Der Tagesspiegel: Polizei schaut genauer hin: Nicht-deutsche Herkunft bei Tätern pauschal erfasst - strittige Forderung im Bund in Berlin schon Realität
Geschrieben am 05-01-2009 |
Berlin (ots) - Die Berliner Polizei erfasst bei weit mehr Straftaten als bisher bekannt die Herkunft der Täter. Das bestätigte am Montag ein Polizeisprecher dem Tagesspiegel. Seit 1. Oktober 2008 wird bei jeder erfassten Straftat neben den üblich Kriterien "deutsch" und "nicht-deutsch" auch die "nicht-deutsche Herkunft" erfasst, wie die Polizei auf Anfrage mitteilte. Während bundesweit über den Vorstoß von CDU/CSU diskutiert wird, die Herkunft von Straftätern zu erfassen, ist dies in Berlin schon seit längerem üblich. Bislang hatte Berlins Polizei allerdings nur bekanntgegeben, dass sie den Migrationshintergrund von Tätern bei der Jugendgruppengewalt erfasst. Zu den Gründen für die ausgeweitete Erfassung wollte sich die Polizei nicht äußern, kündigte aber eine Erklärung für kommende Woche an. In Politik und Verwaltung provozierte die jetzt bekannt gewordene Praxis unterschiedliche Reaktionen. So hält es der SPD-Rechtspolitiker Fritz Felgentreu für richtig, bei Straftätern die Herkunft zu erfassen: "Man muss wissen, bei welchen Gruppen es besondere Probleme gibt." Das helfe der Polizei, bestimmte Gruppen und Familien gezielter anzusprechen. Dass sehen nicht alle Sozialdemokraten so. "Natürlich muss sich die Polizei angucken, mit wem sie es zu tun hat - aber das muss man nicht gleich in die Kriminalitätsstatistik schreiben, da die Gefahr von Fehlinterpretationen droht", sagt Thomas Kleineidam, innenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Auch beim Koalitionspartner sieht man das Vorgehen der Polizei skeptisch. "Es ist für die Arbeit der Polizei bestimmt hilfreich, den Hintergrund der Täter zu erfassen", sagt Marion Seelig, innenpolitische Sprecherin der Linken-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Allerdings ist sie dagegen, dass diese Angaben in öffentlichen Statistiken benutzt werden: "Das schafft Deutsche erster und zweiter Klasse." Sie sieht die Gefahr, dass so ganze Bevölkerungsgruppen "öffentlich stigmatisiert" werden. Dieses weist SPD-Mann Felgentreu zurück. Allerdings sieht auch er das Problem, dass Begriffe wie "nicht-deutsche Herkunft" oder "Migrationshintergrund" nicht exakt zu definieren sind: "Das ist immer auch ein Stück Gefühlssache, es gibt hervorragend integrierte Migranten und sehr wenig integrierte Menschen, deren Familie seit Generationen hier lebt." Solche Definitionen hätten "immer auch ein Element von Willkür". Genau das stört den Grünen-Politiker Özcan Mutlu: "Diese Regelung öffnet Stigmatisierung und Missbrauch die Tür." Die Polizei verwendet in ihrer Statistik eine Definition, auf die sich die Landesminister im vergangenen September geeinigt haben. Danach sind "Deutsche mit Migrationshintergrund" alle Personen, "die trotz deutscher Staatsangehörigkeit eine nicht-deutsche Herkunft haben (Staatsangehörigkeit oder Geburtsort), oder bei denen dies für wenigstens ein Elternteil gilt." Währenddessen ist das Statistische Bundesamt schon einen Schritt weiter: "Es handelt sich um eine synthetische Variable", sagt Gunter Brückner vom Bundesamt, "wir überlegen, ob man den Migrationshintergrund in einigen Jahren anders definieren sollte". Etwa, indem nach der Sprache gefragt werde, die zu Hause überwiegend gesprochen wird.
Inhaltliche Rückfragen bitte an Tagesspiegel Berlin-Ressort 030/26009547
Originaltext: Der Tagesspiegel Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/2790 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_2790.rss2
Pressekontakt: Der Tagesspiegel Chef vom Dienst Thomas Wurster Telefon: 030-260 09-308 Fax: 030-260 09-622 cvd@tagesspiegel.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
179296
weitere Artikel:
- Westdeutsche Zeitung: Nahost-Konflikt = von Alexander Marinos Düsseldorf (ots) - Während im Nahen Osten die Kriegsmaschinerie dröhnt, bietet die EU wieder einmal jede Menge Solisten auf, die sich gegenseitig zu übertönen versuchen und dabei nur klägliche Dissonanzen erzeugen. Verzweifelt versucht Tschechien, das im Januar die Ratspräsidentschaft von Frankreich übernommen hat, den Takt vorzugeben. Doch der französische Präsident Nicolas Sarkozy, der sich in der Rolle des Weltpolitikers gefällt, hält sich selbst noch immer für Europas Dirigenten. Formal kann er darauf verweisen, dem UN-Sicherheitsrat mehr...
- Neue Westfälische: Kommentar zum Thema Konjunkturpaket II Bielefeld (ots) - Auch Schulden, die mit guter Absicht gemacht werden, müssen zurückgezahlt werden. Dass jeder Kindergeldempfänger pro Kind einmalig 200 Euro bekommen soll, wie es die SPD auch noch vorschlägt, gehört in die Kategorie überflüssiger Wahlkampfgeschenke. Das kostet viel und bringt im Kampf gegen die Krise wenig. Überhaupt kann die Politik die Krise im besten Fall nur eindämmen, aber nicht einfach auflösen. Eine solche Illusion würde unweigerlich zu Enttäuschung führen. Originaltext: Neue Westfälische Digitale Pressemappe: mehr...
- WAZ: Berlin, Konjunktur, Programme . . . - Der Wald wird gefegt - Leitartikel von Ulrich Reitz Essen (ots) - Jedenfalls für Peter Hintze ist Weihnachten noch nicht vorbei. Der CDU-Mann hat es inzwischen zum Luft- und Raumfahrt-Koordinator der Bundesregierung gebracht. Und nun wünscht er sich Geld, auf dass endlich eine deutsche Mondmission starten kann. Motto: Wer der lahmen deutschen Konjunktur helfen will, muss nur den guten alten Mond ausmessen. Weshalb, kurze Frage, wird eigentlich immer noch nicht der deutsche Wald gefegt? Gestern hat sich die Große Koalition noch nicht auf ein Konjunkturprogramm verständigt. Das ist mehr...
- WAZ: Kampagne gegen Cannabiskonsum - Die soziale Droge - Leitartikel von Thomas Mader Essen (ots) - Der Streit um die Gefährlichkeit von Cannabis ist so alt wie die Popkultur. Spätestens seit Woodstock ist der Joint ein Symbol der Jugend und ihrer Gegenbewegung - und er wird es bleiben, solange Gras verboten bleibt. Denn Cannabis ist eine sozialisierende Droge, über die sich auch Zugehörigkeiten definieren. Die Verfechter einer Legalisierung weisen meist auch darauf hin, dass Alkohol und Nikotin viel weiter verbreitete Einstiegsdrogen sind. Doch diese Position übersieht, dass Gras und Hasch in vierzig Jahren enorm härter mehr...
- Märkische Oderzeitung: Die Märkische Oderzeitung (Frankfurt/Oder) kommentiert in ihrer Dienstagsausgabe am 6. Januar 2009 die Debatte um das Konjunkturprogramm der Bundesregierung: Frankfurt/Oder (ots) - Nun steht außer Zweifel, dass es einen hohen Bedarf an öffentlichen Investitionen gibt - in Infrastruktur, Bildung, energiesparende Technologien - und der Bürger unter Lasten stöhnt, von denen er gern befreit wäre. Doch weiß kein Mensch, ob er denn, wenn er mehr Geld in der Tasche hätte, dieses angesichts seiner Unsicherheit ängstlich zusammenhalten oder in den Konsum stecken würde - und wenn letzteres, in welchen. Deutschlands Wirtschaft ist globalisiert! Man wird wohl auch bald feststellen, dass vor großen mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|