LVZ: Riskantes Spiel der US-Notenbank
Geschrieben am 17-12-2008 |
Leipzig (ots) - Von Sabine Schanzmann-Wey Angesichts der historischen Finanz- und Wirtschaftskrise sind außergewöhnliche Maßnahmen keine Überraschung mehr. Dass nun die US-Notenbank die Zinsen auf faktisch null Prozent senkt, ist ein weiterer Beweis für den Ernst der Lage. Ob es nun Panik, Kapitulation oder Entschlossenheit ist - die Entscheidung unterstreicht die Absicht, der Rezession und einer drohenden Deflation in den USA mit allen vorhandenen Mitteln zu begegnen. Die Fakten sprechen für sich. Die Wirtschaft der USA schrumpft seit einem Jahr. Für dieses Quartal erwarten Experten einen weiteren Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von mindestens fünf Prozent. Die Arbeitslosigkeit ist mit 6,7 Prozent auf den höchstenStand seit Jahrzehnten gestiegen. Dem Staat gehen dadurch Milliarden an Steuern verloren. Wie massiv die Probleme sind, zeigen täglich neue Nachrichten. Gestern schockte die einstige Investmentbank Morgan Stanley mit einem Quartalsverlust von 2,2 Milliarden Dollar. Angesichts dieses Szenarios ist das Vorgehen der Fed nachvollziehbar. Die Notenbanken stecken weltweit in einem Dilemma: Sie haben die Märkte mit Geld geflutet, doch damit bislang kaum die erhoffte Wirkung erzielt. Die Banken horten es lieber, anstatt Kredite an andere Institute, Unternehmen oder Verbraucher zu vergeben, die damit der Wirtschaft neue Impulse geben könnten. Nachdem sie ihr Pulver an der Zinsfront jetzt verschossen hat, wird die US-Notenbank daher verstärkt auch andere Instrumente nutzen, in dem sie etwa Wertpapiere aufkauft und die Kreditvergabe an Firmen und Privatkunden direkt unterstützt. Die EZB, die nach ihrer jüngsten Zinssenkung alles offen gelassen hat, bekommt von der Fed damit eine Entscheidungshilfe. Wenn in Übersee drastisch hantiert wird, kann sich auch die Europäische Zentralbank weiterenSchritten kaum verschließen, zumal schon gestern mit demAnstieg des Euro-Kurses eine direkte Folge deutlich wurde. Neben Konjunkturprogrammen und Hilfspaketen bleibt die Geldpolitik damit ein wichtiger Baustein im Krisenmanagement, sofern die Banken auf die Signale der Währungshüter reagieren. Allerdings ist das Spiel auch riskant: Schließlich hat genau die Niedrigzins-Politik der Fed die Entstehung der Immobilien- und Kreditblase befördert, deren Platzen geradewegs in die jetzige Rezession geführt hat.
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