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Deutsche Marine - Pressemeldung (Report): Zu Weihnachten "beißen Marinesoldaten die Zähne zusammen"

Geschrieben am 18-12-2008

Glücksburg (ots) -

- Querverweis: Bildmaterial ist abrufbar unter
http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs -

Kiel / Wilhelmshaven / Eckernförde - Deutschland bereitet sich
aufs Weihnachtsfest vor. Die meisten Innenstädte sind festlich
geschmückt. Grüne Tannenzweige, rote und goldene Kugeln dominieren
die Dekorationsvielfalt, helle Beleuchtungen bringen Licht in die
langen Nächte des Dezembers. Fast alle Deutschen freuen sich auf das
besinnliche Fest. Alle wollen mit ihren Familien feiern. So auch die
Männer und Frauen der Deutschen Marine. Gerade noch rechtzeitig zum
Weihnachtsfest werden es die Besatzungen des Tenders "Rhein" und des
Minenjagdbootes "Dillingen" in ihren Heimathafen Kiel schaffen. "Wir
hatten nach unserem Auslaufen aus Neapel durchgängig schlechtes
Wetter", sagt Korvettenkapitän Sönke Fuhrmann, Kommandant des Tenders
"Rhein". Sein Schiff gehörte zusammen mit der "Dillingen" einem
NATO-Minensuchverband im Mittelmeer an. Auf der knapp 12.000
Seemeilen langen Reise - das sind rund 21.600 Kilometer - besuchten
die Marinesoldaten zwölf Häfen, darunter Lissabon, Toulon, Alexandria
und Piräus. Fuhrmann sagt: "Wir haben jetzt auf unserer Rückfahrt
Windstärken zwischen sieben und neun Beaufort. Das ist ein sehr
kräftiger Sturm. Rund die Hälfte meiner Besatzung litt unter
Seekrankheit. Deshalb konnten wir unseren Zeitplan nicht einhalten
und kommen verspätet nach Kiel." Das Schiff befindet sich gerade in
der Biskaya, die ebenfalls für ihre Herbststürme berüchtigt ist.
"Jetzt beißen wir aber die Zähne zusammen. Alle wollen zum Fest nach
Hause", so der 38-jährige Kommandant. Er selbst will mit Frau und
Tochter bei seinen Schwiegereltern in Flensburg Weihnachten feiern.
"Die Geschenke habe ich in diversen Auslandshäfen besorgt", sagte
Fuhrmann am Mittwoch über Satellitentelefon. Er hoffe, am Sonntag
nach der fünfeinhalb Monate dauernden Abwesenheit in Kiel einlaufen
zu können.

Weihnachtsbaum aus grünem Tampen und weißen Lappen

In den Stützpunkten der Deutschen Marine sind die dort liegenden
Schiffe bereits weihnachtlich geschmückt. So zum Beispiel in
Wilhelmshaven in der vierten Einfahrt am Heppenser Groden. Die
Besatzung der Fregatte "Bayern" hat einen Weihnachtsbaum auf dem
Flugdeck aufgestellt. Einige Meter weiter liegt ebenfalls an der
Westkaje die Fregatte "Niedersachsen" und an der Scharnhorst-Brücke
die Fregatte "Augsburg". Auch bei ihnen wurden auf den Flugdecks am
Heck der grauen Schiffe weihnachtlich geschmückte Tannenbäume
aufgestellt. Das ist die Standarddekoration für die Marineschiffe.
Immer wieder gibt es jedoch auch Besonderheiten: Das Schnellboot
"Zobel" aus Rostock-Warnemünde hat zum Beispiel jedes Jahr die
Radarkugel mit einer riesigen rot-weißen Weihnachtsmannmütze
dekoriert. Auf dem Segelschulschiff "Gorch Fock" knüpften die
Seeleute ein Kunstwerk aus grünem Seil - bei der Marine heißt das
Tampen. Als Dekoration wurden weiße Lappen benutzt, die sollen den
Schnee darstellen. Es entstand in stundenlanger Detailarbeit ein
Weihnachtsbaum der besonderen Art, der über dem Mitteldeck am Mast
hängt.

600 Marinesoldaten an Weihnachten auf See

Solchen und ähnlichen Weihnachtsschmuck gibt es nicht nur in den
Heimathäfen, sondern auch auf den Schiffen im Einsatz. Rund 600
deutsche Marinesoldaten werden in diesem Jahr nicht bei ihren
Familien sein können. Dazu gehören die Besatzungen der Fregatten
"Karlsruhe" und "Mecklenburg-Vorpommern" die am Horn von Afrika
unterwegs sind. Auch der Tender "Elbe" sowie die Schnellboote "Dachs"
und "Hermelin" verbringen Weihnachten fern der Heimat - vor der Küste
des Libanons. Sie werden ein Weihnachtsfest nur mit den Kameraden
verbringen. Die Besatzung der "Mecklenburg-Vorpommern" verbringt
Heiligabend auf See in ihrem Einsatzgebiet. Die Soldaten erhalten
Geschenke und Weihnachtspost ihrer Angehörigen. Gefeiert wird im
Kreis der Kameraden. Das Schiff ist festlich geschmückt und trotz des
Einsatzes kommt besinnliche Weihnachtsstimmung auf. "Die
Kameradschaft ist toll - wir sind ein zusammengeschweißtes Team, das
entschädigt für die Entbehrungen", sagt der 23-jährige Oberbootsmann
Maximiliam D. Für diese Einstellung gibt es Lob vom Befehlshaber der
Flotte. Vizeadmiral Hans-Joachim Stricker reist zwei Tage vor
Weihnachten nach Dschibuti. Mit dem Bundesminister der Verteidigung,
Franz Josef Jung, wird er die "Karlsruhe" und die
"Mecklenburg-Vorpommern" besuchen. "Es erfüllt mich mit Stolz und
Freude, wenn ich sehe, mit welchem Engagement und Teamgeist die
Soldaten fernab der Heimat ihren Dienst versehen." Stricker selbst
wird Heiligabend bei seiner Familie sein. "Wir haben bisher immer
Forelle gegessen. In diesem Jahr gibt es Fondue, weil sich die
Familie dann besser unterhalten kann."

Weihnachtsbaum auf dem Meeresgrund

Ortswechsel in die Heimat nach Eckernförde. Die meisten der dort
ansässigen Minentaucher werden bei ihren Familien feiern können. "Nur
vier unserer Männer sind nicht hier. Sie sind im UNIFIL-Einsatz auf
Zypern und vor dem Libanon", sagt der Einsatzoffizier der
Minentaucherkompanie, Harry Trawiel. 40 Minentaucher treffen sich in
Eckernförde, um eine wohl ungewöhnliche und feuchte Weihnachtsfeier
zu begehen. Dazu tauchen die Männer in die nur drei Grad kalte Ostsee
ab. Was sie dort in zwölf Metern Tiefe finden, ist ein festlich
geschmückter Weihnachtsbaum samt Lichtern auf dem Grund der
Eckernförder Bucht. "Das ist heute etwas besonderes für uns, weil wir
alle mal zusammen sind", sagt Minentaucher Obermaat Patrick R. Er
trägt eine Weihnachtsmannmütze. Seine Ausrüstung wiegt 60 Kilogramm -
kein Zuckerschlecken. Dennoch freut sich der 26-Jährige: "So kann das
Jahr gut ausklingen. Ab Montag habe ich Urlaub." Sein
Taucheinsatzleiter, Holger L., fasst das nasskalte Wetter und die
Temperaturen in zwei treffenden Worten zusammen: "Schön schattig",
sagt der 28 Jahre alte Oberleutnant zur See. Zur Belohnung gibt es
nach dem rund 20-minütigen Tauchgang Punsch und Glühwein für alle.
Die Weihnachtsfeier kann beginnen - natürlich draußen am Strand. So
sind die Minentaucher. Einer der Männer trägt sogar einen roten
Umhang und eine weiß-rote Pudelmütze zum isolierten schwarzen
Taucheranzug. Etwas Spaß darf an diesem Tag auch mal sein.

Ersatzfamilie Bordmannschaft

Doch auch in Deutschland haben nicht alle Marinesoldaten frei.
Einige Besatzungsmitglieder müssen an Bord der Schiffe bleiben - um
sie zu bewachen. Auf dem Einsatzgruppenversorger "Berlin" in
Wilhelmshaven werden 16 der rund 160 Crew-Mitglieder die Heilige
Nacht unter Deck verbringen. Der Kommandant, Fregattenkapitän
Hans-Günther Struck, und sein Erster Offizier, Korvettenkapitän
Markus Gansow, wollen ihre Männer und Frauen besuchen - es wird ein
gemeinsames Festtagsessen geben. Die Bordgemeinschaft ist dann eine
kleine Ersatzfamilie zu Weihnachten.

Landtagspräsident besucht Wache der "Gorch Fock"

Ortswechsel nach Kiel: Im dortigen Marinestützpunkt liegt das
Segelschulschiff "Gorch Fock" an der Tirpitzmole. Sie hat noch in der
vergangenen Woche ihre zurückliegende Auslandsausbildungsfahrt mit
Offiziersanwärtern beendet. Jetzt liegt sie festgezurrt an der Mole.
Die Offiziersanwärter die zur seemännischen Ausbildung an Bord waren,
sind inzwischen nach Hause gefahren. Anders der Hauptgefreite Peter
Leiß aus Hilpersried im Bayrischen Wald. Er gehört als Versorger seit
März zur Stammbesatzung der Bark. Sie müssen an diesen Tagen Wache
schieben. Er sagt: "Ich habe anderen den Vortritt beim
Weihnachtsurlaub gelassen, damit sie zu ihren Familien können. Meine
Eltern verstehen das." Der 22-Jährige wird mit seiner Familie die
Bescherung jedoch nachholen - an Silvester. "Deshalb habe ich bereits
in den Auslandshäfen alles besorgt und eingepackt", sagt Leiß, der in
diesem Jahr in Dublin und Lissabon war. Am Heiligen Abend wird der
schleswig-holsteinische Landtagspräsident, Martin Kayenburg, zu
Besuch kommen. Denn: Der Landtag ist Pate des Schiffes. Es wird ein
festliches Mahl geben. Am Heiligabend traditionell Bockwurst mit
Kartoffelsalat, am ersten Weihnachtstag Entenbrust mit Knödeln, am
zweiten Feiertag Kaninchenkeule mit Kroketten. Ganz allein werden die
Männer und Frauen des Segelschiffs vermutlich nicht bleiben. "Es
kommt an Weihnachten immer wieder vor, dass die Gorch Fock von
ehemaligen Besatzungsmitgliedern besucht wird, oder einfach nur so
von Leuten, die an der Wache Geschenke abgeben", sagt
Fregattenkapitän Lars Lührsen, Erster Offizier des Schiffs. Aber
trotz des guten Essens und der kameradschaftlichen Gemeinschaft
werden die einzelnen Soldaten oft an Zuhause denken. Der Bayer Leiß
sagt mit ein wenig Wehmut in der Stimme: "Ich weiß genau, was wann
und wie passieren wird. Ich glaube, da hat fast jede Familie ihr
eigenes, kleines Ritual zu Weihnachten."

Autoren: Detlef Struckhof, Alexander Gatzsche und Martin Galla
Fotos: Deutsche Marine

Originaltext: Presse- und Informationszentrum Marine
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/67428
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_67428.rss2

Pressekontakt:
Presse- und Informationszentrum Marine
Stabsbootsmann Detlef Struckhof
Telefon: 0 46 31 - 6 66 - 44 14 / 44 12
E-Mail: piz@marine.de
Fotoredaktion Marine: 00 46 31 - 6 66 - 44 32


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