LVZ: zu Qimonda Zitterpartie für Qimonda
Geschrieben am 21-12-2008 |
Leipzig (ots) - Von Sven Heitkamp
Nach einer dramatischen Zitterpartie zur Adventszeit scheint für die 3200 Qimonda-Werker der Betriebsfrieden zu Weihnachten erstmal gerettet: In einer beispiellosen Aktion will Sachsen gemeinsam mit Portugal, dem Mutterhaus Infineon und dem Bund die Speicherchipfabrik retten. Das ist eine frohe Botschaft für die Beschäftigten und für den Mikrotechnologiestandort Sachsen. Ob die Aktion am Ende wirklich gelingt, bleibt zweifelhaft. Zwar ist mit dem 325-Millionen-Euro-Paket voraussichtlich bis zum Frühjahr die Insolvenz abgewendet. Doch Qimonda bewegt sich mit seinen Speicherchips auf einem Weltmarkt, auf dem die Preise verdorben sind, die Konkurrenz massiv und die Zukunft ungewiss ist. Hinter Weltkonzernen wie Samsung stehen jedoch ganze Staaten wie Südkorea. Hinter Qimonda stand bisher nur Sachsen. Ein Kampf Davids gegen Goliath. Das große Plus von Qimonda ist sicher sein Knowhow. Die hauseigene Halbleiter-Technologie ermöglicht winzige Chipgrößen mit doppelt so viel Speicherplatz bei viel niedrigerem Energieverbrauch und deutlich geringeren Herstellungskosten. Qimonda soll damit etwa 18 Monate Vorsprung vor anderen haben. Doch es werden 1,2 Milliarden Euro benötigt, um die Fabrik auf den neuesten Stand zu bringen und am Markt zu halten. Nicht umsonst hat sich bisher kein Investor für das Unternehmen gefunden. Sollte Qimonda seinen Forschungsvorsprung nicht bald nutzen können und der Marktpreis im Keller bleiben, sollte der Druck aus Asien zunehmen und Qimonda weiter mehr Verlust als Umsatz machen, könnte sich der löbliche Rettungsversuch dieses vierten Advents als Pyrrhussieg erweisen. Der Molosser-König soll nach seinem Kampf gegen die Römer gesagt haben: "Noch so ein Sieg, und wir sind verloren!" Doch es geht nicht nur um Qimonda. Mit dem Untergang des Unternehmens, das in Dresden als eines der wenigen noch eine Forschungsabteilung unterhält, droht ein Dammbruch, der den ganzen Traum vom Silicon Saxony wegspülen könnte. Sachsen wäre eines seiner Markenzeichen beraubt, und Deutschland wie Europa auf dem sensiblen Markt der Chipindustrie von Forschung und Entwicklung in Asien und den USA abhängig. Insofern hat die europäische Politik vorerst richtig gehandelt. Wie lange sie den Verdrängungs-Wettlauf aber durchhält, bleibt eine spannende Frage.
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