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Nach Abmahnung durch Kartellbehörde wurden Pläne bekannt: EWE will ostdeutsche VNG schon lange feindlich übernehmen

Geschrieben am 07-01-2009

Erfurt (ots) - Offenbar schon lange plant die Oldenburger EWE AG
die Übernahme der Mehrheit der Aktien bei der Leipziger VNG -
Verbundnetz Gas AG (VNG) mit dem Ziel, die VNG anschließend in ein
gemeinsames Tochterunternehmen mit der baden-württembergischen EnBW
einzugliedern. Das geht aus der Abmahnung hervor, die das
Bundeskartellamt kurz vor den Weihnachtsfeiertagen gegen ein
Zusammenschlussvorhaben von EWE und EnBW bekannt machte. Das
Bundeskartellamt beabsichtigt, diesen Zusammenschluss zu untersagen,
weil er die Verstärkung marktbeherrschender Stellungen beim Absatz
von Erdgas in Ostdeutschland erwarten lässt.

Der geplante Zusammenschluss zwischen EWE und EnBW sieht - wie
jetzt bekannt wurde - unter anderem vor, dass die EnBW ihre
Beteiligung an der Dresdner ENSO-Energie Sachsen Ost und die EWE ihre
Beteiligung an der VNG in ein Gemeinschaftsunternehmen einbringen
wollen, was aber nur möglich ist, wenn die EWE die Mehrheit der
Aktien an der VNG hält. EnBW und EWE wollen dann über dieses
Gemeinschaftsunternehmen gemeinsam die Kontrolle ausüben. Dieses
Vorhaben ist Teil eines sogenannten "Master Agreement" zwischen EnBW
und EWE, nach dem die "Vergemeinschaftung des Gasgeschäfts" von ENSO
und VNG ausgemachte Sache ist. Die genauen Absprachen, die
offensichtlich sehr weitgehend sein müssen, sind nicht bekannt, da
diese dem Bundeskartellamt gegenüber als Geschäftsgeheimnisse
deklariert wurden, weshalb das Amt diese nicht veröffentlicht hat.

"Es bestätigt sich, dass unser ehemaliger Partner EWE, mit dem wir
als VUB durch einen Konsortialvertrag verbunden waren, schon seit
langem hinter unserem Rücken mit der EnBW den Plan geschmiedet hat,
die VNG bzw. deren Gasgeschäft zu einem wesentlichen Teil eines neuen
Unternehmens zu machen, was das abrupte Ende ihrer Eigenständigkeit
bedeuten würde", erklärte Andreas Reinhardt, Geschäftsführer der VUB,
heute in Erfurt. "Zur selben Zeit hat der Vorstandsvorsitzende der
EWE unablässig öffentlich beteuert, dass die VNG eigenständig bleiben
soll. Das ist eine unglaubwürdige Vorgehensweise. Wir haben ja schon
einiges befürchtet, nachdem der beabsichtigte Erwerb von Aktien an
der EWE durch die EnBW und deren neue strategische Partnerschaft
bekannt gegeben worden ist. Aber dass offensichtlich bis in
Einzelheiten hinein das Ende der VNG als selbst entscheidendes
ostdeutsches Unternehmen schon lange beschlossene Sache ist, ist
schon schockierend."

Die Entwicklung einer starken, eigenständigen Wirtschaft in den
ostdeutschen Ländern und damit der Aufbau Ost sei dem Vorstand der
EWE "offenbar völlig egal", sagte Reinhardt weiter. Vom ehemaligen
Konsortialpartner EWE hätten sich die ostdeutschen kommunalen
VNG-Aktionäre in der VUB mehr versprochen. Die Ministererlaubnis und
der Konsortialvertrag, die den Einstieg der EWE bei der VNG erst
ermöglicht haben, sehen eindeutige Verpflichtungen der EWE auch und
gerade gegenüber der VNG vor. Dem seien aber keine Taten, sondern
"ein Taktieren und Tricksen der EWE" gefolgt. Wir leben in einer
Zeit, so Reinhardt, die sich unter anderem durch Regeln und soziale
Verantwortung auszeichnet. "Eingegangene Verpflichtungen und die
Beachtung zum Beispiel der Regeln des Wettbewerbs sind etwas, an dem
sich auch eine EWE messen lassen muss. Wir leben gerade nicht in
Zeiten des Raubrittertums, in denen jedes Mittel recht war". Vor den
Absichten der EWE und EnBW in Bezug auf die VNG begrüßt die VUB daher
ausdrücklich die beabsichtigte Untersagung des
Zusammenschlussvorhabens.

In diesem Zusammenhang ging Reinhardt auch auf die seit letztem
Jahr kursierenden Gerüchte über Verkaufsabsichten der Stadt Halle
ein. "Die EWE hat nach unseren Informationen im Dezember des
vergangenen Jahres in Halle ein Angebot auf Erwerb der von den
Stadtwerken Halle an der VNG gehaltenen Aktien abgegeben. Wir müssen
heute davon ausgehen, dass zwischen Halle und der EWE bereits viel
früher zumindest Gespräche über einen Erwerb der Aktien aufgenommen
worden sind. Anders ist es nicht zu erklären, dass die EWE und EnBW
in dem Master Agreement so weitreichende Vereinbarungen hinsichtlich
VNG getroffen haben." Der Stadtrat von Halle habe aber gerade noch
rechtzeitig erkannt, welche Auswirkungen ein Verkauf der Aktien nicht
nur für die Stadt Halle sondern für die Region und Ostdeutschland
insgesamt hat und in seiner letzten Sitzung im Jahr 2008 entschieden,
dass die Stadtwerke Halle mit den Aktien an der VNG in der VUB
bleiben. Dem Willen des Stadtrates der Stadt Halle Rechnung tragend,
hat die VUB, trotz massiver Klageandrohung der Stadtwerke Halle gegen
VUB und Mitgesellschafter, die Freigabe für einen Verkauf bis auf
weiteres verneint und sich dazu verpflichtet bei geänderter
Beschlusslage im Stadtrat entsprechend zu handeln.

Die Zusammenarbeit mit der EWE im Aktionärskreis der VNG sei, so
Reinhardt, durch das Verhalten der EWE stark belastet. Er forderte
den Vorstandsvorsitzenden der EWE, Dr. Werner Brinker, daher auf, von
seinen "Eroberungsplänen" nunmehr Abstand zu nehmen und "öffentlich
zu erklären, das Ziel der Übernahme der VNG nunmehr endgültig
aufzugeben".

Originaltext: VNG Verbundnetz Gas Verwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft m.b.H., Halle (Saale)
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/74047
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_74047.rss2

Pressekontakt:
Internet: www.vub-online.de
E-Mail: presse@vub-online.de


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