systemisches Risiko handelt, wissen die Politiker in Washington sehr
wohl. Deswegen ist es nur eine Frage der Zeit, bis die letzten
Konfliktpunkte behoben sind und der Geldhahn aufgedreht wird.

Auch ist es durchaus sinnvoll, angesichts der verheerenden
strategischen Fehler der Vergangenheit die Autokonzerne unter strenge
staatliche Aufsicht zu stellen und grundlegende Reformen zu fordern.
Unklar ist etwas anderes: 15 Mrd. Dollar wirken tatsächlich wie ein
Tropfen auf den heißen Stein. Dass das Geld auch nur annähernd
ausreichen wird, stößt bei vielen Experten auf berechtigte Skepsis.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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