Allg. Zeitung Mainz: Offensiv gegen Neonazis (Kommentar zu Rechtsextremismus)
Geschrieben am 14-12-2008 |
Mainz (ots) - Neonazis bilden keine terroristische "Sauerland"-Gruppe, und sie sind noch nicht als Kofferbomber in Erscheinung getreten. Das ist der Grund, warum sie bislang im Bewusstsein der Öffentlichkeit als weniger gefährlich verankert sind als gewaltbereite Islamisten. Wenn sich die vermuteten Hintergründe der Passauer Bluttat bestätigen, ist tatsächlich eine neue Dimension von rechtsextremistischer Gewalt erreicht. Der Symbolgehalt ist augenfällig: Wer es wagt, einen Polizeichef vor dessen eigener Haustür niederzustechen, dem ist alles zuzutrauen, der ist in den Augen seiner Kumpane ein "Held". Seit Jahr und Tag weisen mutige Zeitgenossen auf die Gefährlichkeit des braunen Gesindels hin, warnen vor Feigheit und fordern zu Recht, den Kampf gegen Neonazis offensiv zu führen. In diesem Kampf hat der Rechtsstaat schon 2003 eine bittere Schlappe erlitten: Das Bundesverfassungsgericht prüfte einen Antrag, die NPD zu verbieten, gar nicht erst, weil die Partei mit V-Leuten des Verfassungsschutzes durchsetzt war. Zu verantworten hat dieses Desaster der damalige Innenminister Schily. Seitdem schrecken die Parteien vor einem erneuten Verbotsantrag zurück; Begründung: zu groß sei die Gefahr, dass die NPD aus Karlsruhe eine Art Unbedenklichkeitszeugnis erhalten und dann triumphieren könnte. Diese Argumentation überzeugt nicht, doch mangels politischem Mut wird es auf absehbare Zeit wohl keinen neuen Verbotsantrag geben. Was zu tun bleibt, ist dies: Auf der politischen Ebene müssen die demokratischen Parteien mit Entschiedenheit und Intelligenz transparent machen, dass Rechtsextreme außer dumpfen Parolen nichts zu bieten haben. Der Justiz, der Polizei und anderen Sicherheitskräften obliegt es, noch aufmerksamer zu sein und Gewalttaten mit der gebotenen Härte zu verfolgen. Dies wird auch deshalb schwieriger, weil generell gewaltbereite Täter, nicht nur Neonazis, immer häufiger jeden Skrupel über Bord werfen.
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