Rentenmarkt: Zurück zu alter Stärke?
Geschrieben am 20-06-2006 |
Main (ots) -
Die Kapitalmarktrenditen konnten zuletzt von der Verunsicherung der Anleger durch schwache Aktienmärkte, angeschlagene Emerging Markets und teils scharf korrigierende Rohstoffpreise profitieren. Im Gegensatz zu dieser Flucht in sichere Staatsanleihe-Häfen hinterließen bei kürzeren Laufzeiten neuerliche Zinserhöhungssorgen aufgrund verstärkter Unsicherheit um die kurzfristige Inflationsperspektive ihre Spuren. Entsprechend war zuletzt beidseits des Atlantiks eine Verflachung der Zinsstrukturkurven zu beobachten. In den USA liegen aktuell die zweijährigen Renditen sogar wieder höher als die Zehnjährigen. Diese verzinsen sich derzeit mit knapp über 5 Prozent, ihre deutschen Pendants mit gut 3,9 Prozent, so dass der seit November 2005 etablierte Seitwärtstrend bei den transatlantischen Renditedifferenzen von 100 bis 120 Basispunkten weiterhin Bestand hat. Technisch betrachtet ergibt sich durch die jüngsten Renditeabschläge bei längeren Laufzeiten eine interessante Konstellation, in der der schon verloren geglaubte Kampf um die langen Abwärtstrends aus Mitte der Neunziger Jahre in eine neue Runde gehen könnte.
Konjunkturell kamen zuletzt sowohl in den USA als auch im Euroraum vereinzelt Signale in Richtung einer künftigen Abschwächung des Expansionstempos. Frühindikatoren wie das rückläufige Zukunftsvertrauen der US-Konsumenten oder schlechtere Stimmungswerte in Euroland und Deutschland (ZEW-Index, Ifo-Erwartungen) lassen durchaus bis zum Spätsommer einige wachstumsärmere Monate wahrscheinlich werden. Ebenfalls plausibel ist die Erwartung, dass sich im Zuge einer weiteren geldpolitischen Straffung nicht zuletzt zinsinduSeite ziert Bremseffekte entwickeln. Auf der anderen Seite aber schweben über der Inflationsperspektive (Mai-Rate in USA 4,2 Prozent, in Euroland 2,5 Prozent) einige Fragezeichen. Zuletzt sind in den USA die Kernraten der Verbraucherpreise entgegen den Prognosen angestiegen, worauf die Bond-Anleger verschnupft reagierten. Solange nicht etwas mehr Klarheit darüber besteht, inwieweit die Inflationserwartungen tatsächlich bereits etabliert sind, dürften die positiven Effekte aus einer vermuteten Konjunkturschwächung begrenzt bleiben.
Dies bedeutet im Ergebnis, dass für Rentenanleger mehr Mut zur Verlängerung der Anlagefrist nicht belohnt werden dürfte, bevor erste Entspannungssignale seitens der Notenbanken in Richtung eines Fortgangs des Wachstums ohne verschärfte inflationäre Begleiterscheinungen deuten. Aktuell stimmen jedoch die Kernraten der Preise, die historisch noch immer niedrigen realen Verzinsungen sowie verstärkter Mittelbedarf seitens der Realwirtschaft mit einem auf der anderen Seite weiterhin starken Geldmengenwachstum weiter vorsichtig. Neuanlagen sollten sich daher auf eher kürzere Laufzeiten konzentrieren, deren Niveau ohnehin bereits auf einer fortgesetzten Erhöhung des Leitzinses im Euroraum in Richtung 3,25 Prozent basiert.
Originaltext: LRP Landesbank Rheinland-Pfalz Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=7018 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_7018.rss2
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