Allg. Zeitung Mainz: Jämmerlich Kommentar zu Schäfer-Gümbel
Geschrieben am 22-12-2008 |
Mainz (ots) - Wer bislang noch eine leise Hoffnung hatte, dass sich die Sozialdemokraten in Hessen nach dem Debakel mit Andrea Ypsilanti endlich auf einen Kurs der Vernunft begeben würden, dem muss seit gestern klar sein, dass auch der nächste Herausforderer Kochs mit der wirtschaftlichen Realität in Deutschland offenbar nicht sonderlich viel im Sinn hat. Thorsten Schäfer-Gümbels Vorstoß einer Zwangsanleihe für Reiche als Mittel gegen die drohende Rezession bedient Klassenkampfklischees, wie sie neidgetränkter und realitätsfremder kaum sein könnten. Seit vielen Jahren tragen gerade einmal neun Prozent der Einkommensteuerpflichtigen die Hälfte des Steueraufkommen, übererfüllen damit also ihre gesellschaftspolitische Verantwortung. Das sind die Fakten am Vorabend einer beginnenden schweren Rezession. Da noch mehr zu verlangen und das auch noch zu einem festen Zinssatz von 2,5 Prozent über 15 Jahre, könnte man schlicht auch als staatlich sanktionierten Raub bezeichnen. Doch der Vorschlag des Ersatzmannes für die gescheiterte Frontfrau in Hessen zeigt vor allem eines: Die SPD zumindest in diesem Bundesland ist in einem jämmerlichen, orientierungslosen Zustand. Über den Tag hinaus bedenklich ist Schäfer-Gümbels Vorstoß aber auch deshalb, weil es nun der Zweite binnen weniger Tage aus den Reihen der SPD ist, der so extrem populistisch ist. Denn vergangene Woche machte schon der rheinland-pfälzische Ministerpräsident mit einem 13. Gehalt für alle Sozialleistungsempfänger ein Stück weit in Sachen Klassenkampf. Gemessen an Schäfer-Gümbels Vorschlag aber war die Botschaft aus Mainz zumindest eine ernsthafte Diskussion wert.
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