WAZ: Bundeswehr gegen Piraten - Zweierlei Maß beim Kampfeinsatz - Leitartikel von Angela Gareis
Geschrieben am 19-12-2008 |
Essen (ots) - Als Peter Struck unlängst die Jagd der Marine auf Piraten am Horn von Afrika als "Kampfeinsatz" bezeichnete, blieb alles ruhig. Als Verteidigungsminister Franz Josef Jung zu Beginn seiner Amtszeit den Begriff "Kampfeinsatz" im Zusammenhang mit den Bundeswehrsoldaten in Afghanistan verwendete, wurde ihm aus dem Kanzleramt übermittelt, er möge jede Kriegsrhetorik unterlassen.
Der Unterschied zwischen Kampfeinsatz und Kampfeinsatz besteht offenbar darin, dass Piraten auf See als Feindbild klar zu isolieren sind. Zivile Opfer sind nicht zu befürchten. Die Soldaten der Mission "Atalanta" sollen sicherstellen, dass die humanitäre Hilfe für die Not leidende Bevölkerung Somalias ankommt. Im Bundestag gab es für das Mandat Zustimmung aus allen Fraktionen mit Ausnahme der Linken.
Gegen den Einsatz, dem im Übrigen auch wirtschaftliche Interessen der europäischen Handelsnationen zu Grunde liegen, lassen sich im Grundsatz keine Argumente einwenden. Er ist notwendig, und es ist richtig, dass die EU Flagge zeigt. Allerdings würde man sich wünschen, dass über die Auslandseinsätze der Bundeswehr insgesamt so vergleichsweise ehrlich diskutiert würde, wie über die Piratenjagd.
Gerade die Piraterie am Golf von Aden, die in heutigen Zeiten seltsam archaisch anmutet, führt deutlich vor Augen, welche asymmetrischen Gefahren die Welt bedrohen. Somalia beherbergt ungezählte islamistische Terroristen - und mehr als eine Million Binnenflüchtlinge. Unter den Piraten sind viele arme Teufel, die vielleicht nicht zu Verbrechern geworden wären, wenn die Lage in dem zusammengebrochenen Staat nicht so katastrophal wäre. Den hungern- den Menschen in Somalia zu helfen, entspricht deutschem Selbstverständnis. Mit militärischen Mitteln beim Aufbau eines Staates wie in Afghanistan zu helfen, strapaziert das Selbstverständnis vieler Deutscher in schwer erträglicher Weise.
Umso wichtiger ist es, dass die Bundesregierung eine offene Debatte über Afghanistan führt und den Bürgern besser erklärt, warum sie Soldaten in lebensgefährliche Einsätze entsendet. Die Zustimmung zu den Mandaten OEF und ISAF ist auch in den Koalitions-Fraktionen zunehmend der Disziplin und weniger der Überzeugung geschuldet. Die Bedrohungen aber, das steht zu befürchten, werden auf absehbare Zeit nicht geringer werden. Vor einem Jahr noch hätte man kaum geglaubt, dass Piraten zu einem so ernst zu nehmenden Problem werden könnten.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion Telefon: 0201 / 804-2727 zentralredaktion@waz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
177955
weitere Artikel:
- Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) kommentiert: Bielefeld (ots) - »Ich hoffe, dass ich vor Helmut sterbe. Denn in einer Welt ohne ihn möchte ich nicht leben.« Was für eine »Liebeserklärung« von Henry Kissinger an seinen Freund Helmut Schmidt. Doch so innige Gefühle wie beim Ex-US-Außenminister hat der kühle Hamburger bei den wenigsten Deutschen ausgelöst. Geliebt wurden in der jungen Bundesrepublik eigentlich nur zwei Kanzler: Konrad Adenauer (auch wegen der von ihm initiierten Rückkehr der Soldaten aus den UdSSR-Gulags) und Willy Brandt (von den Jungen und Juden wegen seines Kniefalls mehr...
- Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) kommentiert: Bielefeld (ots) - Die zivile Schifffahrt sollte nicht allzu große Hoffnung auf die Piratenjagd durch Kriegsschiffe setzen, an der sich nun auch die Bundeswehr beteiligen wird. Wenn überhaupt, kann mit diesem Vorhaben nur ein vorübergehender Abschreckungseffekt erzielt werden. Dass die internationale Seestreitmacht jetzt vor Somalia mehr Präsenz zeigen will, ist auf jeden Fall richtig. Der Golf von Aden ist eine der wichtigsten Handelsrouten der Welt, und allein in diesem Jahr hat es vor der somalischen Küste mehr als 120 Überfälle der mit mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Guantánamo Halle (ots) - Die USA haben durch Art und Umfang des "War on terror" ihre moralische Überlegenheit gegenüber den Terroristen eingebüßt. Guantánamo ist dafür das Symbol. Denn freie, demokratische Staaten kennzeichnet die Wahrung des Rechts. Es gilt eben nicht nur für jene, die sich daran halten - sondern auch für die anderen, die es missachten. Es wird nicht genügen, das Lager schnell zu schließen. Viel wird davon abhängen, wie der neue Präsident Barack Obama mit den dort noch Inhaftierten umgeht und jenen, die dort unschuldig einsaßen. mehr...
- Rheinische Post: Klar kommt zu früh frei Kommentar VON SVEN GÖSMANN Düsseldorf (ots) - Das geschriebene Recht und das Gefühl von Gerechtigkeit stimmen nicht immer überein. Die Entlassung des wegen neunfachen Mordes und elffachen Mordversuchs zu sechsmal lebenslang und 15 Jahren Haft verurteilten RAF-Terroristen Christian Klar ist ein solcher Fall. Das Gesetz verlangt von ihm keine Reue, das Gerechtigkeitsgefühl der Angehörigen seiner Opfer wie weiter Teile der Öffentlichkeit dagegen schon. Von Klar hat es ein solches Zeichen der Reue nie gegeben. Dem RAF-Terror hat er nie abgeschworen. Im Gegenteil: Klar mehr...
- Rheinische Post: Troika-Gefühle Kommentar VON MARTIN KESSLER Düsseldorf (ots) - Es ist ein kluger Schachzug der drei führenden Sozialdemokraten, sich regelmäßig abzustimmen. Das weckt Erinnerungen an das Trio Scharping, Schröder und Lafontaine, das 1994 beinahe noch Kanzler Helmut Kohl geschlagen hätte. In der SPD ist es fast eine Gewissheit, dass einer allein die beliebte CDU-Regierungschefin Angela Merkel nicht schlagen kann. Auch die neue Troika hat bestenfalls Außenseiterchancen. Aber für die Partei könnte sich die Konstellation als segensreich erweisen: Steinmeier, der freilich noch stärker mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|