LVZ: Leipziger Volkszeitung zum EU-Referendum
Geschrieben am 11-12-2008 |
Leipzig (ots) - Von Knut PriesLockruf für die IrenDie Europäische Union ist auf gutem Weg, ein Verfahren zur Rettung des Lissabon-Vertrags auszubaldowern. Das Verfahren besteht darin, den Iren im zweiten Anlauf die Zustimmung abzuluchsen. Auf dem Papier der Planer kann das klappen. Ob es auch in der politischen Praxis funktioniert, ist eine ganz andere Frage. Es ist die Frage nach der Zustimmung der Bürger - nicht nur in Irland. Am selben Tag, als die Staats- und Regierungschefs auf ihrem Gipfel an der Lösung der Vertragskrise tüftelten, trat in Brüssel eine Bewegung an, die dem Vertrag endgültig den Garaus machen will. Die Bewegung nennt sich Libertas, ihr Chef ist der irische Geschäftsmann und Nebenberufspolitiker Declan Ganley. Er war Kopf und Finanzier der Kampagne. Wenn jetzt die EU-Regierungen den Vertrag durchdrücken wollten, sei das ein Betrug an der Demokratie, sagt Ganley. Seine Gefolgsleute wollen im Juni bei den Europawahlen kandidieren und diese zu einem Referendum gegen Lissabon und Brüssel machen. Wenn Libertas damit Erfolg hätte, wäre Europa freilich nicht demokratischer, sondern weniger handlungsfähig. Es bliebe beim Nizzavertrag. Es ist nicht zu wünschen, dass Ganley Erfolg hat. In einem Punkt aber hat er recht: Die künftige Rechtsgrundlage der EU wird in die Wirklichkeit geschmuggelt. Weil man es nicht schafft, sie dem Bürger hinreichend zu erklären, soll er möglichst gar nicht merken, dass sie kommt. Wenn die dubiose Figur Ganley der EU mehr Anstrengung beim Europa-Marketing abnötigt, wäre das kein Fehler. @politik@lvz.de
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