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Fisch in Teufels Küche. WWF-Bericht deckt den zerstörerischen Hintergrund beliebter Fischgerichte auf.

Geschrieben am 15-12-2008

Hamburg (ots) - Rotbarsch mit Korallenpüree, Kahlschlag-Shrimps,
Seezunge mit Schollenmüll, "Die letzten ihrer Art" oder Armuts-Paella
- so müssten typische Fischgerichte benannt werden, wenn man die
ökologischen Kosten der Fischerei schon am Namen erkennen wollte.
Dies geht aus dem heute veröffentlichten WWF-Bericht "Fisch in
Teufels Küche" hervor. "Viele Fischereien plündern und zerstören die
Meere. Unser Bericht zeigt, was auf dem Teller nicht sichtbar ist",
so WWF-Expertin Heike Vesper.

16,4 Kilogramm Fisch genießt jeder Deutsche im Jahr. Doch längst
nicht jeder Fisch wird umweltverträglich gefangen. Weltweit gelten
mehr als drei Viertel der Bestände als bis an ihre Grenzen
ausgebeutet oder überfischt. Der WWF fordert die Verbraucher auf,
beim Weihnachtseinkauf bevorzugt Fisch mit dem blauen Ökosiegel des
"Marine Stewardship Council" (MSC) zu kaufen. Über 300 Produkte mit
dem MSC-Siegel sind bereits erhältlich.

Verbraucher sollten laut WWF zum Beispiel auf Rotbarsch
verzichten, dessen Bestand stark bedroht ist. Beim Fang dieses
Tiefseefisches werden zudem Jahrtausende alte Kaltwasserkorallen
zerstört. Tonnenschwere Grundschleppnetze zermalmen den wertvollen
Lebensraum zu "Korallenpüree". Der WWF fordert, die Tiefsee-Fischerei
komplett einzustellen.

Eine schlechte Öko-Bilanz haben auch tropische Shrimps. Für die
Zuchtanlagen von "Kahlschlag-Shrimps" wurden an der südamerikanischen
Pazifikküste hunderte Kilometer Mangrovenwälder abgeholzt. Beim Fang
auf Jungtiere, mit denen die Aquakultur bestückt wird, gehen pro
Krabbe etwa einhundert weitere Fische in die engmaschigen Netze.
Keine andere Fischerei produziert mehr Beifang.

Auch in der Nordsee sind die Nebenwirkungen der Fischerei enorm.
"Wer Scholle, Seezunge oder Krabben isst, muss sich klar sein, dass
in den Netzen ein Vielfaches an anderen Meerestieren verendet",
erläutert WWF-Expertin Vesper. So gehen zum Beispiel pro Kilo
Seezunge auf dem Teller bis zu sechs Kilo Babyschollen wie Müll
wieder über Bord. Und der arg dezimierte Kabeljaubestand leidet nicht
nur unter den seit Jahren zu hohen Fangquoten der EU. Zusätzlich wird
fast die Hälfte der Kabeljaumenge, die den Trawlern ins Netz geht,
wieder weggeschmissen.

Der Dornhai steht am Rand des Aussterbens. Ein Grund ist der
Konsum von Schillerlocken, die aus dem kleinen Hai gewonnen werden.
Die Fangmenge in der Nordsee ist aufgrund der massiven Ausbeutung
seit Ende 1970er Jahre um 96 Prozent zurückgegangen. Ähnlich
dramatische Folgen hat die Plünderung des Europäischen Aals. "Wer
heute Aal oder Dornhai kauft, vergreift sich an den letzten ihrer
Art", so Vesper.

85 Prozent des in Deutschland verzehrten Fisches wird importiert.
Auf einer "Armuts-Paella" finden sich typische Importfische wie
Tunfisch, Tintenfisch, Sardine oder Makrele. Sie stammen
beispielsweise aus westafrikanischen Gewässern, wo die Fangflotten
der Industriestaaten die Meere auf Kosten der einheimischen
Bevölkerung ausbeuten. "Unser Hunger nach Fisch nimmt den Armen die
wichtigste Nahrungsquelle", kritisiert die WWF-Expertin.

"Wir sind noch weit von einer Lösung der Fischerei- und
Umweltkrise in unseren Meeren entfernt", bilanziert Heike Vesper. Als
wichtigste Gründe für die Missstände nennt sie fehlende Kontrollen,
zu hohe Fangquoten, zerstörerische Fanggeräte und fehlende
Schutzgebiete.

Ende dieser Woche entscheiden die EU-Fischereiminister in Brüssel
über die Fangquoten in der Nordsee und im Nordostatlantik. Dabei
könnte erstmals beschlossen werden, dass Trawler marktfähigen Fisch
aus der Nordsee nicht mehr über Bord werfen dürfen, um sie durch
profitablere Fänge zu ersetzen. Das wäre laut WWF ein erster Schritt,
um die skandalöse Verschwendung in der Nordsee einzudämmen. Ziel
müsse aber ein umfassendes Rückwurf-Verbot für alle EU-Gewässer sein,
so die Umweltschützer.

Hinweise an die Redaktionen:
* Der 20seitige WWF-Bericht "Fisch in Teufels Küche" unter
www.wwf.de/presse
* TV-Footage und Fotos über Ralph Kampwirth, Tel. 0162-2914473 und
unter http://www.wwf.de/presse/bild-film/pressebilder-download/presse
bilder-download/pb/1580/
* Interviewpartnerin: Heike Vesper, WWF-Fischereiexpertin, Tel.
040-530200123

Originaltext: WWF World Wide Fund For Nature
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6638
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6638.rss2

Pressekontakt:
WWF World Wide Fund For Nature
Ralph Kampwirth
Pressesprecher
Tel. 0162-2914473


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